Blindes Vertrauen
leichter haben.
Der Ãltere hatte Amandas Ernsthaftigkeit geerbt. Sogar im Schlaf schien er damit beschäftigt zu sein, irgendein Problem zu lösen. Von den beiden war er der Klügere, der Ehrgeizige.
Seine Intelligenz und Selbstdisziplin waren die Garantie dafür, daà er in jedem Beruf, den er wählte, Erfolg haben würde. George hoffte, daà er sich dafür entscheiden würde, Medizin zu studieren.
Er küÃte seine Söhne leicht auf die Stirn und schloà dann die Tür hinter sich, als er auf Zehenspitzen aus ihrem Zimmer ging. Die Tür des Elternschlafzimmers stand offen. Amanda hatte das Nachtlicht für ihn brennen lassen. Auch wenn sie sich noch so erbittert stritten, auch wenn sie sich entfremdet hatten, teilten sie doch jede Nacht ihr Ehebett. Es war, als lieÃe sie das Licht brennen, damit er jederzeit zu ihr zurückfinden konnte.
Er betrachtete das Gesicht der Schlafenden. Seidige Strähnen ihres dunklen Haars malten Streifen auf ihr Kopfkissen. Ihr Atem ging langsam und gleichmäÃig. Sie sah wunderschön aus. Er wollte sie berühren, sie küssen, aber er tat es dann doch nicht, weil er Angst hatte, sie zu wecken.
Er trat rückwärts aus dem Schlafzimmer, ging den Flur entlang zu seinem Arbeitszimmer und schloà leise die Tür. Jetzt brauchte er unbedingt einen Drink. Er schenkte sich ein Glas voll, nahm es an seinen Schreibtisch mit und lieà sich dankbar in den Ledersessel sinken.
Die Nacht war lang gewesen. Er hatte mit David im WeiÃen Haus gewartet, bis die Nachricht gekommen war, Vanessa sei von Clete begleitet im Krankenhaus in Sicherheit.
George war übermüdet. Er genoà seinen Drink, nahm bewuÃt nur kleine Schlucke und spürte, wie die Wärme sich in seinem Körper ausbreitete. Die berauschende Wirkung des Alkohols lag im Widerstreit mit den ernüchternden Gedanken, die George keine Ruhe lieÃen. Er muÃte unablässig daran denken, was David ihm befohlen hatte â und was er in Wirklichkeit getan hatte.
Er leerte sein Glas und sperrte die unterste Schreibtischschublade
auf. Der Revolver hatte kein groÃes Kaliber, aber ein Schuà in den Gaumen genügte, um einen schmerzlos ins Jenseits zu befördern. Er prüfte die Kammern und stellte fest, daà alle geladen waren; dann lieà er die Trommel wieder einrasten und legte die Waffe auf seine Schreibtischunterlage.
Als nächstes angelte er ein Plastikfläschchen aus seiner Hemdtasche. Der Sicherheitsverschluà war intakt, das Lithium nach wie vor in dem Fläschchen, statt in tödlicher Ãberdosis durch Vanessas Körper zu kreisen, wie David glaubte.
Beim letzten Showdown hatte George über David gesiegt, indem er sich kaltblütigem Mord verweigert hatte. Hoffentlich würde auch Amanda das als Sieg sehen. Vielleicht würde sein trotziger Schwanengesang seine jahrelange Nachgiebigkeit und Schwäche wettmachen. Vielleicht würde sie ihn sogar dafür lieben. Wenigstens ein biÃchen.
Er stellte das Fläschchen auf die Schreibunterlage, griff nach dem Revolver und steckte den Lauf in seinen Mund.
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Auf der langen Fahrt versuchte Barrie, aus ihren Entführern herauszubekommen, was mit Daily passiert war, aber ihr Kreischen, Betteln, Schluchzen und Drohen konnte die Männer nicht dazu bewegen, ihr eisernes Schweigen zu brechen. Gray tappte ebenso im dunkeln, als sie ihr Ziel erreichten: ein Bürogebäude in Washingtons Innenstadt. Sie wurden in einen Lastenaufzug verfrachtet und im sechsten Stock in das Büro am Ende des Korridors geführt.
Da Gray sich nach wie vor bei jedem Schritt wehrte, stieÃen die Männer ihn zuerst ins Büro. Sein wilder Fluch schien Barries schlimmste Befürchtungen zu bestätigen.
Sie rechnete damit, Dailys mit Prellungen übersäten, entstellten, vielleicht auch blutigen Leichnam zu sehen. Statt dessen ruhte er halb liegend auf einem Sofa und sah müde aus. Barrie
war so erleichtert, ihn lebend wiederzusehen, daà sie durch das halbdunkle Büro stolperte, neben dem Sofa niederkniete und nicht wuÃte, ob sie lachen oder weinen sollte. »Alles in Ordnung, Daily?«
»Jetzt wieder«, sagte er keuchend. »Seit ich weiÃ, daà du mit heiler Haut davongekommen bist.«
»Sie haben Dolly in ihrem Auto gehabt. Ich hatte schreckliche Angst, du â¦Â«
»Sie haben mir einen vollen Sauerstofftank gebracht, also lebe ich vorerst mal
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