Blindes Vertrauen
ihn gekränkt.
»⦠damit er nicht von den Leuten, die angeblich in Spencer Martins Auftrag handeln, verletzt oder getötet wird.« Er knöpfte die Anzugjacke auf und stemmte eine Hand in die Hüfte. »Ich möchte wissen, was zum Teufel hier vorgeht, und
bestehe darauf, die ganze Story zu erfahren. Deshalb haben wir euch hergebracht, anstatt euch gleich ins Gefängnis zu karren und wegen verschiedener Straftaten in Untersuchungshaft zu nehmen.«
»Ich weià dein Vertrauen zu würdigen, Bill«, sagte Barrie. »Aber sollte ich nicht lieber einen Anwalt hinzuziehen, bevor ich mit euch rede?«
»Das kannst du, wenn du dich für diesen Weg entscheidest. Oder du kannst mir einfach reinen Wein einschenken.«
»Inoffiziell?«
»Inoffiziell.«
Sie kannte Bill Yancey seit vielen Jahren als Ehrenmann. Seine Integrität hatte ihr mehr als einmal eine gute Story verpatzt. Barrie war wütend gewesen, wenn er ihr aus Sicherheitsgründen Informationen vorenthalten hatte, aber andererseits hatte er sie auch nie falsch informiert. Sie hatte keinen Grund, ihm zu miÃtrauen.
»Also gut«, sagte sie. »Aber es gibt so viel zu erzählen, daà ich nicht weiÃ, wo ich anfangen soll.«
»Am besten fängst du mit Spencer Martin an.«
»Wieviel weiÃt du über ihn? Er istâ¦Â«
»Vorsicht, Barrie.« Gray nickte zu Yancey hinüber. »Dein ehemaliger Kommilitone mag sich als fairer, zuverlässiger Informant bewährt haben, aber bevor du auspackst, solltest du dich daran erinnern, wer ihn ernannt hat und für wen er arbeitet.«
»Ich erinnere mich daran, wer mich ernannt hat, Mr. Bondurant«, erwiderte Yancey gekränkt. »Aber ich arbeite für das amerikanische Volk und nehme mein Amt und die damit verbundene Verantwortung sehr ernst.
GewiÃ, meinen Posten verdanke ich David Merritt, aber ich bin nicht immun gegen den Gestank, der heutzutage aus dem WeiÃen Haus dringt. Was Spencer Martin betrifft, so weià ich
von seiner Privatarmee. Seine Spitzel sitzen überall, und er hat seine Leute in fast alle Ministerien eingeschleust â auch in Abteilungen des Justizministeriums, wie ich peinlicherweise eingestehen muÃ.
Noch gefährlicher ist jedoch sein starker Einfluà auf den Präsidenten. Ich will wissen, warum und bis zu welchem Grad Merritt sich auf ihn verläÃt. Offen gestanden habe ich mir Sorgen um Barrie gemacht, Bondurant, weil sie so viel Zeit mit Ihnen verbracht hat. Deswegen habe ich ihr von Ihrem kürzlichen Besuch im WeiÃen Haus berichtet. Ich habe Sie für einen von Martins Bluthunden gehalten.«
»Da haben Sie sich geirrt.«
»Schon möglich. Sie sind wegen Mrs. Merritt ausgestiegen, glaube ich.«
Gray nickte. »Und ihretwegen bin ich wieder in alles hineingezogen worden.«
Der Justizminister starrte Gray einige Sekunden lang unverwandt an, bevor er sich wieder an Barrie wandte. »Mit deiner Serie über den Krippentod hast du die Lawine losgetreten, stimmtâs?«
»Eigentlich hat Vanessa Merritt sie losgetreten, als sie mich zum Kaffee eingeladen hat. Es ist eine lange Story, in deren Verlauf ich den Präsidenten unglaublicher Verbrechen beschuldigen werde.«
»Deswegen habe ich dich herbringen lassen«, sagte Yancey. »Unabhängig davon, wie lang und kompliziert deine Story ist und wen sie belastet, will ich alles hören.«
43. Kapitel
»ScheiÃe! Alles geht schief! Barrie und Gray sind noch immer nicht geschnappt. Vanessa ist in einem gottverdammten Krankenhaus. In einem Krankenhaus! Ich hätte die Schreckensnachricht von ihrem Tod erhalten sollen. Statt dessen kommt die frohe Botschaft, daà sie im Krankenhaus der George Washington University behandelt wird.«
»Immer mit der Ruhe, David.«
Seine Augen glitzerten diamanthart, als er sich ruckartig zu Spencer umdrehte. »Bloà nicht gönnerhaft werden, Spence. Wenn ich erledigt bin, bist es du auch. Denk daran, bevor du wieder blasiert mit Gemeinplätzen um dich wirfst.«
»Ich war weder gönnerhaft noch blasiert. Ich bin so besorgt wie du. Aber wenn wir jetzt den Kopf verlieren, wird alles nur noch schlimmer.«
»Ich glaube nicht, daà es noch schlimmer werden kann.»
»Natürlich kann es das.«
David schlug sich mit der rechten Faust in die linke Handfläche. »Wie hat das passieren können?«
»Das weià ich
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