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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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fuhr Barrie einen Volvo, den Gray nachmittags auf dem Parkplatz des Ärztehauses gestohlen hatte. Vor Howies Haus verlangsamte sie ihr Tempo, bis der Wagen nur mehr kroch. »Wo soll ich parken?« fragte sie Gray.
    Â»In der nächsten Seitenstraße. Laß mich hier aussteigen. Ich gehe als erster rauf.«
    Â»Durch den Vordereingang?«
    Â»Unser theatralischer Auftritt von gestern abend hat ihn so eingeschüchtert, daß wir heute unbesorgt direkter vorgehen können.«
    Â»Was ist, wenn er nichts rausgekriegt hat?«
    Â»Ich merke, ob er lügt. Wir sehen uns oben«, sagte er, bevor er ausstieg und die Tür zuknallte.
    Â»Faß ihn nicht zu hart an!« rief sie, aber Gray hörte sie nicht oder zog es vor, sie zu ignorieren.
    Â 
    Howies Mut hielt nicht lange vor. Schon bald nachdem er sich von seinem neuen Freund verabschiedet und die Bar verlassen hatte, bekam er es wieder mit der Angst zu tun. Auf der Heimfahrt wurden seine Hände so feucht, daß er das Lenkrad kaum noch halten konnte.
    Bondurant würde ihn in den Hintern treten, wenn er nichts Brauchbares zu berichten hatte. Und wenn er etwas erfand und Bondurant ihm auf die Schliche kam, was bestimmt nur eine Sache von wenigen Stunden war, kam der Kerl wahrscheinlich
zurück und legte ihn um. In beiden Fällen war Howie aufgeschmissen. Außer er flehte Barrie um Gnade an. Gestern abend war sie ziemlich unnachgiebig gewesen, aber er glaubte nicht, daß sie tatenlos zusehen würde, wie Bondurant ihn abknallte.
    Â»Nein, sie würde rausgehen, um sich nicht den Appetit verderben zu lassen«, murmelte Howie, bevor er auf dem für ihn reservierten Platz hinter dem Gebäude parkte und die Treppe hinaufging. Er sperrte seine Wohnungstür mit zitternden Händen auf, stieß sie auf und zögerte dann. Als nicht der geringste Laut zu hören war, trat er endlich ins Wohnzimmer und schloß die Tür hinter sich.
    Er war sich ziemlich sicher, daß er in seiner Wohnung allein war und daß niemand sie betreten hatte, seit er sie morgens verlassen hatte. Trotzdem hastete er durch die kleinen Zimmer und betätigte einen Lichtschalter nach dem anderen, bis alles hell erleuchtet war. Aus dem Schlafzimmerfenster warf er einen Blick auf die Feuertreppe, denn er wußte jetzt, daß die ungebetenen Besucher von gestern abend diesen Weg gekommen waren. Auf der Stahltreppe, die im Zickzack am Gebäude hinunterführte, war niemand.
    Howie ging in die Küche. Vor Nervosität stieß ihm das Bier in seinem Magen sauer auf. Er rülpste, während er den Kühlschrank öffnete, um etwas zu suchen, was die überschüssige Säure binden konnte.
    Â»Das ist verrückt«, murmelte er, den Mund voll kalter Spaghetti unbestimmten Alters.
    Er war kein Kind mehr. Er war ein Mann.Trotzdem schlich er durch seine Wohnung, als fürchtete er sich vor dem eigenen Schatten. Seit Barrie diese hirnrissige Idee mit der First Lady gehabt hatte, war Howies Leben nur noch beschissen gewesen. Er hatte Scherereien in der Arbeit gehabt, Probleme mit Jenkins. Und auch noch Probleme in seiner Freizeit. Wie konnte
man eine Freundschaft kultivieren, wenn man befürchten mußte, ein ehemaliger Marineinfanterist werde einem das Gehirn zu Mus schießen? Und jetzt hatten die Probleme ihn zu Hause eingeholt.
    Aber er war fuchsteufelswild und würde sich das nicht länger gefallen lassen!
    Sobald Barrie auftauchte, würde er…
    Ein Klopfen an seiner Wohnungstür.
    Seine Magennerven verkrampften sich reflexartig.
    Dann kehrte seine Tapferkeit zurück. Er marschierte kämpferisch zur Wohnungstür und riß sie auf, um Barrie und Bondurant die Meinung zu sagen. Aber draußen stand nur ein Besucher, der ihn anlächelte.
    Â»Hallo, Howie. Darf ich reinkommen?«
    Â 
    Barrie stieg aus dem Volvo und sperrte gewissenhaft die Tür hinter sich ab. Als sie rasch den Gehsteig entlangging, mußte sie über die Ironie lächeln, die darin lag, einen gestohlenen Wagen gegen Autodiebstahl zu sichern. Sie sah zum zweiten Stock des Eckgebäudes auf. Die Jalousien waren heruntergezogen, aber hinter allen Fenstern von Howies Wohnung brannte Licht. Das war beruhigend. Hätte Gray etwas wirklich Häßliches vorgehabt, hätte er es im Dunkeln getan, glaubte sie.
    Sie durchquerte die Eingangshalle und begann die Treppe hinaufzusteigen. Es roch modrig wie in einem Antiquitätengeschäft.

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