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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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linken Seite, rückwärtige Wohnungen, sah er einen roten Streifen im Boden, der auf einen selbstaufgestellt wirkenden Strommast zuführte. Jemand hatte dort gegraben – ein Stromkabel verlegt. Es musste so sein. Jetzt nicht mehr denken. Los geht’s.
    Gooch spürte größte Zuversicht, als er auf die Tür des Vermietungsbüros zulief. Aber jetzt würde es schwieriger werden. Von hier aus war er gut zu sehen.
    Er schaute sich noch einmal um. Vor ihm befanden sich die Überreste mehrerer bereits abgerissener Wohnblöcke. Dahinter die noch Stehenden. Dazwischen stand ein Bagger. Die Wohnung, von der er annahm, dass MeChelle sich darin befand, war etwa hundertfünfzig Meter entfernt.
    Er huschte zwischen einem Haufen Holzlatten, zerbrochenen roten Ziegeln und verborgenen Stahlträgern hindurch und duckte sich für einen Augenblick hinter den Bagger.
    In diesem Moment kam der Mann, der Priest begleitet hatte, aus einem der Wohnblöcke auf der linken Seite. Er hielt ein Walkie-Talkie in der Hand und sprach leise hinein. Augenblicklich trat Joe Priest aus einem Wohnblock auf der anderen Seite des Parkplatzes. Auch er hatte ein Walkie-Talkie.
    Kaum kam Priest aus dem Haus, deutete der andere Mann eifrig auf etwas. Es war sehr offensichtlich, dass er dasselbe entdeckt hatte wie Gooch: einen selbstgebauten Strommast, der nicht dort hätte stehen sollen.
    Joe Priest begann über den Parkplatz auf den dritten Wohnblock auf der linken Seite zuzulaufen.
    Da entdeckte Gooch den Rauch. Ein kleines, zartes Wölkchen stieg vom Dach des Hauses auf. Nein, Priest und sein Helfer hatten nicht das Stromkabel entdeckt.
    Sie hatten ein Feuer gesehen.
    Die Sau, die sie entführt hatte, fackelte die Hütte mit ihr drin einfach ab.

60
    MeChelle stieg vom Tisch herunter, griff noch einmal nach dem Telefonhörer, lauschte, hoffte auf einen Hinweis, dass jemand kam, um sie zu retten. Kein Ton.
    Die Außenwelt hätte genauso gut ausgelöscht sein können. Alles, was noch blieb, war ihr winziges Gefängnis, die heiße Luft um sie herum, der zunehmende Rauchgeruch. Bislang hatte sie wenigstens durch ihre Augenlider noch einen Lichtschimmer wahrnehmen können. Nicht viel. Aber genug, um zu wissen, dass es hell im Zimmer war. Sie hatte sogar manchmal eine Form oder einen Schatten ausmachen können. Aber jetzt nicht mehr. Jetzt war das Licht weg. Die hatten das Licht ausgeschaltet, als sie gingen. Sie befand sich in einem Kokon reinster Schwärze. Ganz allein.
    Einen Moment lang wurde ihr beinahe übel vor Angst. Angst und Selbstmitleid. Wo blieb Hank? Er hatte den ganzen Tag so wahrhaftig gewirkt, so viel menschlicher und verwundbarer als je zuvor. Es schien, als hätte er sich wirklich um sie gesorgt. Aber jetzt, wo es ums Ganze ging, war er nicht da.
    Gooch hatte sie im Stich gelassen.
    Dann, einfach so, war die Angst verschwunden, und sie wurde sauer.
    »Nein!«, schrie sie. »Ich werde nicht hier drin verrecken!«
    Sie trat nach der Tür. Die rührte sich nicht. Das hatte sie gewusst, aber wenigstens fühlte sie sich jetzt ein wenig besser, als hätte sie die Situation wieder im Griff – egal wie schlecht es aussah. Sie musste nachdenken. Was war mit den Wänden? Die Wände im Zimmer selbst bestanden aus Ziegeln. Und in der Küche? Sie tastete sich in die Küche, tastete an der Wand entlang. Aus den hohlen Geräuschen und der Nachgiebigkeit, wenn sie mit den Knöcheln darauf klopfte, ließ sich schließen, dass die Wand zwischen Küche und Wohnraum aus Leichtbaumaterial bestand. Aber das half ihr nicht weiter. Sie kletterte auf den Küchentresen, trat gegen die Wand darüber. Die Verschalung gab augenblicklich nach. Aber dahinter traf sie auf Ziegel und die rührten sich nicht.
    Sie stieß mit aller Kraft dagegen. Nichts.
    Wenn sie genug Zeit hätte, könnte sie die Ziegel vielleicht lockern. Aber sie hatte nicht so viel Zeit. Und mit nackten Füßen? Wahrscheinlich würde sie sich den Fuß brechen, bevor ein Ziegel lose wäre.
    Sie versuchte es in der anderen Ecke an der Wand. Sie trat mit der nackten Sohle dagegen. Aber auch dort befand sich hinter dem Rigips eine solide Ziegelmauer.
    Der Rauchgeruch nahm erkennbar zu.
    Kam das bloß durch diesen Schacht? Oder auch durch die Spalten unter der Tür, Löcher in der Wand …
    Moment mal!
    Der Schacht!
    Der Schacht war nur so groß wie ihre Faust. Aber was war mit der Decke selbst? War die Decke verstärkt worden, so wie die Wände? Höchst unwahrscheinlich.
    Sie tastete sich zurück in das

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