Blindes Vertrauen
nach Washington die bestmögliche Notversorgung erhalten konnte, hatte der Senator ein handverlesenes Ãrzteteam mitgebracht. Als sie aus dem Wohnmobil gehoben und auf eine Krankentrage gelegt wurde, begann der verantwortliche Arzt, seinem Team Anweisungen zu erteilen.
»Liebes, was haben sie dir angetan?« Armbruster hielt die eiskalte Hand seiner Tochter umklammert, während er neben der Krankentrage zum Hubschrauber lief.
Gray hielt den Arzt lange genug zurück, um ihm zuzuschreien: »Es war schrecklich einfach, sie dort rauszuholen. Zu einfach. Der Schaden kann schon angerichtet sein.«
Der Arzt nickte, um zu zeigen, daà er verstanden hatte, hielt sich jedoch nicht mit Fragen auf. Er sprang in den Hubschrauber, der Sekunden später abhob und Barrie und Gray von Luftwirbeln umgeben auf dem leeren Parkplatz des Einkaufszentrums zurücklieÃ.
Barrie hatte das Umladen und den Abtransport Vanessas mit der Videokamera festgehalten. Auch wenn der Film keine Studioqualität hatte, würde er sich später als unbezahlbar erweisen. Sie beobachteten, wie der Hubschrauber abdrehte und nach Washington zurückflog.
»Was hast du damit gemeint?« fragte sie Gray, während sie die Kamera wieder in ihrem Lederrucksack verstaute. »Was du zu dem Arzt gesagt hast.«
»Ich habe das Gefühl, daà die Leute in Tabor House gewuÃt haben, daà wir kommen würden.«
Sie starrte ihn ungläubig an.
»Denk mal darüber nach«, forderte er sie auf. »Sieht man von der harmlosen Knallerei am Schluà einmal ab, sind wir praktisch reinspaziert und mit der First Lady der Vereinigten Staaten wieder rausspaziert.« Gray wirkte angespannt und nervös, als er dem Hubschrauber nachsah. »Vielleicht sind wir zu spät gekommen, um ihr Leben zu retten.«
»Halt! Keine Bewegung! FBI!«
Der Ruf kam aus der Dunkelheit hinter ihnen. Sie warfen sich instinktiv herum. Vier Männer kamen mit schuÃbereiten Handfeuerwaffen auf sie zugestürmt. Autoscheinwerfer flammten auf. Zwei Autos rasten auf den Parkplatz und hielten mit quietschenden Reifen nur wenige Meter von den beiden entfernt.
»Hände auf den Kopf, Bondurant!«
Gray fand es offenbar ratsam, diesen Befehl zu befolgen. Einer der Agenten trat vor, sah die Pistole in seinem Hosenbund und zog sie heraus. Ein anderer rià Barrie den Rucksack weg und tastete sie nach Waffen ab. »Ich bin nicht bewaffnet.«
»Am besten sagst du gar nichts«, warnte Gray sie, als die Agenten ihm Handschellen anlegten und ihn über seine Rechte belehrten.
Barrie folgte seinem Beispiel und lieà sich widerstandslos verhaften. Die Story, die sie zu erzählen hatte, und ihr Videofilm würden ausreichen, um zu verhindern, daà Gray und sie wegen irgendwelcher bei der Rettung der First Lady verübter Straftaten angeklagt wurden. Aber sie jetzt zu erzählen wäre
bloÃe Zeitverschwendung gewesen. Sie würde warten, bis Senator Armbruster und Vanessa persönlich ihre Anschuldigung bestätigen konnten, der Präsident habe seinen Sohn ermordet und den Tod seiner Frau geplant.
Barrie wurde zu einem der Wagen geführt, Gray zu dem anderen. Ein FBI-Agent hielt ihr die Tür auf, damit sie hinten einsteigen konnte.
Was sie auf dem Sitz liegen sah, erfüllte sie mit solchem Entsetzen, daà sie laut aufschrie und rückwärts aus der offenen Autotür zu entkommen versuchte. »Gray!« Aber der Agent legte ihr eine Hand auf den Rücken und schob sie in den Wagen.
Durchs Autofenster sah sie Gray. Er hatte ihren Schrei gehört, spürte ihre Angst und versuchte die Agenten abzuschütteln, die ihn in den anderen Wagen schieben wollten. Mit auf dem Rücken gefesselten Armen konnte er sich jedoch kaum wehren. Er wurde auf den Rücksitz gestoÃen. Die Türen wurden zugeknallt. Beide Autos fuhren mit quietschenden Reifen an.
Barrie schluchzte hemmungslos, während sie ihre Mitfahrerin auf dem Rücksitz der grauen Limousine betrachtete, die ihren Blick mit leeren Augen, gräÃlich ausdrucksloser Miene und schiefsitzender verfilzter Perücke erwiderte. Dolly.
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George Allan blickte auf seine beiden schlafenden Söhne hinab, deren Köpfe unter den hochgezogenen Bettdecken kaum zu sehen waren. Sein jüngerer Sohn, der im oberen Bett schlief, war der Lausbub, der Sportler, der zukünftige Herzensbrecher. Mit seinem Charme würde er es im Leben immer
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