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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Sie klopfte an die Tür von Howies Wohnung. Und wartete. Niemand machte ihr auf. Sie legte ihr Ohr ans Holz und horchte, aber auf der anderen Seite waren keine Stimmen zu hören. Sie drehte den Türknauf. Die Wohnungstür war nicht abgesperrt.
    Â»Howie? Gray?«
    Sie trat über die Schwelle.

    Die Lichter gingen aus.
    Die hellerleuchteten Räume waren plötzlich in tiefste Finsternis getaucht. Die Situation hätte einen Aufschrei erfordert, aber Barrie war zu erschrocken, um auch nur einen Ton herauszubringen. Sie spürte den Fußboden vibrieren, als jemand schnell durchs Wohnzimmer auf sie zukam. Sie warf sich herum, tastete nach dem Türknauf und fand ihn auch. Aber bevor sie ihn drehen konnte, bedeckte eine Hand die ihre.
    Â»Pst, keinen Laut!«
    Als sie Grays Stimme erkannte, wäre sie vor Erleichterung beinahe zusammengeklappt. Sie drehte sich zu ihm um. »Was ist hier los?« flüsterte sie.
    Â»Komm, wir müssen verschwinden. Sofort.«
    Â»Warte«, sagte sie und stemmte sich gegen die Tür, die er öffnen wollte. »Wo ist Howie? Ist er hier?«
    Â»Ja, er ist hier.«
    Â»Wo? Was hat er gesagt?«
    Er gab keine Antwort. Barrie konnte ihn nicht sehen, aber sie spürte, daß er aufrecht vor ihr stand und mit durchdringendem Blick auf sie herabsah. Sie fühlte seinen Atem auf ihrem emporgewandten Gesicht. »Wo ist Howie?«
    Â»Pst!«
    Ihre Stimme wurde lauter, ihre Panik wuchs. »Was hast du ihm getan?«
    Â»Du sollst leise sein.«
    Sie stieß ihn beiseite und stolperte quer durchs Wohnzimmer davon.
    Â»Barrie, nein!«
    Sie spürte einen Luftzug am Arm, als er nach ihr griff und sie im Dunkeln verfehlte. In Howies Küche rammte sie sich eine Tischecke schmerzhaft in den Oberschenkel. Dann ertastete sie den Lichtschalter an der Wand und betätigte ihn mehrmals,
aber das Licht ging nicht wieder an. Irgend jemand mußte sich am Hauptschalter im Sicherungskasten neben der Tür zu schaffen gemacht haben.
    Gray packte sie am Arm. »Komm jetzt, Barrie. Sofort.«
    Â»Laß mich los!« rief sie aus und versuchte ihren Arm loszureißen.
    Ihn bezwingen zu wollen, war aussichtslos – vor allem in völliger Dunkelheit. Sie fand sich nicht zurecht, aber wenigstens kannte sie Howies Küche genausogut wie Gray. Während sie miteinander rangelten, erinnerte Barrie sich daran, wo das Fenster sein mußte, und arbeitete sich unauffällig darauf zu. Sobald es in Reichweite kam, griff sie nach der Unterkante des Rollos und zog kräftig daran. Das altmodische Springrollo schnellte hoch und wickelte sich mit einem schwirrenden Geräusch um die obere Leiste, als schlügen tausend Fledermausflügel gleichzeitig. Von der Straße her fiel Licht in die Küche.
    Â»Verdammt!« knurrte Gray.
    Barrie stieß ihn mit einer übermenschlichen Kraftanstrengung von sich weg. »Howie?»rief sie laut.
    Und dann sah sie ihn auf der Schwelle zwischen Küche und Schlafzimmer liegen. Er starrte zu ihr auf. Sein schlaffer Mund stand weit offen. Ebensoweit klaffte darunter ein Schnitt, der seine Kehle von einem Ohr zum anderen durchtrennte. In dem blassen, bläulichen Lichtschein sah die Blutlache unter seinem Körper schwarz aus.
    Bevor sie schreien konnte, hielt Gray ihr mit einer Hand den Mund zu. Seine Lippen berührten fast ihr Ohr. Er flüsterte ein einziges Wort.
    Â»Spence.«

34. Kapitel
    Â»Spencer Martin?« Daily war sichtlich verwirrt. »Du hast gesagt, du hättest ihn umgebracht.«
    Â»Nein, sie hat gesagt, ich hätte ihn umgebracht.« Er nickte zu Barrie hinüber.
    Sie saß auf der Kante von Dailys Sofa, hielt eine Tasse mit siedendheißem Tee in den Händen und wiegte sich leicht vor und zurück, ohne es zu merken. Nirgends im Haus brannte Licht. Sie hatten es geschafft, sich ungesehen hineinzuschleichen. Zumindest hoffte Gray das. Seit Spencer wieder eine Rolle spielte, hatten sich die Risiken plötzlich vervielfältigt.
    Â»Ich habe ihn nur außer Gefecht gesetzt«, fügte er erklärend hinzu. »Aber ich hätte ihn erschießen sollen.«
    Dann schilderte er, wie er Spencer durch einen Schuß verletzt und in den Rübenkeller unter der Scheune gesperrt hatte. »Er sollte überleben, aber nicht ausbrechen können. Ich dachte, ich könnte herkommen und Vanessa mit Cletes Hilfe innerhalb weniger Tage aus Davids Klauen befreien.

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