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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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verschlafenen Lächeln, die Augen weit offen, der Blick leer. »Hey, kein Thema, Sir.«
    Gooch kannte das Lächeln aus Erfahrung. Die kalten Augen, die einen einschätzten; die leichte Spannung in den Schultern – es war ein Ich-hau-dir-gleich-in-die-Fresse-Lächeln.
    Als Mike zur Seite trat und nach seiner Beretta griff, blieb Gooch keine Wahl. Er schoss ihm ins Gesicht, die kleine .38 stieß ein lautes, scharfes Knallen aus.
    Mike ging zu Boden wie eine Marionette, deren Fäden man durchgeschnitten hatte.
    Gooch rannte die Treppe hoch und rüttelte an der Klinke der Stahltür. Mike hatte recht gehabt. Die Tür war nicht aufzukriegen – nicht ohne eine sehr lange, sehr kräftige Brechstange. Oder ein bisschen C4-Sprengstoff.
    Er sah sich um nach irgendwas, was ihm helfen würde. Eine Stahlstange, irgend so was.
    Da fiel ihm das Blut auf, das unter der Tür herauskam und die Treppe hinunterführte. Keine Bluttropfen, sondern breite, dicke Schmierspuren. Irgendwer war – entweder tot oder schwer verletzt – diese Treppe heruntergezerrt worden. Me-Chelle?
    Nein!
    Aber ihm blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Joe Priest kam um die Ecke, das Gewehr in der einen Hand, eine Brechstange in der anderen.
    »Mike!«, rief Priest. »Ich dachte, ich hätte einen …«
    Priest entdeckte Mikes leblosen Körper, dann Gooch.
    Er zögerte nicht einmal eine Sekunde. Er hob einfach sein Gewehr und schoss auf Gooch. Gooch schoss einmal zurück, aber die Entfernung war zu groß.
    Gooch hörte Schrot gegen die Ziegel prasseln, dann warf er sich zu Boden. Als er über den Rand der Treppe linste, war Priest verschwunden. Die Brechstange lag auf dem Boden.
    Gooch hörte ein lautes Geräusch – WHOOOMPH! – über sich. Er sah auf, jetzt konnte man die Flammen auf dem Dach sehen.
    Er durfte sich nicht um Priest kümmern. Er musste Me-Chelle da rausholen. Möglicherweise war sie gar nicht mehr da drin, vielleicht war sie angeschossen und die Treppe hinuntergeschleppt worden, vielleicht hatte man sie woandershin geschafft. Aber darauf konnte er sich nicht verlassen. Er rannte die Treppe runter, schaute um die Ecke des Hauses. Die Brechstange lag etwa anderthalb Meter von einer Mauer entfernt.
    Priests Wagen stand auf dem mit Unkraut überwucherten Rasen; sein Besitzer war dahinter in Deckung gegangen. Er hatte die Brechstange als Köder zurückgelassen.
    Ein kluger Kerl, dieser Priest.
    »Es ist zu Ende, Priest«, rief Gooch. »Sie gehen in den Bau für den Mord an Kathleen Bolligrew. Sie können genauso gut aufgeben.«
    Priest antwortete mit einer Schrotsalve. Gooch warf frustriert einen Blick auf die Brechstange. Wenn MeChelle immer noch in dem Haus war, musste er das Ding schnell in die Finger kriegen. Aber anderthalb Meter waren ganz schön weit.
    Er musste es riskieren.
    Gooch streckte die Hand um die Hausecke und schoss einmal. Priest duckte sich gerade lange genug hinter die Tür des Caddys, dass Gooch sich die Brechstange schnappen konnte.
    Gooch erreichte die schützende Mauer gerade rechtzeitig, sodass die Schrotkugeln wieder in den Steinen einschlugen.
    Teufel, das war knapp!
    Gooch donnerte die Treppe hoch, knallte die Brechstange in den Spalt zwischen Türblatt und Rahmen und stemmte sich dagegen. Der Türrahmen war aus Stahl. Er quietschte und verbog ein wenig – aber nicht genug, dass der Schließriegel herausrutschte. Er setzte die Brechstange höher an und lehnte sich wieder dagegen. Der Stahl quietschte erneut, aber die Tür hielt stand.
    Wie lange noch, bevor Priest um die Ecke kam und ihn abknallte? Gooch warf sich erneut gegen die Brechstange. Er konnte jetzt das Ende des Schließriegels sehen. Er war schon fast frei. Noch einmal drücken.
    Diesmal gab die Tür nach. Gooch rannte in die Wohnung.
    Es brannte. Die Hitze war unglaublich.
    Außerdem war niemand hier.
    Aber auf der anderen Seite des Zimmers gab es eine zweite Tür. Es sah aus, als hätte jemand ein Zimmer in einem Zimmer aufgebaut – ein Zimmer aus Wackersteinen. Vielleicht war sie da drin. Die Blutspur begann bei der Tür.
    Er legte den Arm vor das Gesicht und rannte auf die andere Seite des Zimmers, drückte die Klinke. Sie war aus Stahl. Die Tür rührte sich nicht. Er schob die Brechstange erneut zwischen Tür und Rahmen und drückte zu.
    Auch dieser Türrahmen war aus Stahl. Aber im Gegensatz zu dem anderen war dieser in der Ziegelwand verankert. Er gab nach – aber nur ganz wenig. Die Flammen wanderten jetzt schon die Wände hoch. Gooch

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