Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Titel: Blinder Stolz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
einmal eine Stechmücke hindurchschlüpfen konnte, geschweige denn ein menschliches Wesen – eine perfekte Heimat für allerlei Giftschlangen und andere Reptilien, blutrünstige Insekten und sonstige angriffslustige Räuber.
    »Ich kapiere nicht, wieso wir nicht einfach …«
    »Das habe ich Ihnen doch schon erklärt«, schnauzte Ski ihn an. »Sie haben keine Ahnung, wie es da drinnen ist. Wir würden seine Spur im Handumdrehen verlieren, und meine Männer würden im Kreis laufen, sich verirren und im Schlamm versinken, während sie nach der Nadel im Heuhaufen suchen.«
    »Da könnt ihr Jungs froh sein, dass ich den Wagen gefunden hab, he? Sonst wär euch der Typ glatt durch die Lappen gegangen, was?«, meldete sich Ray Van Mercury zu Wort.
    Van Mercury war ein drahtiges altes Männchen, das nach Skis Schätzung höchstens sechzig Kilo wiegen konnte. Sein schmieriges graues Haar war zu einem Zopf geflochten, der ihm bis knapp über den Hosenbund reichte. Seine ledrige Haut war tief gebräunt und faltig wie eine Walnussschale – was deutlich zu erkennen war, denn er trug nichts als eine schmutzstarrende Jeans, die auf Höhe seiner knorrigen Knie abgeschnitten war.
    »Ja, genau, ihr Jungs könnt echt froh sein, dass ich heute Morgen beschlossen hab, ’ne Runde angeln zu gehen. Na ja«, meinte er und senkte verschwörerisch die Stimme, »eigentlich muss man ja auf den Wanderwegen bleiben und darf bloß in den ausgeschilderten Gebieten fischen. Die Parkranger machen einem die Hölle heiß, wenn sie einen schnappen, aber mich ham’se bisher nich’ erwischt und werden’s auch nie. Ich komm schon mein ganzes Leben her und bin an Stellen durchs Unterholz geschlüpft, wo nich’ mal ’n Moskito durchpasst. Meine Mama hat zum Alabama-Coushatta-Stamm gehört. Ja, ja, ich weiß ja, dass ich nich’ so ausseh. Bin eben mehr nach meinem Daddy gekommen. Hat meine Mama jedenfalls immer gesagt. Er war ’n Ölsucher. Leider kein besonders guter. Trockene Löcher, mehr hat er nicht zustande gekriegt. Bis er sich mit ’nem Investor in die Wolle gekriegt hat. Und dann, eines Tages, hat er sich mitten in der Nacht vom Acker gemacht und meine Mama allein gelassen, mit mir im Bauch. Egal. Jedenfalls …« Er hielt inne, spuckte eine Ladung braunes klebriges Zeug ins Unterholz und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Okay. Wo war ich?«
    »An der Stelle, wo ich dich gleich umbringe, wenn du nicht endlich das Maul hältst, Alter«, grollte Dodge.
    Mercury legte den Kopf schief wie ein Vögelchen und musterte Ski fragend. »Was is’n mit dem los?«
    »Er hat Angst, unser flüchtiger Verdächtiger könnte uns entwischen. Wieso warten Sie nicht einfach dort drüben, Mr Mercury, damit Sie gleich in Reichweite sind, falls wir weitere Informationen brauchen.«
    »Da drüben?«, fragte er und zeigte auf eine Reihe am Straßenrand geparkter Streifenwagen.
    »Ganz weit da drüben«, meldete sich Dodge zu Wort.
    »Meine Tochter hat Ihnen unsere Nummer gegeben, ja? Dann können Sie ja anrufen und mir sagen, wo ich die Belohnung abholen kann, okay?«
    Ski klopfte auf seine Brusttasche. »Hier drin ist sie.«
    Der alte Mann grinste sie ein letztes Mal an und trottete auf seinen knorrigen O-Beinen davon.
    »Ölsucher, meine Fresse«, knurrte Dodge. »Seine Mama hat offenbar ihren eigenen Bruder gevögelt.«
    Wieder läutete Skis Handy. Er ging ran und lauschte. »Ich bin dir was schuldig«, sagte er und legte auf. »Einer seiner Hundeführer ist schon unterwegs. In zwanzig Minuten ist er am Parkeingang. Ich gebe den anderen Bescheid.«
    Ski hatte einen Deputy beauftragt, Berry und Caroline zum Haus am See zu folgen, wo der weibliche Deputy sie in Empfang nehmen würde. In der Zwischenzeit waren Ski und Dodge in den Geländewagen gestiegen und zu der mehrere Meilen entfernten Stelle gerast, wo Ray Van Merurcy das zurückgelassene Fahrzeug entdeckt hatte.
    Mercury-so-wie-das-Auto lebte mit seiner Tochter und deren drei Kindern in einem Trailerpark eine knappe Viertelmeile vom äußeren Rand des Big Thicket entfernt.
    Er war gerade auf dem Weg zu seinem Lieblingsteich gewesen, als er den verlassenen Wagen bemerkt hatte. Würde er das Naturschutzgebiet nicht wie seine Westentasche kennen, hätte er ihn möglicherweise übersehen, da Starks ihn in einem von Gestrüpp überwucherten Wäldchen zurückgelassen hatte. Mr Mercury war kein Mann, der sich gern in die Angelegenheiten anderer Leute einmischte. Deshalb war er weitergegangen und hatte

Weitere Kostenlose Bücher