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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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für Gray. »Was erwartest du eigentlich von mir – daß ich gestehe?« fragte er und baute sich wütend vor ihr auf.
    Â»Ich möchte eine Erklärung dafür, warum du vor mir in Howies Wohnung gegangen bist.«
    Â»Ich wollte ihn einschüchtern.«
    Â»Das ist dir allerdings gelungen!«
    Â»Das bedeutet nicht, daß ich ihn umgebracht habe.«
    Â»Warum hast du das Licht ausgemacht, als ich reingekommen bin?«
    Â»Ich wollte dir seinen Anblick ersparen.«
    Â»Warum hast du versucht, mich hinauszuzerren, nachdem ich ihn dann doch gesehen hatte?«
    Â»Falls Spence in der Nähe gelauert hätte, wären wir beide in Gefahr gewesen.«
    Â»Spence. Spence, der auf wundersame Weise wiederauferstanden ist.« Sie schwenkte die Arme über dem Kopf. »Lobet den Herrn!«
    Gray fühlte, daß sein Kiefer sich verkrampfte. »Wär’s dir lieber, wenn ich sagen würde: ›Okay, ich gestehe. Ich habe dem Arschkriecher die Gurgel durchgeschnitten‹?«
    Â»Du bist widerlich.«
    Â»Worüber beklagst du dich eigentlich? Du hättest vor Vergnügen auf und ab hüpfen sollen. Mich wundert bloß, daß du nicht gleich nach dem Gespräch mit der Notrufzentrale einen Kameramann angefordert hast. Du warst als erste Reporterin am Tatort eines gräßlichen Mordes. So was ist doch genau das
richtige für dich, oder? Das törnt dich an, stimmt’s? Das und mit jedem Mann ins Bett zu hüpfen, der dafür vielleicht eine heiße Story für dich hat.«
    Â»Jetzt reicht’s aber, Bondurant«, warf Daily ein.
    Gray achtete nicht auf diese Zurechtweisung. Er konzentrierte sich ausschließlich auf Barrie. »Ich hab’s nicht nötig, mich zu verteidigen – weder vor dir noch vor sonst jemandem. Von mir aus glaubst du, was du willst. Ist mir doch scheißegal.«
    Er kehrte ihr den Rücken zu, war aber erst wenige Schritte weit gekommen, als sie ihm – fast wie an jenem ersten Morgen in seinem Haus – nachsetzte. »Warum sollte Spencer, falls er tatsächlich noch lebt, Howie aufspüren und ermorden?«
    Â»Weiß der Teufel«, antwortete Gray und schüttelte ihre Hand ab. »Vielleicht hat er gewußt, daß Howie Informationen für uns hatte, die geheim bleiben sollten.«
    Â»Woher soll er das gewußt haben?«
    Er schnaubte zynisch. »Du mußt dich von der Illusion verabschieden, daß diese Leute sich an irgendwelche Spielregeln halten. Das tun sie nicht. Für sie existieren keinerlei Beschränkungen. Weder moralische, politische noch emotionale. Sie sehen, daß etwas getan werden muß, und tun es, ohne Gewissensbisse zu empfinden. Sie haben kein Gewissen. Solange du das nicht begreifst, sind sie dir überlegen, weil du dich an die Spielregeln hältst.«
    Er wandte sich an Daily. »Soll ich lieber gehen? Dann gehe ich gleich.«
    Daily stand schwer seufzend auf. »Wenn ihr mich mitten in der Nacht aus dem Bett holt, gibt’s jedesmal schlechte Nachrichten.« Mehr sagte er nicht, bevor er in sein Schlafzimmer davonschlurfte.
    Nun starrte Gray Barrie herausfordernd an, aber sie wandte sich schweigend ab und folgte Daily den Flur entlang.

    Gray zog leise fluchend Hemd und Stiefel aus und streckte sich auf dem Sofa aus. Es war zu kurz für ihn, so daß er die Füße auf die Armlehne legen mußte. Eigentlich konnte er überall, unter allen Umständen schlafen. Er hatte sich die Fähigkeit antrainiert, jederzeit einschlafen zu können. Er hatte gelernt, augenblicklich in tiefen Schlaf zu verfallen, während ein Teil seines Unterbewußtseins wachsam blieb.
    Aber in dieser Nacht versagten seine antrainierten Fähigkeiten. Er war zu aufgebracht, um schlafen zu können. Aufgebracht und… verletzt? War das der richtige Ausdruck? »Himmel.« Er legte sich einen Arm über die Augen. Verletzt? Weshalb? Wegen ihrer schwachsinnigen Anschuldigung? Weil sie ihn verdächtigte, ein Mörder zu sein? Was für eine dämliche, unreife Gefühlsregung!
    Von mir aus glaubst du, was du willst. Ist mir doch scheißegal. Aber das war es ihm eben nicht. Er wußte nicht genau, wie er in Barries Augen dastehen wollte, aber ganz bestimmt nicht als kaltblütiger Killer. Ihm fiel kein einziger Grund ein, weshalb ihre Meinung ihn interessieren sollte, aber sie war ihm trotzdem wichtig.
    Sie war eine Klugscheißerin. Impulsiver,

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