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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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»Glauben Sie wirklich, ich würde so was machen …« Er rührte mit der Schaufel in der Pfütze geschmolzenen Plastiks am Boden des Ofens. Die Überreste der letzten Puppen flammten auf und verschwanden. »Glauben Sie wirklich, ich würde so was machen, wenn ich ein anständiges Auskommen mit der Kohle hätte, die mein Großvater mir hinterlassen hat?«
    »Aber klar.«
    Morris guckte, als würde er gleich wütend werden. Dann lachte er laut. »Okay, Sie haben recht. Würde ich.«
    Gooch wandte sich um, als wollte er gehen. Dann blieb er aber doch stehen. »Und was war nun eigentlich in den Puppen?«, fragte Gooch.
    »Puppen! Puppen? Mann, das sind Actionfiguren! «, sagte Morris.
    »Was war in den Actionfiguren?«
    Morris starrte ihn an und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Ein Dreihundertvierzigtausend-Dollar-Investment, das war da drin.«
    Gooch ging davon aus, dass der Kerl dazu nicht mehr sagen würde. Außerdem war es ihm wirklich egal. Wenn der Typ wirklich gerade eine Drittel Million Mäuse in Drogen verfeuert hatte, war das seine Sache. Gooch war immer schon der Meinung gewesen, Leute dafür zu verknacken, dass sie Drogen kauften oder verkauften, wäre Zeitverschwendung. Dadurch wurden die Drogen nur teuer, und dadurch wiederum wurden die Dealer reich. Wenn sich irgendein Idiot wirklich eine Nadel in den Arm rammen wollte – warum sollte man ihn daran hindern?
    Morris wandte sich ab und starrte nachdenklich ins Feuer, dann drehte er das Gas ab. Die Flammen starben, aber die Auskleidung des Ofens glimmte weiter in einem teuflischen Rot.
    »Stecken Sie King in den Knast«, sagte Morris, »und das ist mir jeden Penny wert.« Morris wandte sich in seine Richtung und zeigte mit dem Finger auf Gooch. »Los. Schnappen Sie ihn sich.«
    Gooch betrachtete ihn eine Minute. »Was wissen Sie über Hasen?«
    Morris runzelte die Stirn. »Hä?«
    »Stoffhasen.«
    »Das sind Actionfiguren. Okay? Actionfigur en. Ich weiß einen Dreck über Stoffhasen.«
    Gooch betrachtete sein Gesicht noch einen Augenblick. Es war deutlich, dass die Erwähnung des Stoffhasen ihm gar nichts sagte. Wenn er der wahre Mörder wäre, hätte er dann nicht von dem Hasen gewusst?

33
    Kaum stand Gooch draußen, fuhr ein Minivan vor, und die Tür ging auf. Ein Mann mit Sonnenbrille und einer blauen Nylon-Windjacke sprang heraus.
    Der Mann hielt einen Ausweis in einem Ledermäppchen hoch. »Special Agent Bremmer, FBI.«
    Gooch betrachtete den Mann ausdruckslos, dann den Ausweis. Sah echt aus. Hologramm, Magnetstreifen, alle Feinheiten wirkten in Ordnung. »Worum geht es, Kumpel?«
    »Einsteigen, dann sag ich’s Ihnen«, sagte der FBI-Mann. Er schien über irgendwas richtig sauer zu sein.
    Gooch zuckte mit den Achseln und stieg in den Van. Bremmer knallte die Tür zu, und der Wagen brauste davon.
    Ein zweiter FBI-Mitarbeiter saß hinten im Van, ein Schwarzer mit sehr kurzem, ergrautem Haar und einem Kopfhörer um den Hals. An den Wänden des Fahrzeugs befanden sich alle möglichen tollen Überwachungsgeräte. Gooch konnte instinktiv der Körpersprache des Schwarzen entnehmen, dass er der Boss war. Auch er sah sauer aus.
    »Können Sie mir zum Teufel noch mal erklären, was Sie da drin getrieben haben, Detective?«, forderte der Mann.
    Gooch saß nur da und sah ihn ausdruckslos an. »Kenne ich Sie nicht irgendwoher?«, fragte er.
    »Ich bin Leitender Assistant Special-Agent Lucas Johnson«, sagte der Mann. Er kniff die Augen zusammen. »Sie sind Gooch, oder? Ich habe Sie letztes Jahr bei dieser Kindermördergeschichte in den Nachrichten gesehen. Wie ist noch Ihr Vorname? Hamp? Hemp? Shemp?«
    Jetzt erinnerte sich Gooch. »Hank«, sagte Gooch. »Ich heiße Hank.«
    Johnson schien das nicht im Geringsten zu interessieren. »Also, sehen Sie, Shemp, wissen Sie, warum wir alle so blöd gucken? Sie haben gerade eine ziemlich langwierige und mühsame Ermittlung ruiniert.«
    »Was denn für eine?«
    »Das geht Sie nichts an, Shemp.«
    Gooch sah dem FBI-Mann in die Augen. »Wenn Sie mich noch einmal Shemp nennen, dann steige ich aus dem Wagen, und was auch immer Sie von mir wissen wollten, Sie werden es nie erfahren.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Johnson. »Mit der Ruhe. Wir sind auf derselben Seite. Hören Sie, ich war selbst beim APD. Ich habe bei der Mordkommission gearbeitet. Aber es ist so. Sie sind gerade mitten in unsere Ermittlungen gestolpert. Wir müssen wissen, wie groß der Schaden ist.«
    »Was für eine Ermittlung?«
    »Kann ich nicht

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