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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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als ihr guttat. Sie besaß einen ätzenden, sarkastischen Sinn für Humor, den sie einsetzte, um Angst und Enttäuschung zu überspielen. Aber sie war nicht feige, und Gray bewunderte Mut. Ihr Verstand war rasiermesserscharf. Vielleicht war sie zu phantasievoll, um eine objektive Journalistin zu sein, aber dieser kreative Aspekt unterstrich ihre Intelligenz nur noch. Sie hatte Zurückweisungen erlitten, und er empfand nicht nur Mitleid mit ihr, sondern konnte es ihr bis zu einem gewissen Grad sogar nachfühlen.
    Außerdem besaß sie verdammt viel Integrität. Es war billig gewesen, ihr vorzuwerfen, sie setze ihre Verführungskünste ein, um an Storys heranzukommen. Das hatte er an jenem Morgen
in Wyoming nicht im Ernst behauptet, und auch vorhin war seine Behauptung nicht ernst gemeint gewesen. Er glaubte selbst nicht daran.
    Wahrscheinlich wußte sie keine bessere Erklärung für die frühmorgendliche Orgie in seinem Haus als er, und sein Erklärungsversuch war ziemlich kümmerlich. Er hatte alles auf spontane, verzehrende, unerklärliche Begierde zurückgeführt und es dabei bewenden lassen. Es war sicherer, solche intensiven sexuellen Begegnungen nicht allzu gründlich zu analysieren. Am besten machte man die animalischen Triebe des Menschen dafür verantwortlich und vergaß die Sache schnell wieder. Oder versuchte es wenigstens.
    Trotz seiner bissigen Kommentare, die das Gegenteil besagten, hatte er im Augenblick ihrer ersten Berührung an jenem Morgen gewußt, daß sie keine Femme fatale war. Ihre Reaktionen waren zu ehrlich, zu undiszipliniert gewesen.
    Aber er wollte nicht an ihre undisziplinierten Reaktionen denken. Nicht jetzt, wo er wütend auf sie war. Trotzdem krochen die Erinnerungen aus ihrem Versteck in den Grauzonen seines Gedächtnisses, um ihn zu verhöhnen. Wirre Gedanken überfluteten seinen sonst so geordneten Verstand: Erinnerungen an Brüste, die klein, aber voll waren, an Brustspitzen, die immer leicht aufgerichtet zu sein schienen, an ihr Flüstern im Dunkeln mit dieser Stimme, die allein ausreichte, um ihn zu erregen.
    Â»Gray?«
    Er ließ den Arm sinken und setzte sich ruckartig auf. Er hatte sie nicht hereinkommen hören, deshalb war er überrascht, sie dicht vor dem Sofa stehen zu sehen. Er räusperte sich. »Ja?«
    Â»Hast du schon geschlafen?«
    Â»Beinahe«, log er.
    Â»Ich weiß jetzt, was wir als nächstes tun sollten.«

    Â»Was denn?« fragte er und dachte dabei hoffnungsvoll: Uns dumm und dämlich bumsen?
    Aber das schlug sie keineswegs vor.
    Â 
    Barrie wußte von dem Wohngebiet. In Washington war es ein gut gehütetes Geheimnis, weil in diesen kurvenreichen, dicht mit Bäumen bestandenen Straßen nahe der Embassy Row viele Prominente wohnten. Die Straßen lagen in Rufweite der vielbefahrenen Massachusetts Avenue, aber wer sie nicht bewußt suchte, konnte sie leicht übersehen. Sie waren nicht oft auf Karten eingezeichnet.
    Die Villen standen auf parkartigen Grundstücken und waren durch hohe Hecken oder Ziegelmauern abgeschirmt. Viele hatten als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme elektrische Tore. Barrie war nervös, als Gray in der Einfahrt eines Anwesens parkte, das zu verkaufen war.
    Â»Jemand könnte auf uns schießen«, sagte sie.
    Â»Stimmt.«
    Â»Was wird sie sagen, wenn wir durch den Garten hinter ihrem Haus getrampelt kommen?«
    Â»Das erfahren wir erst, wenn wir’s tun.«
    Dieser Besuch war Barries Idee. Vergangene Nacht war ihr der Plan noch gut vorgekommen. Jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. »Du kennst sie von früher, sagst du?«
    Â»Wir sind uns ein paarmal bei offiziellen Anlässen begegnet. Aber wir haben uns nie privat unterhalten. Vielleicht erinnert sie sich nicht mal an mich.«
    Â»Das bezweifle ich.« Sie wechselten einen angespannten Blick, dann fügte Barrie leise hinzu: »Du machst auf jeden Eindruck, Bondurant.«
    Â»Ja. Du brauchst nur an den Eindruck zu denken, den ich auf dich gemacht habe.«

    Barrie sah auf ihre gefalteten Hände herab. »Das tut mir leid. Die Verdächtigungen, meine ich. Ich habe nie wirklich geglaubt, du könntest …« Sie biß sich auf die Unterlippe. »Ich war durcheinander. Und ich hatte Angst.«
    Â»Reden wir nicht mehr davon.« Er öffnete seine Tür.
    Â»Nein, bitte.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn

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