Blinder Rausch - Thriller
Gespräch mit Frederik erwähnt sie nicht. Aber sie schildert ihm ihre quälenden Gedanken, die sie vor Kurzem hatte und dass sie sich nicht sicher sein kann, ob sie selbst Denises Tod verschuldet hat. Niklas hat mit ernstem Gesicht zugehört. Dann sagte er: »War mir gleich am Samstagmorgen aufgefallen, dass das versaute T-Shirt, das du anhattest, wie das von Denise aussah. Irgendwo musst du sie getroffen haben und irgendwie müsst ihr die Kleider getauscht haben. Und die Flecken waren wohl Blut, Denises Blut. Also warst du auch irgendwie dabei, als es passiert ist.«
»Willst du jetzt damit sagen, dass du doch denkst, ich wäre das gewesen?«, fragt Leonie erschreckt.
»Nein, eigentlich nicht«, sagt er nach einigem Zögern.
»Danke für das Vertrauen«, imitiert sie ihn. Einen Moment sitzen sie schweigend und schauen jeder in eine andere Richtung. Schließlich fragt Leonie vorsichtig: »Das mit mir und dem T-Shirt, hast du das der Polizei erzählt?«
Niklas schüttelt den Kopf. »Ich wollte dich da nicht mit reinziehen.« Leonie atmet erleichtert auf und legt ihre Hand mit leichtem Druck auf Niklas Unterarm. »Danke!«, sagt sie leise. Er schaut sie mit einem gequälten Lächeln von der Seite an. Seine Augen sind immer noch glasig. Er zuckt mit den Schultern. »Schon O.K .«, flüstert er und legt kurz seine Hand über ihre, dann streift er sie sachte von seinem Arm wie einen verirrten Schmetterling. Tobi kommt angelaufen. Er klettert auf Niklas Schoß und lässt sich von Leonie mit einem Trinkpäckchen bedienen. Das hat Mona gesehen und holt sich Kekse. Als die Kleinen wieder zum Spielplatz laufen, sagt Niklas mit mühsam beherrschter Stimme: »So kommen wir nicht weiter. Also, indem wir uns gegenseitig verdächtigen. Wir müssen einfach davon ausgehen, dass weder du noch ich das gewesen sind. Wenigstens wir müssen einander vertrauen, wenn man sich sonst auf keinen mehr verlassen kann.«
»Ja, das müssen wir, sonst geht alles den Bach runter,« bekräftigt sie und wünscht sich sehnlich, dass er recht hat.
Niklas redet weiter: »Es war völlig unnötig, mich anzulügen, also von wegen, du wärst gar nicht auf der Party gewesen.«
»Ich hab es nicht für wichtig gehalten und wollte damit das alles für mich ungeschehen machen. Aber du hättest mir auch ruhig sagen können, dass du an dem Abend mit Denise zusammen warst.«
»Klar, aber es war völlig unwichtig zu dem Zeitpunkt.«
»Spätestens, als du sahst, dass es ihr T-Shirt ist, hättest du etwas sagen müssen!«
» O.K . Aber ich wusste nicht, dass es Blut ist. Ich war da noch viel zu müde, um mir irgendwas zu denken und außerdem wusste ich ja, wie du auf den Namen Denise reagierst und wollte nicht, dass du gleich ausflippst.«
» O.K . Verstanden. Aber ab jetzt muss alles auf den Tisch.«
»Roger«, sagt er mit wiederkehrender Zuversicht. Das wertet Leonie als Zeichen, dass er langsam wieder zu alter Form aufläuft.
»Wo warst du eigentlich mit Denise?«, forscht sie.
»Bei mir«, sagt er vorsichtig.
»Zu Hause, bei dir? Und warum?«
»Warum wohl?«
»Deswegen hattest du aufgeräumt?«
»Nein, sie hat aufgeräumt.«
»Sie?«
»Ja, sie.«
»Und dann? Habt ihr dann gepoppt in dem schön aufgeräumten Zimmer?«
»Du brauchst gar nicht so zickenmäßig zu fragen! Nein, haben wir nicht.«
»Wieso?«
»War irgendwie auf einmal keine Stimmung mehr.«
»Dann habt ihr Wodka getrunken, und zwar ziemlich viel.«
»Ja.«
»Und dann?«
»… bin ich todmüde auf dem Bett eingeschlafen. Irgendwann bin ich aufgewacht, und da war sie nicht mehr da.«
»Und so hast du das der Polizei erzählt?«
»Nicht so ganz.«
»Wieso nicht so ganz?«
»Wenn ich ihnen erzählt hätte, dass sie noch mit mir oben war, hätten die ja gleich gedacht, dass ich es war und die hätten mir das doch niemals geglaubt, also dass nichts gelaufen ist mit uns und dass sie irgendwann plötzlich weg war. Also hab ich ihnen gesagt, dass wir uns an der S-Bahn Station Marktplatz getrennt hätten, weil Denise zu Merve wollte. Jedenfalls hatte mir das Sercan erzählt, dass Denise an dem Abend mit Merve verabredet war.«
»Hoffentlich kommt das nicht raus«, flüstert Leonie, »sonst hast du total abgelost!«
»Niemandem außer dir habe ich bis jetzt erzählt, wie es wirklich war, und du verrätst mich doch nicht, oder?«, fragt Niklas kleinlaut.
Leonie schüttelt angedeutet den Kopf und starrt vor sich hin.
Niklas hakt nach:
»Glaubst du mir etwa nicht, dass das
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