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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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gehört, zu den Mädchen. Der Kameramann hält drauf und ruft: »Macht das noch einmal, ich möchte, dass die kleine Blonde mehr in die Kameraachse guckt, wenn sie redet …«
    Die Szene wird noch einmal wiederholt, zufrieden beobachtet von den Müttern der beiden Mädchen, die dabeistehen und die Schulranzen ihrer Töchter halten. Leonie zieht Hanna davon und entrüstet sich: »Das ist doch krank, völlig krank! Die haben Denise nicht gekannt und dann machen die so eine Schau.« Hanna bestätigt Leonies Meinung durch angewidertes Kopfschütteln.
    »Soll’n wir uns noch irgendwohin setzen und reden?«, schlägt Leonie vor. Hanna wehrt ab, gerade heute müsse sie pünktlich zu Hause sein. »Dann erzähl mir jetzt wenigstens kurz, was sie dich gefragt haben«, drängt Leonie.
    Hanna zuckt mit den Schultern. »Nichts Besonderes. Nur eben, was ich am Freitagnachmittag und -abend so gemacht habe und ob ich Denise irgendwo gesehen habe oder weiß, wo sie hinwollte.«
    »Und was hast du erzählt?«
    »Na, wie es war, also dass ich Denise das letzte Mal in der Schule gesehen habe und dass du bei mir warst und dann so gegen zehn nach Hause gefahren bist. Ist doch O.K . oder?«
    Leonie beißt sich auf die Unterlippe und nickt zaghaft.
    »Hast du denn etwas anderes erzählt?«, forscht Hanna. Leonie schüttelt den Kopf. Dann fügt sie hinzu: »Meinst du, die fragen dann auch meine Eltern, wann ich nach Hause gekommen bin?« »Keine Ahnung. Aber wenn du überlegst, dass die bei allen Schülern, die sie befragt haben, das alles auch noch überprüfen wollen, ist das ein Riesenaufwand.«
    »Meinst du, die machen sich die Arbeit?«, forscht Leonie weiter.
    »Wahrscheinlich nur bei denen, die näher mit Denise zu tun hatten.«
    »Und das hatten wir ja nicht«, ergänzt Leonie schnell. Hanna nickt und macht sich auf den Heimweg. Leonie bleibt an der Bushaltestelle stehen und beobachtet das Treiben vor und auf dem Schulgelände. Als ihr Bus kommt, steigt sie nicht ein. Wie gebannt heftet sie ihren Blick auf den Eingang und schaut, wie immer mehr Klassenkameraden nach der Befragung herauskommen. Manche bleiben am Schultor stehen, warten, bis weitere kommen und unterhalten sich. Jetzt hat sie erspäht, dass Oliver aufgetaucht ist. Er ist der Letzte aus der 9f. Ihn haben sie am Längsten befragt. Als ihn jemand aus der Gruppe heranwinkt, schüttelt er heftig den Kopf und geht schnell vorbei. Sie stecken die Köpfe zusammen, einige sehen ihm nach, wie er da mit hängenden Schultern und den Fäusten tief in den Taschen seiner Schlabberjeans davonschleicht. Leonie setzt sich in Bewegung, eine Straßenecke weiter stellt sie ihn. »Oli, warte!« Er wendet sich müde um. »Na, du hast mir gerade noch gefehlt!« raunzt er und will sich wieder in Bewegung setzen. Sie greift sanft nach seinem Oberarm. »Oli, es tut mir leid«, sagt sie. »Ich weiß, wie du dich jetzt fühlst!«
    Oliver schaut mit tränenverschleiertem Blick in die Ferne. »Niemand weiß das. Hörst du, niemand weiß, wie ich mich jetzt fühle«, sprudelt es aus ihm heraus. Dann schaut er Leonie direkt in die Augen. Selten hat sie einen dermaßen hasserfüllten Blick wahrgenommen. »Und ich schwör«, sagt er mit seltsam spröder Stimme, »wenn ich den erwische, der ihr das angetan hat, den kill ich, merk dir das!« Er schüttelt ihre Hand ab, als wäre sie Schmutz und setzt sich wieder in Bewegung. »Warte!«, ruft Leonie. Mit ein paar schnellen Schritten ist sie wieder bei ihm und stellt sich vor ihn. »Erklär mir das bitte, du tust ja gerade so, als hätte ich etwas damit zu tun!« »Hast du ja auch …« In Leonie wirbeln die Gedanken durcheinander. Oliver war auch auf der Party. Vielleicht hat er mehr mitbekommen als sie. Vielleicht kann er ihr sogar helfen, ihre Gedächtnislücken zu schließen. »Was weißt du?«, flüstert sie und kann das blanke Entsetzen in ihren Augen nicht vor ihm verbergen. Über sein Gesicht zuckt ein verächtliches Grinsen: »Wer es war, zum Beispiel, weiß ich und du weißt das auch!« »Ich?« »Klar, du kennst ihn doch am besten und hängst öfter mit ihm ab!« Frederik!, schießt es ihr durch den Kopf. Er meint Frederik. Oder? Aber kenne ich den am besten? »Der Mettner, der war’s!«, schluchzt Oliver auf.
    »Niklas?«, schreit Leonie schrill. »Du bist ja völlig bekloppt! Den Scheiß hast du gestern schon geschrieben. Wer hat dir diesen Wurm ins Hirn gesetzt?« Olivers Gesichtsfarbe hat sich von Rot zu Schneeweiß gewandelt. Selbst seine

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