Blindes Vertrauen
für Gray. »Was erwartest du eigentlich von mir â daà ich gestehe?« fragte er und baute sich wütend vor ihr auf.
»Ich möchte eine Erklärung dafür, warum du vor mir in Howies Wohnung gegangen bist.«
»Ich wollte ihn einschüchtern.«
»Das ist dir allerdings gelungen!«
»Das bedeutet nicht, daà ich ihn umgebracht habe.«
»Warum hast du das Licht ausgemacht, als ich reingekommen bin?«
»Ich wollte dir seinen Anblick ersparen.«
»Warum hast du versucht, mich hinauszuzerren, nachdem ich ihn dann doch gesehen hatte?«
»Falls Spence in der Nähe gelauert hätte, wären wir beide in Gefahr gewesen.«
»Spence. Spence, der auf wundersame Weise wiederauferstanden ist.« Sie schwenkte die Arme über dem Kopf. »Lobet den Herrn!«
Gray fühlte, daà sein Kiefer sich verkrampfte. »Wärâs dir lieber, wenn ich sagen würde: âºOkay, ich gestehe. Ich habe dem Arschkriecher die Gurgel durchgeschnittenâ¹?«
»Du bist widerlich.«
»Worüber beklagst du dich eigentlich? Du hättest vor Vergnügen auf und ab hüpfen sollen. Mich wundert bloÃ, daà du nicht gleich nach dem Gespräch mit der Notrufzentrale einen Kameramann angefordert hast. Du warst als erste Reporterin am Tatort eines gräÃlichen Mordes. So was ist doch genau das
richtige für dich, oder? Das törnt dich an, stimmtâs? Das und mit jedem Mann ins Bett zu hüpfen, der dafür vielleicht eine heiÃe Story für dich hat.«
»Jetzt reichtâs aber, Bondurant«, warf Daily ein.
Gray achtete nicht auf diese Zurechtweisung. Er konzentrierte sich ausschlieÃlich auf Barrie. »Ich habâs nicht nötig, mich zu verteidigen â weder vor dir noch vor sonst jemandem. Von mir aus glaubst du, was du willst. Ist mir doch scheiÃegal.«
Er kehrte ihr den Rücken zu, war aber erst wenige Schritte weit gekommen, als sie ihm â fast wie an jenem ersten Morgen in seinem Haus â nachsetzte. »Warum sollte Spencer, falls er tatsächlich noch lebt, Howie aufspüren und ermorden?«
»Weià der Teufel«, antwortete Gray und schüttelte ihre Hand ab. »Vielleicht hat er gewuÃt, daà Howie Informationen für uns hatte, die geheim bleiben sollten.«
»Woher soll er das gewuÃt haben?«
Er schnaubte zynisch. »Du muÃt dich von der Illusion verabschieden, daà diese Leute sich an irgendwelche Spielregeln halten. Das tun sie nicht. Für sie existieren keinerlei Beschränkungen. Weder moralische, politische noch emotionale. Sie sehen, daà etwas getan werden muÃ, und tun es, ohne Gewissensbisse zu empfinden. Sie haben kein Gewissen. Solange du das nicht begreifst, sind sie dir überlegen, weil du dich an die Spielregeln hältst.«
Er wandte sich an Daily. »Soll ich lieber gehen? Dann gehe ich gleich.«
Daily stand schwer seufzend auf. »Wenn ihr mich mitten in der Nacht aus dem Bett holt, gibtâs jedesmal schlechte Nachrichten.« Mehr sagte er nicht, bevor er in sein Schlafzimmer davonschlurfte.
Nun starrte Gray Barrie herausfordernd an, aber sie wandte sich schweigend ab und folgte Daily den Flur entlang.
Gray zog leise fluchend Hemd und Stiefel aus und streckte sich auf dem Sofa aus. Es war zu kurz für ihn, so daà er die FüÃe auf die Armlehne legen muÃte. Eigentlich konnte er überall, unter allen Umständen schlafen. Er hatte sich die Fähigkeit antrainiert, jederzeit einschlafen zu können. Er hatte gelernt, augenblicklich in tiefen Schlaf zu verfallen, während ein Teil seines UnterbewuÃtseins wachsam blieb.
Aber in dieser Nacht versagten seine antrainierten Fähigkeiten. Er war zu aufgebracht, um schlafen zu können. Aufgebracht und⦠verletzt? War das der richtige Ausdruck? »Himmel.« Er legte sich einen Arm über die Augen. Verletzt? Weshalb? Wegen ihrer schwachsinnigen Anschuldigung? Weil sie ihn verdächtigte, ein Mörder zu sein? Was für eine dämliche, unreife Gefühlsregung!
Von mir aus glaubst du, was du willst. Ist mir doch scheiÃegal. Aber das war es ihm eben nicht. Er wuÃte nicht genau, wie er in Barries Augen dastehen wollte, aber ganz bestimmt nicht als kaltblütiger Killer. Ihm fiel kein einziger Grund ein, weshalb ihre Meinung ihn interessieren sollte, aber sie war ihm trotzdem wichtig.
Sie war eine KlugscheiÃerin. Impulsiver,
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