Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
Vom Netzwerk:
sofort wieder heraus. In den Händen hielt er eine große Kiste, die er zu Boden warf.
    Sie platzte auf, und der Inhalt quoll heraus.
    Püppchen.
    Genauer gesagt, Actionfiguren. Kleine Männchen mit dicken Muskeln und Soldatenklamotten. GI Joes, Hunderte von ihnen. Morris griff nach einer Schaufel und begann die Puppen ins Feuer zu verfrachten. Der Ofen war mittlerweile sehr heiß. Gooch schätzte, dass er bereits über 1000 Grad hatte. Morris schien es sehr eilig zu haben, all seine Spielzeuge ins Feuer zu befördern. Die Puppen lösten sich praktisch augenblicklich auf, innerhalb von Sekunden fraß die große Hitze sie weg.
    Während Gooch amüsiert zuschaute, hörte er ein Geräusch hinter sich. Es war der charakteristische Klang der Entsicherung einer Remington 870. Einer Waffe, die Gooch sehr lange auch benutzt hatte.
    Gooch ärgerte sich über sich selbst. Er war zu selbstzufrieden gewesen, hatte einfach nur dagestanden und dem Kerl zugesehen.
    »Eine Bewegung, und du bist tot«, sagte eine Stimme.

32
    Gooch drehte sich um. Ein mächtiger Kerl – größer noch als der Typ, der am Empfangstresen von NHM Research gesessen hatte, starrte in an, ein böses Grinsen auf den Lippen. Er trug einen Cowboyhut, Cowboystiefel und hatte eine dieser riesigen Rodeo-Schnallen am Gürtel. Sein Gewehrlauf zielte direkt auf Gooch’ Bauch.
    »Sieht aus, als wäre ich irgendwo falsch abgebogen«, sagte Gooch. Er versuchte, sich zur Tür rauszuducken, aber der Kerl packte ihn am Hemd, zerrte ihn vorwärts, warf ihn zu Boden. Als er aufschlug, klapperte seine Waffe über den Betonboden davon.
    »Mr Morris!«, rief der Riese. »Gucken Sie mal, was ich gerade gefunden habe.«
    Von der anderen Seite des Raumes aus schaute Nathan Morris, der neben dem großen Industrieofen stand, Gooch an.
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl, Detective?«, fragte er.
    Gooch sagte nichts.
    »Der Typ ist ein Bulle? «, fragte der Riese.
    »Ich weiß nicht, Waylon«, sagte Morris. »Ich bin nicht sicher, ob er ein Polizist ist. Vielleicht sollten wir ihn einfach festhalten und neun-eins-eins wählen.«
    Der Riese schaute erstaunt. »Neun-eins-eins?«
    Gooch zog langsam seine Marke hervor. »Ich bin von der Polizei«, sagte er.
    »So’n Ding kriegt man auch beim Kostümverleih, Mann«, sagte Morris. Immer noch schaufelte er Actionfiguren ins Feuer. Gooch fragte sich, was in denen drinsteckte. Höchstwahrscheinlich Drogen. »Nee«, fuhr Morris fort. »Wir rufen neun-eins-eins, aber vielleicht warten wir besser, bis ich hiermit fertig bin.«
    Gooch saß einfach nur da und schlang die Hände um die Knie, während Morris eine zweite Kiste hervorholte, auf den Boden knallte, noch mehr Actionfiguren ins Feuer verfrachtete.
    Als er fertig war, trat Morris die Kisten flach und schob sie ebenfalls in den Ofen. Dann klatschte er die Hände aneinander, als wollte er Staub abklopfen, und lächelte. »So, Waylon, jetzt mach mal den Anruf.«
    Der Riese zog ein Handy hervor.
    »Ich glaube, das ist nicht nötig, Waylon«, sagte Gooch.
    »Ein bewaffneter Mann? Der bei mir einbricht? Ohne Durchsuchungsbefehl?«, sagte Morris. »Da rufen wir doch besser neun-eins-eins.« Er lächelte breit, dann zog er ein Päckchen Zigaretten hervor, klatschte es in seine Handfläche, löste das Cellophan. »Und wenn die kommen, können Sie ihnen sagen, sie sollen sich die Augen aus dem Kopf suchen. Die finden gar nichts.«
    Gooch sagte nichts.
    »Aber natürlich dürfen sie das ohne Durchsuchungsbefehl trotzdem nicht.« Nathan Morris klopfte eine Zigarette aus dem Päckchen, schob sie sich zwischen die Lippen, zündete sie mit einem goldschimmernden Feuerzeug an.
    In der Zwischenzeit redete Waylon am Handy mit 911 und erklärte ihnen, dass er gerade einen Einbrecher vorgefunden habe, der behaupte, Polizist zu sein.
    Gooch legte sich zurück auf den Beton und schob die Hände hinter den Kopf. »Ja, also, sehen Sie. Ich wollte mit Ihnen gar nicht darüber reden, was in diesen Puppen steckt.«
    Es war still im Raum. Außer dem leisen Fauchen des Gasofens.
    »Wie war das?«, fragte Morris.
    »Ich habe keine Ahnung, was in diesen Puppen steckte«, sagte Gooch. »Und es ist mir auch ziemlich egal.«
    Der Ofen fauchte weiter. »Sie sind ja lustig«, sagte Morris schließlich. Seine Stimme klang ein wenig zögerlich.
    »Nein, ehrlich, was die meisten Leute über mich sagen werden, ist, dass ich ein ziemlich humorloser Sack bin.«
    Morris starrte ins Feuer. Ihm schien zu dämmern, dass er

Weitere Kostenlose Bücher