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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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gerade für nichts und wieder nichts einen Haufen sehr wertvoller Actionfiguren verfeuert hatte.
    Als ihm das klar wurde, begann er wütend zu werden, und sein Gesicht lief rot an.
    »Scheiße!«, schrie Morris. Er griff nach der Schaufel und schlug damit gegen den Ofen.
    »Wie war das noch?«, sagte Gooch. »Erst leugnen, dann Wut, danach Trauer, und dann … damit abfinden? Nein, ich vergesse da irgendetwas.«
    Morris fluchte und schimpfte noch eine Weile und schlug mit der Schaufel nach allem, was er finden konnte.
    »Wenn Sie damit fertig sind«, sagte Gooch schließlich, »dann muss ich Ihnen ein paar Fragen stellen. Über den Tod Ihrer Mutter.«
    Morris wirbelte herum. Sein Gesicht erstarrte plötzlich. Die Wut schien zu verebben. Er starrte Gooch an. »Sie sind hier wegen Mom? «
    Gooch erhob sich langsam. Waylon konzentrierte sich auf seinen Anruf bei 911. Gooch nutzte die Gelegenheit, um Waylon in die Eier zu treten. Der Riese klappte zusammen und stöhnte. Gooch nahm ihm das Telefon aus der Hand und sagte: »Tut mir leid, falscher Alarm. Hier ist alles in Ordnung.« Dann klappte er das Handy zu, griff sich die Remington 870, ließ die Patronen rausschnappen und schmiss die Waffe neben dem stöhnenden Waylon auf den Boden.
    Morris stürzte sich auf Gooch’ Pistole. Aber Gooch war schneller.
    »Also wirklich«, sagte Gooch. »Du bist ja ein ganz flinker Junge.«
    Morris zog sich zurück, die Hände in die Luft gestreckt, als zielte Gooch mit der Pistole auf ihn, aber der steckte sie bloß wieder in sein Holster.
    »Erzähl mir einfach, was du weißt«, sagte Gooch. »Und ich vergesse einfach diese Geschichte mit den G.I. Joes.«
    Morris schaute in den Ofen. Der schien jetzt völlig leer zu sein, von den Actionfiguren war nichts mehr übrig. »Haben Sie eine Ahnung, wie viel Geld Sie mich gerade gekostet haben? Wieso sollte ich auch nur im Traum daran denken, mit Ihnen zu reden?«
    »Du bist doch derjenige, der die ganzen kleinen Püppchen in den Ofen gehauen hat. Schieb das nicht mir in die Schuhe.«
    »Ich weiß einen Scheißdreck«, sagte Morris, das Gesicht verkrampft und wütend. »Und das ist mein letztes Wort.«
    »Ich habe mit dem Detective von damals geredet, King. Er glaubt, du wüsstest eine Menge.«
    Morris runzelte die Stirn. »King!« Ekel in seiner Stimme. »Natürlich sagt King das.«
    Gooch spreizte die Hände in einer stummen Frage.
    »Haben Sie sich überhaupt die Mühe gemacht, sich mal nach dem Typ zu erkundigen?«, fragte Morris.
    »Warum sollte ich?«
    »Tja, mal sehen …« Morris bedachte Gooch mit einem schiefen Grinsen. »King ist bei den Bullen rausgeflogen, weil alle wussten, dass er abkassiert. Er hatte schon ein paar Disziplinarverfahren über sich ergehen lassen – zum Beispiel hatte er Unschuldigen verdächtige Beweise untergeschoben. Ach, und, ja, er bumste meine Mutter.«
    Gooch zog eine Augenbraue hoch.
    Morris eisiges Lächeln wurde breiter. »Ja, lustig, oder?«
    »Er ging mit Ihrer Mutter aus? Haben Sie dafür Beweise?«
    »Ausgehen. Das ist ein nettes Wort dafür. Nein. Ich habe keine Beweise. Aber es stimmt.«
    »Eine dieser Mein-Wort-gegen-seins-Geschichten, was?«
    »Lecken Sie mich doch am Arsch!« Morris nahm einen Zug von seiner Zigarette. »Ich habe offiziell eine Beschwerde gegen den Kerl eingereicht. Haben Sie die in der Akte gefunden? Ich wette, nicht. Ich wette, er hat es irgendwie geschafft, die verschwinden zu lassen, bevor er in seine ›Frührente‹ verschwand. Hm? Oder?«
    Gooch dachte darüber nach. War das möglich? Morris war vermutlich ein Dauerlügner. Das war genau die Art Geschichte, die man von einer Schlange wie ihm erwartete. Aber das hieß ja nicht, dass sie nicht stimmte.
    Morris ging rüber zu dem Riesen am Boden und sagte: »Verschwinde, Waylon. Pack dir Eis auf die Nüsse oder so.«
    Waylon erhob sich, humpelte davon, hielt sich den Schritt.
    »Haben Sie King nach dem Treuhänderfonds gefragt?«, fragte Morris.
    Gooch zog wieder die Augenbrauen hoch. »Er hat ihn erwähnt. Er hat gesagt, genau das wäre Ihre Motivation gewesen.«
    Morris’ lautes Lachen kam ohne ein Fünkchen Humor. »Ich erzähle Ihnen mal eine lustige Geschichte. Mom hat mich mit fünfzehn bekommen. Wissen Sie, wer mein Daddy war? Ihr eigener Vater. Mein Vater und Großvater sind also derselbe Mann. Ist das nicht eine tolle Sache? Dad hatte damals mächtig was zu sagen. Ihm gehörten eine Bank und eine Menge Grund und Boden. Er saß im Stadtrat, all solche Sachen. Als

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