Blindes Vertrauen
habâ ich, äh, heute keine Zeit.« Das einzige, was noch beunruhigender war als das Lächeln des Mannes, war sein Stirnrunzeln. Es veranlaÃte Howie sofort zum Umdenken. »Also gut, vielleicht ein schnelles Spiel.«
»GroÃartig. Das ist meine Chance, meinen verletzten Stolz zu retten.«
In den Spielpausen schwatzten sie über dieses und jenes. Howie spielte schlecht. Er konnte sich nicht konzentrieren, weil er ständig daran denken muÃte, wer ihm auflauern würde, wenn er heimkam. Oder hatte Bondurant ihn schon jetzt im Visier? Beobachtete er Howie aus dem Münzwaschsalon auf der anderen StraÃenseite?
»⦠mit Ihrer Freundin?«
»Wie bitte?«
»Ich habe nach Ihrer Mitarbeiterin gefragt. Nach der kleinen Reporterin. Na, Sie wirken heute abend richtig geistesabwesend. Wenn Sie was Besseres vorhaben â¦Â«
»Nein, nein«, sagte Howie hastig. »Entschuldigung.«
Reià dich zusammen, Idiot! ermahnte er sich. Was zum Teufel war in ihn gefahren? Hier stand ein cooler Typ, der praktisch darum bettelte, sein Kumpel sein zu dürfen, und was tat er? Er benahm sich wie ein Arschloch, das tat er.
Das war Barries Schuld. Es war immer Barries Schuld. Und jetzt auch Bondurants Schuld. Wie kamen die beiden überhaupt dazu, in seine Wohnung einzubrechen und ihn herumzuschubsen? Dabei konnten sie ihm überhaupt nichts anhaben. Zumindest Barrie nicht. Und Bondurant war aus der Stadt verjagt worden, weil er seine Hände nicht von der First Lady lassen konnte. Zum Teufel mit den beiden! Wenn sie heute abend wieder mit ihren versteckten Drohungen ankamen, würde er einfach die Polizei rufen.
Von neuem Selbstvertrauen beseelt, zog er seinen rutschenden Hosenbund hoch und nahm einen groÃen Schluck Bier. »Ich habâ sie rausgeschmissen.«
»Ohne Schei�«
»Ich habâs nicht gern getan«, sagte Howie und verzog bedauernd die Lippen, »aber sie hat laufend Mist gebaut. Sie hat mir keine andere Wahl gelassen.«
»Was hätten Sie sonst tun sollen, Mann?«
»Richtig.« Howie gelang sein bester Stoà des Abends. Sein Freund hob seinen Bierkrug, um auf diesen Erfolg zu trinken. »Aber ich gebe ihr noch eine Chance.«
»Oh?« Der Mann konzentrierte sich auf den nächsten StoÃ. Die Kugeln prallten klackend zusammen, aber er schaffte es
nicht, eine zu versenken. »Sie kriegt wohl ein Empfehlungsschreiben von Ihnen?«
»Nein, ich helfe ihr bei verdeckten Ermittlungen.«
Wie Howie gehofft hatte, zog der andere seine Augenbrauen hoch. Das klang so abenteuerlich, daà er offenbar beeindruckt war. »Bei welchen verdeckten Ermittlungen?«
Howie, den die Demütigung durch Bondurant schmerzte, genoà es, seine Muskeln spielen zu lassen. Was machte es schon, wenn er dabei ein biÃchen übertrieb? Sein Kumpel hier würde es gar nicht merken. AuÃerdem beschwindelten sich sogar die besten Freunde. Das gehörte bei Männerfreundschaften einfach mit dazu.
»Sie arbeitet jetzt freiberuflich, ist weiter hinter dieser groÃen Story her, von der ich Ihnen erzählt habe. An wen hat sie sich gewandt, um Informationen zu bekommen, als ihre eigenen Quellen versiegt sind? An meine Wenigkeit.«
»Informationen worüber?«
Howie kniff ein Auge zusammen. »Insiderwissen aus dem WeiÃen Haus.«
»Und Sie haben es ihr beschafft?«
»Denken Sie ja nicht, das wäre einfach gewesen«, sagte Howie und blies sich auf. »Durchaus nicht! Ich habe selbst ermitteln und einige meiner geheimsten Quellen anzapfen müssen, aber ich habe rausgekriegt, was Barrie wissen wollte.«
»Da war sie bestimmt glücklich.«
»Sie wird es sein.«
»Sie haben es ihr noch nicht gesagt?« Die Augen des Mannes glänzten, und sein Schnurrbart hob sich, als er grinste. Er boxte Howie an die Schulter. »Ah, ich verstehe! Sie halten Ihre Informationen zurück, bis Sie von der Kleinen eine gewisse Gegenleistung bekommen haben, was?«
Howie schmunzelte. Sein neuer Kumpel hatte genau den
gewünschten Eindruck von ihm: Er hielt ihn für einen Herzensbrecher, einen Mann von Welt, einen Mann, mit dem man rechnen muÃte, und einen Mann, den keiner reinlegen konnte. »Wir treffen uns später heute abend. Für das, was ich ihr zu erzählen habe, wird sie sich mit ein paar Gefälligkeiten revanchieren wollen, denken Sie nicht auch?«
Â
An diesem Abend
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