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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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zwischen Denise und mir so abgelaufen ist?«
    Leonie sieht ihm fest in die Augen und sieht seine Verzweiflung. Dann huscht ein kleines Lächeln über ihr Gesicht: »Weißt du, das ist so blöd, dass man es schon wieder glauben muss! Zimmer aufgeräumt!« Leonie schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und kichert.
    Niklas verzieht das Gesicht. Dann greift er plötzlich mit seinen langen Armen über die Lehne der Bank und zieht einen Basketball herbei, den er offensichtlich vorher unbemerkt dort geparkt hat. »Ich geh noch ein bisschen schießen«, sagt er und springt auf. Leonie schaut über den Spielplatz, wo es eine Ecke mit Basketballkorb gibt.
    »Ausgerechnet jetzt?«, fragt sie verwundert. »Ja, gerade jetzt«, bekräftigt er und läuft davon, den Ball bei jedem Schritt auf den Boden aufsetzend, sodass es heftig staubt.
    Leonie stützt das Gesicht in die Hände und sieht ihm nach. »Spinner!«, sagt sie leise.

    Abends sitzt Leonie mit den Eltern im Wohnzimmer und sieht sich die Regionalschau an. Vorher hat sie zum erneuten Erstaunen der Mutter dabei geholfen, die Kleinen zu baden und ins Bett zu bringen.
    Die Mutter hat schon von Kunden in der Apotheke erfahren, was geschehen ist und ihre Tochter außer Hörweite der Geschwister mit Fragen bombardiert. Leonie hat so spärlich wie möglich geantwortet. Aber das genügte, um die Mutter in Aufruhr zu versetzen. Sie glaubt an einen Mädchenmörder, der sich im Stadtpark herumtreibt und hat nun Angst um ihre Kinder. Der Vater reagierte etwas gelassener und beruhigte die Mutter: »Das Mädchen soll in der Nacht ermordet worden sein. Wir lassen Leonie doch gar nicht zu so später Stunde alleine da draußen herumlaufen.« Leonie nickte bestätigend und merkte, wie rabenschwarze Wolken ihr Gewissen verdüsterten. Gerne wäre sie all das losgeworden, aber den Eltern konnte sie das einfach nicht zumuten und sich selbst die damit womöglich verbundenen Konsequenzen auch nicht.
    Der Moderator kündigt einen Bericht über den rätselhaften Tod einer Schülerin an. Dann sieht man Bilder aus dem Park und die Spurensicherung bei der Arbeit. Sie sprechen vom »Fundort der Leiche« und Leonie schaudert. Es ist auch mein »Fundort«, denkt sie und kann nicht verhindern, dass die Bilder wieder in ihr aufsteigen. Sie sieht die Bank, auf der sie saß, den Drahtkorb, in dem sie ihre Sachen gefunden hat. Hätte ich wirklich, nachdem ich mich mit Denise geprügelt habe, meine eigenen Sachen weggeworfen? Die neuen Schuhe? Wird man im Suff so unlogisch, oder gibt es bestimmte Dinge, die man auch dann niemals tun würde? Die Frau, die Leonie schon vor der Schule gesehen hat, interviewt nun einige Leute hinter der Absperrung. Sie sagen, wie schrecklich das alles ist und dass sich heutzutage keiner mehr sicher fühlen kann. Später kommen die Bilder von der Schule. Einen kurzen Moment glaubt sie sogar, sich und Hanna schemenhaft auf dem Schulhof zu erkennen, bevor sie dann seitlich aus dem Bild verschwinden. Bin ich wirklich so lang und dünn? Und dieser Pagenkopf. Der macht den Kopf ja noch kleiner. Ich muss sie wieder wachsen lassen. So seh ich ja aus wie mein kleiner Bruder. Aber Hanni ist süß mit ihrem glatten, schweren Haar. Und dass sie ein bisschen pummelig ist, passt zu ihr. Ich wünschte, ich könnte dir alles erzählen. Aber das hältst du nicht aus. Am Ende der Sendung wird Kommissar Lindemann nach Aktenzeichen XY -Manier interviewt. Er sagt, das Mädchen sei effektiv dort im Park zu Tode gekommen. Wie genau, wolle er aus ermittlungstechnischen Gründen nicht sagen, aber er bitte die Bevölkerung um Mithilfe. Das Mädchen habe teilweise nicht die Kleidung getragen, mit der sie zuletzt gesehen worden sei. Das weiße T-Shirt mit einer Stickerei aus silbernen Pailletten sei bisher verschwunden, möglich, dass es blutverschmiert sei. Ebenso sei das Handy des Mädchens noch nicht gefunden worden. An diesen Gegenständen könnten sich wichtige Täterspuren befinden. Bitte wenden Sie sich an die nächste Polizeidienststelle, wenn …
    Leonie springt auf, rennt zur Tür hinaus, in großen Sprüngen die Treppe hinunter, in den Hinterhof zu den Mülltonnen. Sie klappt die Deckel der drei Tonnen eine nach der anderen auf. Sie sind weitgehend leer. Nur in einer befindet sich ein wenig Müll vom Tag. Leonie atmet tief durch. Klar doch, denkt sie. Montag! Heute Morgen war die Müllabfuhr da. Also ist das alles jetzt auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Keine Spur mehr, die zu Leonie

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