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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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dann viel zu spät gemerkt, dass hinter der Fassade ein wehrloses, unerfahrenes Mädchen versteckt war und konnte dann nichts mehr rückgängig machen. Deshalb musste Denise sterben. Und Leonie beinahe auch. Sie denkt an ihr eigenes Outfit am Partyabend. Du dumme Gans hättest besser als die gewohnte Leonie Fischer hingehen sollen, anstatt dich so aufzudonnern.
    Nach der Trauerfeier ist für alle früher Schulschluss, auch der Nachmittagsunterricht fällt aus. Das gefällt vielen und die ersten Verabredungen fürs Schwimmbad werden per Zuruf getroffen. Leonie will so schnell wie möglich nach Hause. Dort empfängt sie eine stille und aufgeräumte Wohnung, in der noch ein leichter Kaffeeduft hängt. Mama hat heute von neun bis eins Dienst in der Apotheke. Die Geschwister sind in Kindergarten und Schule. Papa ist in der Uni. Jeder hat seinen Platz. Sie muss wieder an Denise denken. Dann verzieht sie sich in ihr Zimmer und klappt ihr Laptop auf. Sie findet die Nummer der Müllabfuhr und ruft dort an:
    »Guten Tag, mein Name ist Leonie Fischer. Ich bin Schülerin der 9. Klasse und arbeite gerade an einer Präsentation zur Müllentsorgung in unserer Stadt. Da bräuchte ich ein paar Auskünfte über die Wege, die Lagerung und Entsorgung des städtischen Mülls.« Sie wird noch dreimal weiterverbunden. Inzwischen steckt Mama den Kopf zur Tür herein. Leonie deutet mit Gesten und Mundbewegung an, dass sie wichtige Hausaufgaben macht. Die Mutter zieht sich zurück. Während ihr eine freundliche Frauenstimme ausführlich etwas über die Müllentsorgung erzählt, hört Leonie gedämpft, dass es an der Wohnungstür klingelt. Sie hört die Stimme der Mutter, dann noch eine Stimme. Eine Frau. Sie klingt sehr verzweifelt. Scheint zu weinen. Die beruhigende Stimme der Mutter. Die Stimmen entfernen sich in Richtung Küche. Leonie fragt ins Telefon:
    »Und wie ist das, wenn einmal etwas in den Müll geworfen wird, was da nicht hineingehört, also zum Beispiel ein wertvoller Schmuckkasten oder so. Hat man da Chancen vor der Verbrennung noch einmal dranzukommen?«
    »Nun, es ist so«, erklärt die Frau, »dass in unseren modernen Fahrzeugen Kameras eingebaut sind. So kann der Fahrer beim Leeren der Tonnen kontrollieren, ob die Leute auf die Mülltrennung achten. Auch sind so schon manche Straftaten ans Licht gekommen.«
    »Ach ja, das ist ja interessant. Haben Sie da Beispiele?«, fragt Leonie und merkt, wie ihre Hände zittern.
    »Vielleicht hast du es ja vor ein paar Wochen in der Zeitung gelesen, dass ein toter Säugling in einem Müllsack entsorgt wurde. Den hat zum Beispiel der Belader der Verbrennungsanlage entdeckt.«
    »Wird das denn alles von Hand in den Ofen geworfen?«
    »Nein, dazu gibt es eine Art Bagger mit riesigen Greifzähnen, der den abgeladenen Müll aufnimmt. Damals hatte sich dadurch der Müllbeutel geöffnet und der Baggerführer sah, was da herausfiel, schrecklich.«
    »Und die Polizei, wenn die also nach bestimmten Sachen sucht, kann die das dann bei der Verbrennungsanlage noch finden?«
    »Das ist die berühmte Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Aber das hat es schon gegeben. Allerdings muss die Polizei da schneller sein, als die Polizei erlaubt.« Die Frau kichert über ihren Witz. Leonie muss alle Kraft zusammennehmen, um noch ruhig und sachlich sprechen zu können: »Wenn also jetzt zum Beispiel gestern in der Parkstraße jemand etwas in den Müll gegeben hat, hätte dann die Polizei heute eine Chance, das zu finden?« »Parkstraße? Warte, ich schau mal, ob wir dein Beispiel anschaulich machen können. Ja, hier. Also Parkstraße, das war gestern früh. Das ist dann am Mittag in der Verbrennung angekommen, wurde gestern Nachmittag und Abend beladen. Also, das ist heute alles bereits verbrannt.«
    Leonie atmet auf. »Vielen Dank für Ihre ausführlichen Auskünfte. Da bekomme ich jetzt bestimmt eine Eins!«
    »Gern geschehen, alles Gute.«
    Leonie springt auf. Jetzt spürt sie Durst und Hunger und läuft zur Küche. Dort sitzt Marianne am Küchentisch. Vor ihr dampft eine Tasse Tee. Leonies Mutter sitzt ihr gegenüber und mustert sie mitfühlend. Beide Frauen schauen auf, als Leonie kommt. Mariannes Augen schwimmen in Tränen. Leonies Mutter erklärt: »Die Polizei ist anscheinend fest davon überzeugt, dass Niklas etwas mit dem Tod des Mädchens aus deiner Klasse zu tun hat. Sie sind jetzt oben und durchsuchen die Wohnung.«
    Leonie wird blass: »Aber, das können die doch nicht so einfach«, stammelt

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