Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Besonderes?«, fragte Julie schließlich.
»Texaner.«
Seine schlagfertige Erwiderung löste nicht den Heiterkeitsanfall aus, den er sich erhofft hatte. Wieder sah er sie an und konnte sich nur fragen, was verdammt noch mal heute Morgen mit ihm los war. Wieso musste er sie ständig ansehen? Okay, sie war schon immer eine Augenweide gewesen, doch diese hormonelle Berg-und-Tal-Fahrt in ihrem Körper schien allerlei sentimentale Regungen in ihm heraufzubeschwören, die so gar nicht seinem Naturell entsprachen.
Wenn ihn sonst jemand etwas Persönliches fragte, selbst wenn es noch so unverfänglich war, schnauzte er denjenigen an, sich gefälligst nicht in sein Leben einzumischen. Stattdessen ertappte er sich nun dabei, wie er antwortete: »Ich habe etwas Geschäftliches zu erledigen.«
Derek sah ihn verblüfft an. »Etwas Geschäftliches?«
»Entspann dich, Anwalt. Ich fahre nicht zu einem Vorstellungsgespräch. Es geht eher um etwas Persönliches.«
»Etwas Persönliches.«
»Heilige Scheiße, gibt’s hier drin vielleicht ein Echo?«, schnaubte er verdrossen. »Wieso machst du so einen Wind um die Sache? Es gibt etwas, um das ich mich kümmern muss – das könnte genauso gut eine Verstopfung sein.«
»Du musstest dich noch nie um irgendwelche Privatangelegenheiten kümmern, und schon gar nicht in Texas.«
»Tja, das beweist doch nur, dass du nicht alles weißt, oder? Aber wieso reden wir überhaupt noch darüber? Ich werde nicht fahren. Ich weiß doch, was passieren würde – kaum wäre ich dort, würde alle zwei Sekunden mein Handy läuten, und du würdest fragen, wann ich zurückkomme. Das ist es nicht wert. Vergiss es einfach.« Er warf die Leinenserviette auf den Tisch und stand auf. »Danke für den Kaffee. Der Kuchen war echt lecker, Julie, aber jetzt muss ich los.«
»Setz dich.«
»Wie war das?«
Derek musterte ihn streng. »Du wirst dieses Haus erst verlassen, wenn du uns erzählt hast, was verdammt noch mal los ist.«
»Ich hab’s doch schon gesagt. Ich hatte nur Lust …«
»Hier geht es nicht um einen Urlaub. Setz dich hin.«
Dodge ließ sich auf seinen Stuhl fallen, wenn auch widerstrebend. Mit feindseliger Miene saß er einige Sekunden lang da, dann hob er die Schultern. »Was?«
»Erinnerst du dich, als ich dir von Julie und mir erzählt habe?«, fragte Derek.
»Redest du von dem Paris-Flug?«
»Genau. Ich habe dir erzählt, weshalb ich befangen sei und Creighton Wheeler nicht als Mandanten vertreten könnte. Ich habe mein Innerstes vor dir ausgebreitet, weil ich wusste, dass ich dir mein dunkelstes Geheimnis anvertrauen kann. Den schwärzesten Fleck meiner gesamten Karriere. Meines Lebens .«
»Ja. Und?«
»Und Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit. Also, was ist los?« Derek wartete. Dodge schwieg. »Muss etwas sehr Wichtiges sein, sonst würdest du nicht so ein Riesentamtam machen, von wegen Urlaub und so. Du bist hergekommen, weil du uns etwas sagen willst, aber nicht weißt, wie du es anstellen sollst.«
»Bist du neuerdings auch Seelenklempner, oder was? Georgias heißester Strafverteidiger zu sein, reicht dir wohl nicht mehr, wie?«
Derek zuckte mit keiner Wimper.
»Was ist in Texas, Dodge?«, fragte Julie noch einmal.
Die Sanftheit ihrer Stimme berührte ihn mehr, als Derek es mit seiner Beharrlichkeit je vermocht hätte. Resigniert ließ er die Schultern sinken. »Nicht was . Sondern wer .«
»Okay, also, wer ist in Texas?«
Sorgsam darauf bedacht, Derek und Julie nicht ins Gesicht zu sehen, stand er auf, trug seine Tasse zur Spüle und kippte den Rest Kaffee in den Ausguss. »Meine Tochter.« Er spürte ihre Verblüffung, noch bevor er sich umdrehen und in ihre geschockten Gesichter blicken konnte.
»Du hast doch gar keine Tochter«, sagte Derek.
»Doch, habe ich.«
»Seit wann das denn?«
»Seit dreißig Jahren«, antwortete Dodge.
Derek schüttelte den Kopf. »Aber du hast explizit gesagt, du hättest keine Tochter.«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Ich erinnere mich noch genau an das Gespräch, Dodge. Es war, als du Creighton Wheeler auf den Zahn gefühlt hast. Du hast gesagt, nach allem, was du über ihn herausgefunden hättest, würdest du nicht wollen, dass deine Tochter sich mit ihm einlässt. Und ich sagte: ›Aber du hast keine Tochter‹, worauf du gesagt hast: ›Aber wenn ich eine hätte.‹«
»Siehst du? Nicht ich habe das gesagt, sondern du.«
»Aber du hast es angedeutet.«
»Und? Dann verklag mich doch.«
»Dieser Hickhack bringt uns jetzt
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