Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
war ihr ins Gesicht geschrieben. »Einmal hat er mir ein Videospiel geschickt, so etwas im Stil von Dungeons & Dragons. Fantasy-Kram mit Hexen und Zauberern und Schlössern mit geheimen Labyrinthen und all solchem Zeug.«
»Mögen Sie derartige Spiele?«
»Absolut nicht, Deputy Nyland. Aber Oren mag sie. Er liebt Rätsel jeglicher Art und ist sehr gut darin, sie zu lösen.«
»Deshalb ist es wohl auch seine Stärke, nicht funktionierende Marketingkampagnen zum Laufen zu bringen«, bemerkte der Deputy.
»Genau.«
»Was noch? Welche Geschenke haben Sie sonst von ihm bekommen?«
»Den Bestseller eines Autors, von dem er weiß, dass ich ihn gern mag. Er hat sich sogar stundenlang in der Schlange angestellt, um das Buch für mich signieren zu lassen – hat er zumindest behauptet. Und eine selbst gebrannte CD . Das persönlichste Geschenk war ein silbernes Bettelarmband. Eine dünne Kette mit einem einzigen Anhänger dran, einem Herz.«
»Haben Sie ihm die Geschenke zurückgegeben?«, wollte Nyland wissen.
»Anfangs habe ich es versucht, aber Oren hat sich geweigert, sie zurückzunehmen. Am Ende habe ich die Sachen eben behalten.«
»Wieso?«
»Wenn ich sie ihm zurückgegeben hätte, hätte das bedeutet, dass ich ihn sehen und mit ihm reden muss, und das wollte ich vermeiden.«
»Ich glaube, wir wissen alle, was Stalking bedeutet, oder?«, warf Harris ein. »Der Mann hat sie über die Grenzen des Erträglichen hinaus belästigt, und gestern Abend ist seine Besessenheit endgültig ins Gewalttätige umgeschlagen.«
Der Sheriff nickte. »Bitte, fahren Sie fort, Berry.«
»Ich habe den Faden verloren.«
»Sie sind über den Sommer zu Ihrer Mutter gezogen.«
»Genau. Ich hoffte, Oren damit für immer los zu sein. Keine Ahnung, wie er das Haus gefunden hat – die Adresse steht nicht im Telefonbuch. Jedenfalls hat er es aufgestöbert«, sagte sie mit erstickter Stimme. Es schien, als schnüre ihr die Erinnerung an die Ereignisse vom Vorabend die Kehle zu.
Ihre Mutter fragte sie leise, ob sie ein Glas Wasser wolle. Berry schüttelte den Kopf. Caroline nahm ihre Hand und drückte sie ermutigend. Der Deputy verlagerte sein Gewicht im Sessel, wobei das antike Holz ein leises Ächzen von sich gab, und sah zur Tür, als könne er es kaum erwarten, endlich hier herauszukommen.
Berry lag schon die Frage auf der Zunge, ob sie ihn von etwas Wichtigerem abhalte, als ihr bewusst wurde, dass sie ja genau das tat: Er koordinierte die Fahndung nach Oren. Je schneller sie hier fertig waren, umso schneller konnte er sich wieder an die Arbeit machen.
»Gestern Abend ist Oren ins Haus eingedrungen«, fuhr sie fort. »Er hat mir Todesangst eingejagt. Ich stand gerade unter der Dusche, als der Vorhang weggerissen wurde und er vor mir stand. Wie in Psycho , nur hatte er kein Messer dabei, sondern zielte mit einer Waffe auf mich.«
Der Sheriff wandte sich an Caroline. »Sie waren nicht zu Hause, soweit ich informiert bin.«
»Ich war den ganzen Tag unterwegs. Ich habe mich mit Absicht rar gemacht, weil Berry gemeint hatte, sie und Mr Lofland müssten an einem wichtigen Projekt arbeiten, deshalb wollte ich nicht stören. Nach der Arbeit bin ich vom Büro aus direkt zu einer Dinnerparty von ehemaligen Kunden von mir gefahren. Es war eine Art Einweihungsfeier. Ich hatte Berry gesagt, sie solle nicht auf mich warten, weil ich nicht sicher war, wie lange die Party dauern würde. Offenbar kam ich kurz nach Deputy Nyland an. Einer Ihrer Mitarbeiter fing mich an der Haustür ab, Sheriff. Er wollte mir verbieten, das Haus zu betreten. Berry hatte versucht mich anzurufen, aber mein Handy lag in meiner Handtasche. Ich hatte es auf Vibrationsalarm gestellt und nicht mehr daran gedacht, es auf Rufton zurückzuschalten.«
Der Sheriff wandte sich an Nyland. »Als Ms King eintraf, waren Sie und Berry noch oben im Badezimmer?«
»Wir haben die Auseinandersetzung zwischen ihr und Andy vor der Haustür gehört und sind gleich nach unten gelaufen. Anschließend hat Ms King Mr Carlisle angerufen.«
»Was mein gutes Recht war.«
Der Deputy nickte. »Als er kam, habe ich die Befragung mit Ms Malone fortgesetzt. Als Erstes habe ich sie gefragt, ob Starks ins Haus eingebrochen sei. Was jedoch nicht der Fall war.«
»Das ist korrekt, Sheriff«, bestätigte Berry. »Sämtliche Türen waren unverschlossen. Ben und ich hatten eine Runde im Pool gebadet und Steaks auf den Grill gelegt. Deshalb sind wir ständig zwischen der Veranda und dem Haus hin und
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