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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller
Autoren: Random House
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über sie erzählt hatten, müsste sie doch eigentlich in heißer Erwartungsfreude neben ihm die Stufen hinaufspringen, ihm oben in der Wohnung um den Hals fallen und so etwas wie »endlich allein mit dir« lustvoll ins Ohr hauchen. Stattdessen stand vor ihm ein angstvoll zitterndes Häschen, dessen Tränen die Wimperntusche auflösten. Zu seiner Rettung fiel Niklas ein Satz aus einer Filmszene ein und er bemühte sich, diese nachzustellen. Er fasste Denise sanft an beiden Schultern, schaute ihr mit seelenschmelzendem Hundeblick in die Augen und raunte ihr zu: »Komm doch mit! Ich verspreche dir, ich mach nichts, was du nicht selber willst, okay?« Denises Blicke glitten forschend über Niklas Gesicht. Die Angst in ihren Augen war einer vorsichtigen Neugier gewichen. »Magst du mich?«, fragte sie zaghaft. »Klar, doch«, antwortete Niklas sofort im sanftesten Ton, den er trotz seines inneren Ärgers hervorbringen konnte. Ob er diese Denise wirklich mochte, wusste er nicht, er wusste nur, dass er sie wollte. Daher zog er sie heftig an sich. Passend zur Szene verlosch das Treppenhauslicht und Niklas küsste sie. Sie schreckte erst ein wenig zurück. Doch dann erwiderte sie seinen Kuss. Gewonnen, dachte er. Plötzlich flammte das Licht auf. Eine Tür schlug zu und grelles Hundgekläff erklang. Denise drängte sich voller Angst in Niklas Arme. Niklas stellte sich zwischen das Mädchen und den rasenden kleinen Hund.
    »Na, Paule, musst du mal Gassi?«, erkundigte sich Niklas.
    »Ja«, lautete die Antwort. Sie kam nicht von dem Hund, sondern von der alten Warnecke, die im Mantel und mit Hundeleine in der Hand oben auf der Treppe erschienen war. »Still, Paule!«, zischte sie und schaute blinzelnd zu den Gestalten im Hauseingang. »Ach du bist es, Niklas«, stellte sie fest. »Also das wundert mich jetzt aber. Sonst bellt er doch nur bei Fremden!« Die Warnecke war die Treppe hinuntergekommen. Sie bückte sich wegen ihrer Leibesfülle umständlich nach dem kleinen Hund und nahm ihn an die Leine. Paule knurrte und rollte bedrohlich seine Glubschaugen. Die Warnecke richtete sich mit hochrotem Kopf wieder auf. Fettige Silberlöckchen ringelten sich in die Stirn ihres Pfannkuchengesichts. Denise lugte ängstlich hinter Niklas hervor. Frau Warnecke beugte sich blinzelnd vor. Sie hatte ihre Brille nicht dabei. »Ach, da ist ja noch jemand«, stellte sie erstaunt fest. »Ein Mädchen. Ach ja, irgendwann fängt das mal an«, erklärte sie. Dann zog sie ihren Hund hinter sich her und drängte sich an Niklas und Denise vorbei nach draußen. Wieder erlosch das Licht. Zu Niklas Erstaunen war es Denise, die jetzt den Schalter betätigte. »Komm, lass uns endlich raufgehen«, sagte sie und Niklas setzte sich ein wenig überrascht durch ihre Initiative in Bewegung. In der Wohnung angekommen, schob er sie gleich in sein Zimmer. Dort stand sie und sah sich unschlüssig um. Niklas knäuelte seine Sporttasche unter den Schreibtisch und schob den Stuhl davor. Von seiner Bettcouch fegte er einen Stapel Zeitschriften, klaubte ein paar Pullover zusammen und warf sie in den Korbsessel, der ohnehin schon mit Kleidung beladen war. »Ist nicht so oberpingelig aufgeräumt«, erklärte er. »Hoffe, das stört dich nicht. Aber da auf der Couch ist jetzt ein bisschen Platz. Kannst dich setzen!« Denise setzte sich vorsichtig auf die schmale Freifläche, die entstanden war. Sie sprang allerdings sofort quiekend wieder auf und zog unter der dünnen Decke eine Taucherbrille hervor, auf die sie sich gesetzt hatte. Niklas griff danach und grinste verlegen: »Oh, wie ist die denn dahin gekommen?« Denise musterte ihn, als halte sie ihn für nicht ganz klar im Kopf. Niklas zuckte mit den Schultern. »Sorry, ich bin halt nicht so der Aufräumprofi, abends schnüre ich einfach die Tagesdecke über dem ganzen Kram zusammen und schon ist das Bett abgeräumt. Siehst du, so.« Er schob das entstandene Bündel unter den Korbstuhl. Denise nahm wieder Platz. Sie saß mit zusammengeklemmten Beinen auf der vordersten Kante der Couch wie eine Patientin auf der Behandlungsliege des Arztes, gerade so, als wollte sie gleich wieder die Flucht ergreifen. »Jetzt sei mal ganz relaxt«, beruhigte Niklas. »Ich hol uns was zu trinken. O.K. ?« Sie nickte zaghaft und sah ihm mit unsicheren Blicken nach, als er das Zimmer verließ. In der Tür drehte er sich noch einmal um und winkte ihr mit einem onkelhaften Lächeln aufmunternd zu, das sie allerdings nur kläglich erwiderte. Kaum
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