Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
falsche Abzweigung genommen haben. So einfach könnte es gewesen sein.«
»Möglich«, meinte Dodge. »Aber nicht für einen Mann, dessen Spezialgebiet Labyrinthe sind.«
»Scheiße«, fluchte Ski, nahm seine Sonnenbrille ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der ihm bereits in die Augen lief. »Wir übersehen irgendetwas.«
»Oder jemanden.«
Ski sah ihn nachdenklich an. »Genau das denke ich auch schon die ganze Zeit. Jemand muss ihm geholfen haben.«
»Ich dachte an Amanda Lofland.«
»Ich auch. Aber seit sie hier ist, hat sie das Krankenhaus keine Sekunde verlassen. Sie verbringt sogar die Nächte im Krankenzimmer ihres Mannes.«
»Haben Sie das überprüft?«
»Heute früh, bevor die Mittmayers entdeckt wurden«, erwiderte Ski. »Ich bin ins Krankenhaus gefahren, um die Loflands wegen des Mordes an Sally Buckland zu befragen. Dabei habe ich die Telefongespräche von ihr und Amanda zur Sprache gebracht.«
»Und?«
»Sie meinte, sie hätte Sally Buckland nur flüchtig gekannt. Sie sei ihr ein paar Mal bei Firmenfeiern über den Weg gelaufen.«
»Und wie hat sie all die Anrufe erklärt?«, fragte Dodge.
»Klassischer Fall von Hinterhertelefonieren. Amanda hatte angerufen, weil sie Ms Bucklands Adresse haben wollte, damit sie ihr eine Einladung zur Party zu Bens Vierzigstem im Herbst schicken kann.«
»Und wie hat sie reagiert, als Sie sie darauf angesprochen haben?«
»Sie war stocksauer, weil es eigentlich eine Überraschung für ihren Mann hätte werden sollen.«
Dodges Lachen klang, als hätte er einen Bronchialkrampf. »Ein ziemliches Biest, was? Aber sie kann unmöglich zur selben Zeit an zwei verschiedenen Orten gewesen sein. Wenn sie also nicht Starks’ Komplizin ist, dann war es vielleicht doch Sally Buckland.«
»Die ihren Zweck erfüllt hatte? Und Starks hat sie beseitigt, weil er keine Zeugen für seine Tat haben wollte?«
»Kann sein. Verdammt, ich weiß es doch auch nicht.« Dodge zog seine Zigaretten aus der Tasche.
»Die können Sie gleich stecken lassen«, sagte Ski. »Die Hunde sind da.«
Er und Dodge gingen zu dem Pick-up mit den Hundekäfigen auf der Ladefläche hinüber. »Ich sollte nach einem Ski fragen«, sagte der Fahrer, der gerade ausgestiegen war.
Ski bahnte sich einen Weg an den Polizisten vorbei und schüttelte ihm die Hand.
»Ich habe einen zusätzlichen Führer mitgebracht«, erklärte der Hundeführer und stellte den Mann in seiner Begleitung vor. »Und zwei zusätzliche Hunde. Nur für alle Fälle.«
»Danke. Könnte sein, dass wir sie brauchen. Mit wie vielen fangen wir an?«
»Mit drei. Das sind meine besten.«
Er ließ die Tiere aus den Käfigen und legte sie an dicke Leinen. Der erste Hundeführer übernahm zwei schwarze Labradore, der zweite einen einzelnen Schweißhund. Die Tiere konnten es offenbar kaum erwarten. Ski ließ sie an den schmutzigen Sachen schnüffeln, die Starks im Wohnwagen zurückgelassen hatte.
»Okay, sie sind so weit«, erklärte der Hundeführer.
»Dann lassen wir sie mal losdüsen«, meinte einer der FBI -Männer.
Ski musste ein Grinsen unterdrücken. Wenn es ein unpassendes Wort dafür gab, wie man sich durch diesen Teil des Naturparks bewegte, dann war es düsen .
Was sie schon sehr bald feststellen sollten – sie hackten, schlugen und robbten sich mühsam durchs Unterholz. Innerhalb von einer halben Stunde hatten diejenigen, die den Rat, sich großzügig mit Insektenspray einzureiben, nicht beherzigt hatten, alle Hände voll zu tun, sich gegen die dichten Schwärme stechwütiger Mücken zur Wehr zu setzen, während selbst die dicksohligsten Stiefel chancenlos im teerartigen Schlamm versanken.
Dornen, teils daumendick, teils dünn wie menschliches Haar, zerfetzten Kleidung und Haut. Zwar galt ihre Suche vordergründig Oren Starks, doch sie mussten auch nach Alligatoren, Berglöwen, Wildschweinen, Mokassin- und Klapperschlangen Ausschau halten, die alles andere als begeistert davon waren, in ihrer friedlichen Abgeschiedenheit gestört zu werden.
Ski konnte sich nicht vorstellen, dass es einen unwirtlicheren Ort auf der Welt geben könnte als diesen. Nach einer Stunde hatten sie gerade einmal hundert Meter zurückgelegt – die Hitze haute sogar die stärksten Männer schlicht um, und auch jene Beamten, die ihre Fitness regelmäßig trainierten, schnappten nach Luft. Selbst den Hunden schien allmählich die Puste auszugehen. Doch sie hatten Oren Starks’ Witterung, und ihr Instinkt und ihre hervorragende
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