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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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drängte sich kommentarlos an ihnen vorbei in den Flur der Villa, der allein so groß war, wie ihr Wohnzimmer zu Hause. Der Boden war mit cremefarbenen Marmorplatten belegt. Eine Marmortreppe führte hinab in die Räume des Kellergeschosses. Von dort schlug Leonie ein süßlicher Dunst entgegen und Stimmengewirr und Gelächter von vielen Personen, die auch auf der Treppe saßen, sodass Leonie sich vorsichtig nach unten hindurchdrängen musste.
    Bis jetzt hatte sie noch kein bekanntes Gesicht gesehen und für einen kurzen Moment kam ihr der erschreckende Gedanke, dass sie hier in einem völlig anderen Haus bei einer völlig anderen Party gelandet war. Etwas heimeliger fühlte sie sich, als sie Harry-Higgs Musik hörte. Sie ging der Musik nach. Plötzlich spürte sie einen harten Griff am Handgelenk. Sie wurde herumgerissen und schaute direkt in Jens’ schweißglänzendes Gesicht. »Hey, ich glaub’s ja nicht. Wen ham wir denn da?« Bierdunst schlug ihr entgegen. Er zog sie näher zu sich heran. »Hey, sag mal schön ordentlich Hallo zum guten Jens«, hauchte er ihr entgegen und Leonie verzog die Nase. »Lass mich«, fauchte sie und versuchte, sich seinem Schraubgriff zu entwinden, doch Jens packte fester zu. »Hey, so hab ich das aber nicht gern«, kam es von ihm. Dabei musste er jedes Wort sorgfältig formen. »Lass sie!« hörte Leonie plötzlich eine dunkle Stimme. Marcel war zwischen den umstehenden Personen aufgetaucht. Er schaute Jens mit scharfem Blick an und dieser ließ los. »Na, warte, du Zicke!«, rief Jens ihr noch nach, doch sie hatte sich schon ein gutes Stück von ihm weg in Richtung der Musik gearbeitet.
    Die Luft war unerträglich stickig. Körper rieben sich freiwillig und unfreiwillig aneinander. Leonie konnte nicht mehr selbst bestimmen, in welche Richtung sie sich bewegte. Sie wurde einfach vorwärts geschoben. Auf der einen Seite des Ganges führte der Strom in Richtung der Musik, auf der anderen Seite drängte es zurück Richtung Treppe durch den Kellergang. Hatte Frederik wirklich so viele Freunde oder waren so viele gekommen, weil irgendwer die Nachricht von der Party im Internet verbreitet hatte? In dem Gang gab es links und rechts Türen, die wohl zu anderen Kellerräumen führten. Eigentlich konnte man diesen mit weißem Rauputz ausgekleideten Bereich auch kaum als Keller bezeichnen. Eigentlich war das eine großzügige Souterrainwohnung mit ausladender Grundfläche. War das etwa Frederiks eigener Wohnbereich im Haus der wohlhabenden Eltern? Solche Eltern! Ein solches Haus! Das war traumhaft wie im Film. Leonie seufzte. Sie kam sich schäbig vor mit einem Unkrautprofessor als Vater, einer Pillenverkäuferin als Mutter und den beiden Kleinen in einer renovierungsbedürftigen Altbauwohnung.
    Wo war nur Frederik? Wie sollte sie ihn je hier in dem Gedrängel finden? Plötzlich öffnete sich eine Tür dicht neben ihr. Ein Junge hastete durch die Menge nach draußen. Er hielt sich die Hand vor den Mund und würgte. Trotz der Enge wichen die Umstehenden zur Seite und gaben ihm den Weg nach oben frei. Einige versäumten nicht, ihn zu fotografieren. »Draußen im Garten kannst du bessere Kotzfotos machen«, hörte Leonie jemanden rufen. Sie wandte sich schnell zu dem Türspalt, aus dem der Junge gekommen war, um einen raschen Blick in das Innere des Zimmers zu erhaschen. Süßlich schwere Rauchschwaden waberten in gedämpftem Licht, das seine Farbe von Rot über Gelb zu Blau wechselte und merkwürdig grinsende Gesichter in Szene setzte. Körper, die sich auf dem Boden zwischen großen Kissen räkelten. Ein Mädchen hatte mit einem kichernden Aufschrei den Kopf in den Nacken geworfen und sich nach hinten in die Arme eines Jungen fallen lassen. Etwas an ihr funkelte in den rotierenden Farben der Lichtanlage. Als Leonie sich näher herandrängte, um einen suchenden Blick nach Frederik hineinzuwerfen, wurde die Tür hastig von innen zugezogen. Man hörte einen Schlüssel im Schloss drehen. So war das also: Neben der Hauptparty für die Masse gab es überall noch kleine Nebenpartys für ausgewähltes Publikum. Genauso wie die Ordner im Internet. Rein kam nur, wer den Code kannte. Wieder fühlte sie sich elend und ausgegrenzt. Der ganze Aufwand war also umsonst gewesen. Frederik steckte hier irgendwo in einem der Räume, und sie musste sich mit dem Bad in der Masse zufriedengeben. Schon wurde sie weiter geschoben.
    Die Musik kam aus einem riesigen Kellerraum. Dort gab es sogar eine Bar, die stark

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