Blinder Rausch - Thriller
mit drinhängt. Sie haben alle Spuren beseitigt. Die Mädchen weit weg von der Party im Stadtpark entsorgt.
»Hat Benny dir gesagt, dass die Fotos auf der Party gemacht wurden?«, fragt Leonie und Niklas antwortet sofort: »Ich habe ihn gefragt, aber er meinte, er würde mir alles am Treffpunkt erklären. Wenn sie mir gefielen , dürfte ich die Speicherkarte für 500 Euro haben. Wenn nicht, dann hättest du verdient, dass er sie ins Internet stellt.«
»Verdient!« wiederholt Leonie bitter. Eine Erinnerung taucht in ihr auf. Es ist Bennys Stimme, die sie jetzt hört und die verzweifelt schluchzend sagt: Verdient! Verdient? In welchem Zusammenhang war das? »Fünfhundert Euro?«, flüstert Leonie vor sich hin. »Wo hast du so schnell so viel Geld herbekommen?« Niklas greift in seine Gesäßtasche und zieht ein schmales, rund gesessenes Lederportmonee hervor. Er blättert einige Zwanziger-, Zehner- und Fünferscheine durch. »Hundert Euro aus meinem Sparschwein. Die waren für neue Basketballschuhe.« Dann zieht er drei 50 Euroscheine hervor. »Die sind aus dem Küchenschrank. Zum ersten Mal habe ich meine Mutter beklaut. Die restlichen 250 hat mir Sercan gegeben. Er hat sie seinem Vater abgebettelt.« Leonie laufen die Tränen über das Gesicht. »Was für eine Schweinerei«, schluchzt sie. Niklas beobachtet sie zerknirscht. Er weiß nicht, ob sie Benny oder ihn damit meint.
»Warum hast du mir das nicht gleich gesagt, sondern erst so eine blöde Geschichte erzählt?«, wimmert sie.
»Ich wollte das mit ihm regeln, ohne dass du etwas davon erfährst, weil ich mir denken konnte, wie furchtbar das für dich sein muss, zu ahnen, wie die Typen an solche Fotos von dir gekommen sind.«
Sie schüttelt angewidert den Kopf. »Wie gemein das alles ist. So hinterhältig und gemein!« Dann starrt sie ihn plötzlich an. »Und jetzt? Wo sind diese Fotos jetzt?«
Niklas zuckt mit den Schultern. »Benny wird sie noch haben. Ich kann ihm das ja auch noch morgen in der Schule abkaufen oder einen anderen Ort mit ihm verabreden.«
Leonie schaut nachdenklich vor sich hin. »Das hätte doch auch gleich so laufen können. Warum hat er dich in diese einsame Gruselfabrik bestellt?«
»Ich weiß nicht, vielleicht wollte er sicher sein, dass wir ungestört sind.«
»Wie man ja an dem ominösen Autofahrer und dem Polizeiaufgebot gesehen hat«, sagt Leonie bitter. »Am Ende hat er die Fotos noch anderen Leuten zum Verkauf angeboten und mit denen Schwierigkeiten bekommen.« Sie schaut Niklas beunruhigt an.
Auch Niklas Miene verdüstert sich. »Das will ich nicht hoffen«, flüstert er.
Später, als sie sich vor Leonies Wohnungstür verabschieden, fragt sie ihn: »Und wenn heute Abend alles glatt gegangen wäre, also wenn Benny dir die Fotos verkauft hätte. Was hättest du dann damit gemacht? – Ehrlich?«
»Ich weiß nicht, entweder gleich vernichtet, oder vielleicht dir erst davon erzählt und sie dann mit dir gemeinsam vernichtet. Aber eigentlich wollte ich nicht, dass du überhaupt etwas davon weißt.«
»Das war ehrlich«, kommentiert sie leise. »Hättest du sie dir vorher angesehen?«
Niklas schüttelt den Kopf. »Ehrlich?«, drängt sie. »Höchstens eines, um zu sehen, dass es die richtige Datei ist, aber die anderen dann nicht«, erklärt er. »Danke«, sagt sie und küsst ihn. »Wir müssen morgen alles daran setzen, sie zu bekommen!« »Das werden wir«, bestätigt Niklas mit bemüht fester Stimme. Beide haben die dunkle Ahnung, dass dies am nächsten Tag nicht so einfach vor sich gehen würde.
Ihre Vorahnungen bestätigen sich schon früh morgens am Schultor. Schnell macht ein Gerücht die Runde, dass Benjamin am gestrigen Abend mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gekommen sei. Bis zur ersten großen Pause hat es sich endgültig herumgesprochen. Jens und Marcel sind nicht in der Schule. Sie sollen gestern Abend im Industriegebiet festgenommen worden sein. Sie stehen im Verdacht, Benjamin in einer Fabrikhalle aufgelauert und schwer verletzt zu haben. Leonie, Niklas, Sercan und Hanna stehen bei der Gruppe der Mitschüler und hören sich deren Schilderungen an. Sercan mustert seinen Freund forschend. Nachdem sie sich später im Treppenhaus von den Mädchen getrennt haben, fragt Sercan: »Das Geld, das du gestern von mir wolltest, war das für Benny?« »Wie kommst du darauf?«, fragt Niklas in bemüht harmlosem Ton. »Ich kenne Leute, die erzählen, dass Benny ganz gerne mal Infos verkauft hat, die für manche
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