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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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bemerkte er, wie sein eigenes Gesicht ihn angrinste.
    Ha, dachte er. Also wirklich.
    Vor ihm bog der dicke Maybach plötzlich nach rechts ab in Richtung Piedmont Hospital, fuhr die Collier Road entlang, eine gewundene zweispurige Straße durch eine Wohngegend. Gooch schaffte die Kurve mit quietschenden Reifen. Jetzt war nur noch ein Wagen zwischen ihnen – ein Buick, den eine weißhaarige Frau steuerte.
    Toll. Es gab keine Möglichkeit, auf der gewundenen Straße zu überholen, und der Buick würde ihn mit Sicherheit aufhalten, während Morris einfach weiterraste.
    Überrascht stellte Gooch jedoch fest, dass die alte Dame mit siebzig Sachen durch die Gegend bretterte und mit dem fetten deutschen Wagen vor ihr gut mithalten konnte. Eine Zigarette wippte in ihrem einen Mundwinkel auf und ab, und sie sprach am Handy. Sie hob mit der anderen Hand etwas an den Mund und trank daraus. War das eine Flasche Southern Comfort? Gooch musste beinahe lachen.
    Nicht schlecht, Oma.
    Der Maybach erwischte gerade noch Dunkelgelb und überquerte den Northside Drive. Die Oma fuhr bei Rot einfach drüber, und Gooch schließlich war nur etwa einen Meter davon entfernt, unter einem Zementmischer zu enden. Sein Puls war jetzt erkennbar beschleunigt.
    Der Maybach sauste an der nächsten Ampel nach links, durch Howell Mill, mit einer Mischung aus heruntergekommenen Ladenzeilen und Yuppie-Bars, während die Oma weiter die Collier entlangbretterte und dabei redete, soff und quarzte.
    Gooch war jetzt direkt hinter dem Maybach. Der Maybach begann wieder wild die Spuren zu wechseln und fuhr so schnell es ging in Richtung des alten Industriegebiets im Nordwesten Atlantas. Gooch ließ sich ein wenig zurückfallen.
    Diese Entscheidung erwies sich als richtig. Morris bog nach nur einer Meile rechts ab und erreichte eine Gegend mit niedrigen Lagerhäusern und heruntergekommenen Fabriken. Der Maybach fuhr immer weiter und bog schließlich auf einen Parkplatz, der von einem rostigen Maschendraht umgeben war. An einer Ecke des Geländes stand ein altes Ziegelgebäude, an dem ein verblasstes Schild hing, das verkündete ASKEW ORNAMENTAL IRONWORK. Auf dem Parkplatz standen zwei BMW, ein Range Rover und ein alter Camaro, die Seiten mit Flammen bemalt.
    Gooch hatte keine Ahnung, wie viel man mit schmiedeeisernen Ornamenten verdiente – aber es kam ihm komisch vor, dass ein paar Hippie-Schmiede solche Schlitten fuhren.
    Er parkte am anderen Ende des Blocks, dann rannte er geduckt auf die Rückseite der kleinen Fabrik.
    Er bemerkte Videokameras an mehreren Ecken des Gebäudes. Aber es sah aus, als gäbe es eine Überwachungslücke an einer Zaunecke. Er kletterte hoch und schlitzte sich den Finger auf, als er auf der anderen Seite herunterhüpfte.
    Es tat verdammt weh, aber er hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Er rannte zur Rückseite des Baus und drückte die Klinke. Nichts. Also rannte er nach vorn. Dort hatte Gooch Glück. Weil Morris es so eilig gehabt hatte, war die Tür nicht ganz zugezogen.
    Gooch schob sie vorsichtig ein paar Zentimeter weit auf und linste hinein. Er konnte einen großen Raum sehen, dämmrig erhellt, mit Betonboden und ein paar Sachen zum Schmieden – Eisenbiegemaschinen, eine hydraulische Presse, ein Motorschlaghammer, ein Amboss, ein Industrieofen.
    Okay, und jetzt?, dachte Gooch. Ich habe keinen Durchsuchungsbefehl, keinen Anfangsverdacht, keinen Grund, hier zu sein, der vor Gericht je standhalten wird. Soll ich reingehen? Aber die Sachlage war anders als im Büro. Er wusste, dass hier irgendwas lief, was er gegen Morris verwenden konnte. Er war nicht sicher, was. Aber er war sicher, dass.
    Die Entscheidung fiel ihm leicht. Es ging sowieso nicht ums Gericht. Es ging darum, MeChelle zu finden. Er zog seine Glock und schob sich durch die Tür in die Dunkelheit.
    Da hörte er ein Geräusch – WHOOOMFFFF! – und erkannte es augenblicklich als den Klang von entzündetem Propangas. Vor ihm setzte sich der große Industrieofen in Gang, blaue und orangefarbene Flammen leckten an den Seiten heraus. Ein schwaches orangefarbenes Licht erhellte den Raum.
    Ein Mann in einem Anzug stand vor dem Feuer. Er hatte ein schmales, gut geschnittenes Gesicht. Das musste Nathan Morris sein. Gooch runzelte die Stirn; er war neugierig, was der Kerl vorhatte. Der Mann im Anzug regelte die Flammen des Ofens, dann marschierte er durch den Raum zu einem großen Frachtcontainer. Er schien es sehr eilig zu haben. Er öffnete die Tür, trat hinein, kam

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