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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Übliche ergeben.« Er sprach von der Mikroskopie mit polarisiertem Licht. »Quartz, Sand, Diatomeenschlamm, Flint und Elemente wie Eisen und Aluminium. Jede Menge Abfall. Glas, abgeblätterte Farbe, Gemüsereste, Nagetierhaare. Was in so einem Frachtcontainer alles rumliegt, kann man sich gar nicht vorstellen.
    Und überall Diatomeen. Allerdings habe ich eine merkwürdige Entdeckung gemacht, als ich die Diatomeen vom Boden des Containers mit denen von der Außenseite der Kleidung des Toten und auf seinem Körper verglich. Es ist eine Mischung aus Salz- und Süßwasserdiatomeen.«
    »Das ist nur logisch, wenn das Schiff im Schelf von Antwerpen losfuhr und dann die meiste Zeit auf See war«, sagte ich.
    »Aber auf der Innenseite seiner Kleidung? Dort waren es ausschließlich Süßwasserdiatomeen. So etwas gibt es nicht, außer er hat seine Kleidung, Schuhe, Socken, sogar die Unterwäsche in einem Fluss oder See gewaschen. Und Sachen von Armani und Schuhe aus Krokodilleder wäscht man normalerweise nicht in einem Fluss oder See, und schwimmen geht man damit auch nicht.
    Er hat also Süßwasserdiatomeen auf der Haut. Das ist merkwürdig. Und eine Mischung von Salzwasser und Süßwasser außen auf der Kleidung, was man unter den Umständen erwarten kann. Er ist vielleicht auf dem Dock entlanggegangen, Salzwasserdiatomeen waren in der Luft und hängten sich an seine Kleidung, aber nur auf der Außenseite.«
    »Was ist mit der Wirbelsäule?«, fragte ich.
    »Süßwasserdiatomeen. Passt zu Ertrinken in Süßwasser, vielleicht in dem Fluss in Antwerpen. Und das Haar auf seinem Kopf - nur Süßwasserdiatomeen. Keine Salzwasserdiatomeen darunter.«
    Posner riss die Augen auf und rieb sie, als wären sie sehr müde.
    »Das bringt mich noch um den Verstand. Diatomeen, die nicht zusammenpassen, seltsame Babyhaare und die Wirbelsäule.
    Wie ein Oreo-Keks. Auf der einen Seite Schokolade, auf der anderen Vanille, mit einer Schokovanillecreme dazwischen und einem Vanillehäubchen oben drauf.«
    »Verschonen Sie mich mit diesen Analogien, Larry. Ich bin schon verwirrt genug.«
    »Wie erklären Sie sich das?«
    »Ich kann nur mit einem Gedankenspiel dienen.«
    »Schießen Sie los.«
    »Er hat vielleicht nur deshalb Süßwasserdiatomeen im Haar, weil sein Kopf in Süßwasser getaucht wurde«, sagte ich. »Weil er kopfüber in ein Fass mit Süßwasser gesteckt wurde zum Beispiel. Wenn man das mit jemandem macht, kommt er nicht mehr raus, wie Kleinkinder, die kopfüber in einen Eimer mit Wasser fallen. Wenn ihm das Fass bis zur Hüfte reicht und stabil ist, hat er keine Chance, es umzuwerfen. Oder er wurde in einem normalen Eimer mit Süßwasser drin ertränkt, wenn jemand seinen Kopf festgehalten hat.«
    »Ich werde Albträume haben«, sagte Posner.
    »Bleiben Sie nicht mehr so lange, bis die Straßen wieder überfrieren«, sagte ich.
    Marino fuhr mich nach Hause, und ich nahm das Glas mit Formalin mit, weil ich die Hoffnung nicht aufgeben wollte, dass mir das Fleisch darin, noch mehr zu sagen hatte. Ich würde es auf den Schreibtisch in meinem Arbeitszimmer stellen, hin und wieder Handschuhe anziehen und unter schräg einfallendem Licht das Stück Haut betrachten wie ein Archäologe, der verwitterte Zeichen auf einem Stein zu entziffern versucht.
    »Kommst du noch mit rein?«, fragte ich Marino. »Mein verdammter Pager geht dauernd los, und ich krieg nicht raus, wer es ist«, sagte er und zog die Handbremse an. Er hielt ihn hoch und blinzelte.
    »Vielleicht solltest du das Licht anmachen«, schlug ich ihm vor.
    »Vielleicht ein Informant, der zu stoned ist, um noch richtig wählen zu können«, erwiderte er. »Wenn du's mir anbietest, esse ich gern einen Bissen. Dann muss ich weg.«
    Als wir mein Haus betraten, vibrierte sein Pager erneut. Er zog ihn verärgert aus seinem Gürtel und hielt ihn schief, um das Display sehen zu können.
    »Verdammt, schon wieder! Was soll das, fünf-drei-eins? Kennst du eine Nummer mit diesen Zahlen?«, fragte er entnervt.
    »Roses Privatnummer«, sagte ich.

27
    Rose hatte getrauert, als ihr Mann starb, und als sie einen ihrer Windhunde einschläfern lassen musste, dachte ich, sie würde zusammenbrechen. Aber sie hatte ihre Würde ebenso beibehalten, wie die Art, sich zu kleiden, dezent und diskret. Als sie am Morgen aus den Nachrichten erfuhr, dass Kim Luong umgebracht worden war, wurde Rose jedoch hysterisch.
    »Wenn nur, wenn nur«, sagte sie immer wieder. Sie saß in einem Sessel neben dem Kamin in

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