Blindes Vertrauen
weiter. Aber auf mich kommtâs nicht an. Habt ihr Mrs. Merritt rausholen können?«
»Ja! Sie ist jetzt in guten Händen, obwohl sie sehr krank ausgesehen hat. Wir wissen nicht, ob sie es überleben wird.«
Mit Hilfe eines FBI-Agenten, der ihr die Handschellen abnahm, stand Barrie auf und drehte sich zu dem Mann am Schreibtisch um. Sie streckte ihm aufgebracht die Handgelenke hin, um ihm die aufgeschürften roten Stellen zu zeigen. »War das wirklich nötig, Bill?«
Justizminister William Yancey wirkte etwas geknickt. »Hallo, Barrie. Mr. Bondurant.«
Gray starrte sie ungläubig an. »Ihr beiden kennt euch?«
»Seit dem College«, antwortete Yancey. »Barrie hat als Reporterin beim Campus-Radio gearbeitet. Ich war Vorsitzender der Vereinigung politisch interessierter Studenten. An flauen Tagen ist sie auf der Suche nach einer Story manchmal zu mir gekommen.«
»Das tue ich heute noch. Er ist mein Informant im Justizministerium.«
»Er ist dein Informant?«
»Ich gebe nichts Vertrauliches weiter«, erläuterte Yancey. »Meistens bestätige oder dementiere ich nur, was sie anderswo erfahren hat. Und ich bemühe mich, sie daran zu hindern,
Dummheiten zu machen, was manchmal schwierig ist«, fügte er mit finsterem Blick hinzu.
»Bill, war das nötig?« wiederholte Barrie.
»Wir haben euch offiziell verhaften müssen. Nach Bondurant und dir wird wegen Entführung gefahndet.« Er nickte zu Daily hinüber. »Mr. Welsh hat gestanden, euer Komplize zu sein.«
»Daily hat mitgeholfen, aber das Ganze war keine Entführung. Wir haben Vanessa Merritt gerettet.«
»Wovor, vor wem?«
»Vor ihrem Ehemann.«
Yancey musterte erst Barrie, danach Gray ernst. »Ich habe befürchtet, daà ihr das sagen würdet.«
»Du scheinst aber nicht sehr überrascht zu sein«, stellte sie fest.
»Ich habe in letzter Zeit einige sehr merkwürdige Anrufe bekommen. Von Armbruster. Von Merritt. Mr. Bondurants Rückkehr nach Washington scheint sie alle nervös gemacht zu haben. Erst sollte ich ihn dringend verhaften, dann wurde ich gedrängt, es nicht zu tun. Und dann stellt sich heraus, daà Bondurant ausgerechnet mit dir zusammen ist. Ãbrigens«, fügte Yancey trocken hinzu, »hast du meinen Männern bei Howie Fripps Beerdigung eine tolle Geschichte erzählt. Stell dir bloà vor, wie sie mir die Episode von der Fellatio auf der Autobahn erzählt haben?«
»Die was? « fragte Gray.
»Eine lange Geschichte«, murmelte Barrie. Sie wandte sich wieder an Yancey. »Ich habâ ziemlich dick aufgetragen, weil ich nicht wuÃte, ob sie zu den guten Kerlen gehören.«
»Sie waren FBI-Agenten.«
»Ich weiÃ, aber ich dachte, sie wären vielleichtâ¦Â« Sie sah zweifelnd zu Gray hinüber, weil sie nicht wuÃte, wieviel sie preisgeben durfte.
Von seinem Platz auf dem Sofa nahm Daily ihr die Entscheidung ab. »Barrie hat sie für Spencer Martins Leute gehalten.«
»Spencer Martin«, wiederholte Yancey nachdenklich. »Jedenfalls seid ihr auch von anderen Leuten überwacht worden. Mein Team ist mehrmals auf sie gestoÃen. Wir haben uns gefragt, wer sie wohl sind.«
»Das waren Spences Leute«, sagte Gray heiser.
Yancey wandte sich an ihn. »Und das soll ich Ihnen einfach so glauben?«
»Sie sind der ranghöchste Justizbeamte dieses Landes. Das bedeutet, Sie müssen Jagd auf die bösen Kerle machen.«
»Es bedeutet aber auch, die Rechte von Kerlen zu schützen, denen andere Leute unterstellen, sie seien böse. Aus welchen Gründen auch immer.«
Barrie spürte, wie zwischen den beiden Feindseligkeit aufkam, und mischte sich rasch ein. »Bill, sobald du alle Tatsachen kennst, wirst du uns zustimmen, daà Spencer Martin höchst gefährlich ist.«
»Ich bin ganz Ohr. Was sind die Tatsachen, Barrie? Seit deiner Serie über den Krippentod wird dein Name mit der First Lady in Verbindung gebracht, und die First Lady hat sich auf ungeklärte Weise zurückgezogen. Dalton Neelys Geschwätz ist eine Beleidigung für meine Intelligenz. Dr. George Allan erscheint mir unfähig. Der Secret Service schweigt respektvoll. Uns war klar, daà ihr heute nacht etwas vorhattet, als ihr im Parkhaus in den anderen Wagen umgestiegen seid. Wir haben uns den Alten geschnapptâ¦Â«
»He!« unterbrach Daily
Weitere Kostenlose Bücher