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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie heiß es da drinnen sein würde. Siebzig Grad? Neunzig? Ihm blieb vielleicht noch eine Minute, bevor er gar war. Er versuchte zu atmen, aber der Rauch war unerträglich. Er rannte zurück zur Tür und atmete tief ein. Joe Priest tauchte hinter einem Klimaanlagenkasten auf und zielte auf Gooch’ Gesicht.
    Gooch duckte sich zurück in das brennende Zimmer, gerade als der Schrot an seinem Gesicht vorbeisauste und mit einem üblen Klacken im Zimmer umhersprang.
    Er rannte wieder durch den Raum. Das Feuer war mittlerweile eindeutig heißer geworden. Panisch stemmte er sich gegen die Brechstange, die Tür gab ein wenig mehr nach, er versuchte, sie aus dem Rahmen zu hebeln. Die Mühe raubte ihm den Sauerstoff. Er rannte zur Tür, legte sich auf den Boden, nahm einen weiteren Atemzug der Luft, die jetzt hereinquoll und die Flammen noch anfachte. Wenn Priest einigermaßen bei Verstand war – und das war ziemlich offensichtlich – würde er inzwischen die Treppe hochkommen.
    Gooch sprang auf, rannte zurück zur anderen Tür, stemmte sich gegen die Brechstange, setzte sie um, drückte noch einmal.
    Diesmal gab das Schloss nach, die Tür ging auf.
    Er griff nach der Klinke, riss sie auf, schaute in das nächste Zimmer.
    Es war eine nackte Zelle, die Wände mit Schallisolierung ausgeschlagen. Dort drinnen brannte es nicht, aber der Rauch war dicht. In der Mitte des Zimmers stand ein Tisch. Auf dem Tisch befanden sich ein Stoffhase, ein Teller, ein Stapel Papier, ein Kästchen mit einem Plastik-Hillbilly, ein Kollar und eine kleine Burger-King-Figur aus Plastik.
    Ja! Hier war er richtig. Bloß war MeChelle nicht zu sehen.
    »MeChelle!«
    Keine Antwort. Er rannte ins Zimmer.
    »MeChelle!«
    Niemand da.
    Da war aber noch ein Zimmer. Er hastete durch die nächste Tür, schaute hinein. Eine Küche. Billige alte Schränke, eine verschrammte Spüle, Feuer- und Wasserschäden aus letzter Zeit. Aber kein menschliches Wesen.
    Zurück in den vorderen Raum. Die Decke drohte einzustürzen. Er konnte zum Dach hoch schauen. Flammen huschten durch die Dunkelheit.
    Er musste jetzt hier raus. Ihm ging die Atemluft aus, und das Dach konnte jeden Augenblick nachgeben.
    Gooch bekam es mit der Angst zu tun. Sie war nicht hier. Was war mit den Blutspuren? Stammten sie von MeChelle? Ihm fiel keine vernünftige Alternative ein.
    Sein Puls donnerte in seinen Schläfen, und er musste unbedingt Luft holen. Er legte sich vor der Tür zu der geziegelten Zelle auf den Boden und rang nach Atem. Die Luft war faulig, rauchig, heiß. Er hustete augenblicklich. Noch eine Minute, dann würde er ohnmächtig.
    Nichts wie raus.
    Sein Blick begann sich zu verschleiern, und die Welt schien irgendwie grau zu werden. Aber ein kleines Eckchen seines Hirns war noch bei der Arbeit – der Kampf-Computer, auf den er sich immer hatte verlassen können, wenn die Sache richtig haarig wurde.
    Priest würde jetzt die Treppe hochkommen, das Gewehr im Anschlag, eine Menge Luft in den Lungen, eine Menge Munition in seiner Remington. Kaum kam Gooch zur Tür heraus, würde Priest ihn abknallen.
    Was hieß, ihm blieb nur eine Möglichkeit.
    Gooch sprang auf und begann zu rennen. Er hatte das Gefühl, durch einen langen, grauen, heißen Tunnel zu laufen. Er konnte nichts außer einem dumpfen Fauchen hören. Einem Fauchen, das vielleicht Feuer war … oder sein eigenes Blut, das durch die Venen rauschte.
    Es schien ewig zu dauern, den Ausgang zu erreichen. Seine Beine waren aus Gummi. Der Schmerz der Schusswunde war jetzt wie flüssiges Feuer auf seiner gesamten rechten Körperseite. Seine Füße trafen verflucht langsam auf den Boden. Das blendend weiße Licht der fernen Tür schien sich zurückzuziehen, während er lief, und einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, es nie schaffen zu können.
    Aber dann war er draußen im blendenden Sonnenlicht. Er sog Luft in die Lungen. Ein schwarzes Eisengeländer vor ihm. Er sprang hinauf, stieß sich ab und segelte durch die Luft.
    Links von ihm hörte er ein lautes Knallen.
    Dann landete er auf dem Boden und hörte etwas in seinem Bein knacken. Er ignorierte den Schmerz, rollte sich ab, kam geduckt hoch.
    Irgendwas stimmte nicht mit seinem Bein.
    Die Remington donnerte erneut.
    Gooch humpelte zur Hausecke, ging in Deckung, holte mehrmals schmerzerfüllt Atem. Das Blubbern in seiner Brust wurde schlimmer.
    Er konnte nicht mehr laufen, litt schrecklichen Schmerz, hatte nur noch drei Kugeln in der

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