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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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gibt es nicht. Er hat dich veräppelt und wollte nur mal testen, ob du so blöd bist und das auch noch glaubst. Und dass du mir davon nichts erzählt hast, sondern dir eine andere Geschichte ausgedacht hast, finde ich richtig mies von dir!«
    Niklas schluckt: »Das verstehst du jetzt falsch.«
    »Was gibt es da falsch zu verstehen?«, faucht Leonie. Dabei laufen ihr Tränen aus den Augen. »Dass du dich heimlich mit Benny treffen willst, um dir angebliche Nacktfotos von mir zeigen zu lassen ist eine obergemeine Nummer von dir! Niemals hätte ich gedacht, dass du so ekelhaft sein kannst!« Leonie wirft den Löffel klirrend in den Eisbecher zurück, springt auf und läuft zu ihrem Rad.
    »Leonie! Warte!«, ruft Niklas und hechtet ihr hinterher.
    »Halt Seniore!«, kommt es von der Bedienung des Eissalons. Niklas greift schnell sein Portmonee und wirft zehn Euro auf den Tisch. »Stimmt so«, keucht er und spurtet zu seinem Rad. Er tritt wild in die Pedale. Auf dem Fahrradweg an der Hauptstraße hat er Leonie eingeholt und fährt neben ihr. »Leo! Bitte halt an! Es ist wirklich anders als du denkst!« »Lass mich!«, schreit sie. »Ich will dich nie wieder sehen, hörst du? Nie, nie, nie!« Bei jedem Wort schluchzt sie und tritt fest in die Pedale, um Niklas zu entkommen. Niklas lässt sich etwas zurückfallen, folgt Leonie aber in dichtem Abstand. Leonie schluchzt. Sie kann kaum den Weg vor sich erkennen, der glücklicherweise recht gradlinig verläuft. In ihrem Kopf wirbeln die Gedanken. Fotos von ihr. Fotos, für die sie sich ausgezogen hat. Davon hat er wohl geträumt, dieser Benny! Hätte er wohl gerne gehabt! Und Niklas! Anstatt ihr das zu erzählen, will er sich einfach heimlich hinter ihrem Rücken diese Bilder anschauen. Die Kerle sind doch alle gleich. Denken immer nur … Was hätte Benny gemacht, wenn Niklas wirklich in der Fabrikhalle eingetroffen wäre? Hätte er ihm die heimlichen Bilder aus der Mathestunde präsentiert und dann »April, April« gesagt? Dass Niklas aber auch so doof ist und echt glaubt, Benny hätte Aktfotos von mir. Woher, bitte schön, hätte Benny diese Bilder denn gehabt? Darüber hätte Niklas mal nachdenken sollen, statt einfach darauf hereinzufallen und sich für mich eine blöde Lügengeschichte auszudenken … Plötzlich drückt Leonie mit aller Macht die Bremshebel. Niklas kann gerade noch ausweichen und kommt erst einige Meter weiter vor ihr zum Stehen. Er wendet sich nach Leonie um. Sie steht starr wie eine Säule auf dem Weg. Das Fahrrad hängt schief zwischen ihren Beinen. Ihre Fingerknöchel leuchten weiß im Licht der Straßenlaterne, so fest umklammert sie das schräge Lenkrad. Leonie sieht Niklas nicht, sondern stiert vor sich hin auf den grauen Asphalt. Dann beginnen ihre Lippen plötzlich zu zittern. Das Fahrrad gleitet zwischen ihren Beinen zu Boden. Sie schlägt die Hände vor das Gesicht und schluchzt laut auf. Niklas ist mit zwei Schritten bei ihr und schlingt seine Arme fest um sie, was sie widerstandslos geschehen lässt. Nach einiger Zeit hören ihre Schultern auf zu zucken und sie steht still. Das Gesicht hat sie an Niklas Brust gepresst. Niklas wagt kaum zu atmen. Gedämpft hört er Leonies Stimme: »Du hast dir gedacht, dass sie die Fotos auf der Party gemacht haben, stimmt’s?« »Ja«, bestätigt Niklas leise. »Es tut mir so leid, Leo. Ich wollte hinfahren, ihm den Chip abkaufen und aus ihm die Garantie herauspressen, dass es keine Kopien gibt und er nichts davon ins Internet stellt.« Er spürt, wie Leonie an seiner Brust den Kopf zu einem kleinen Nicken bewegt. Dann hört er sie bebend einatmen. Leonie schließt die Augen. Ihre Gedanken sind wieder in jenem Partyraum. Der Ohrwurm tost durch ihren Kopf. Sie sieht zwei willenlose Mädchen, umringt von einer Gruppe angetrunkener und bekiffter Jungs. Die Handys blitzen auf. Hände, die nach den Mädchen greifen, die T-shirts hochschieben, über die Köpfe ziehen. Foto! Foto! Noch mehr! Geil! Sie lachen und johlen. Sie übertrumpfen sich gegenseitig mit ihren Vorschlägen, was man noch tun könnte. Niemand ist da, der das bremst. Grenzenlose Gier. Keiner, der noch genug bei Sinnen ist, zu erkennen, was sie da gerade tun. Blinder Rausch. Niemand, der die Folgen kommen sieht. Und irgendwo in dieser chaotischen Situation ist Denise zu Tode gekommen. Vielleicht weiß Benny sogar, wie das geschehen ist. Vielleicht weiß Frederik das auch längst. Sie waren alle dabei und halten dicht, weil jeder auf seine Weise

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