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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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eingeschaltet, der ausführlich über die Sensation des Tages berichtete. Er fluchte halblaut, als der Präsident auf der improvisierten Pressekonferenz seine kurze Erklärung abgab, aber als ein Arzt bestätigte, die First Lady werde bald ganz wiederhergestellt sein, konnte Gray seine Erleichterung nicht verbergen.
    Barrie teilte sie natürlich. Aber sie wäre kein Mensch gewesen, wenn sie dabei nicht auch etwas Eifersucht empfunden hätte.
    Daily war irgendwann während Barries Monolog eingeschlafen. Sie war froh, daß er sich jetzt ausruhen konnte. Er sah völlig erledigt aus.
    Â»Eins begreife ich nicht«, sagte der Justizminister, als er sich wieder zu Barrie umdrehte. »Warum hat Mrs. Merritt ihn nicht selbst angezeigt?«
    Â»Aus Angst«, antwortete Barrie sofort. »Sie hat in ständiger Angst vor ihm gelebt, Bill. Als wir uns zum Kaffee getroffen haben, war sie mit den Nerven völlig am Ende. Ich glaube nicht,
daß ihre Nervosität nur auf ihre manisch-depressive Veranlagung zurückzuführen ist. Damals hat sie erstmals vermutet, ihre Tage könnten gezählt sein, weil er versuchen werde, sie zu beseitigen. Dieses Treffen mit mir war das erste Rauchsignal, das sie hochgeschickt hat.«
    Yancey sah zu Gray hinüber. »Was ist mit George Allan?«
    Â»Er ist Davids Marionette. Ihm fehlt der Mut, etwas anderes zu sein. David hat ihn mit irgend etwas in der Hand. Soviel hat Mrs. Allan uns bestätigt.«
    Â»Das stimmt, Bill«, sagte Barrie. »Ich bin sicher, daß ihre Aussage deinen Fall untermauern würde.«
    Â»Fall?« wiederholte er schnaubend. »Ich habe keinen Fall. Ich habe nichts als die Aussage zweier Flüchtiger, nach denen wegen Entführung gefahndet wird.«
    Â»Aber du glaubst uns«, stellte Barrie fest. »Da bin ich mir sicher, sonst hättest du uns nicht herbringen lassen.« Sie trat zu ihm ans Fenster. »Fällt es dir so schwer, einem Präsidenten einen Mord zuzutrauen? Sieh mal dort hinaus.« Die Morgensonne beleuchtete die Spitze des Washington Monuments.
    Â»Denkmäler für Präsidenten. Manche waren Schurken, manche gute und ehrenwerte Männer. Hochgewachsen, kleinwüchsig, Krieger, Staatsmänner. Sieht man von dem Amt ab, in das sie gewählt waren, war ihr einziger gemeinsamer Nenner, daß sie Menschen waren. Die Geschichtsschreibung hat sie auf einen Sockel gestellt, sie als überlebensgroß geschildert und in einigen Fällen zu Halbgöttern erhoben, aber das waren sie nicht.
    Sie waren Männer: Sterbliche mit Charakterfehlern. Sie haben gelacht und geweint, haben Wutanfälle bekommen und an Verstopfung gelitten. Sie waren gegen nichts immun – weder gegen Stolz noch Schmerz, noch Liebeskummer, noch…« Sie sah zu Gray hinüber. »Noch gegen Eifersucht. David Merritt
hat gewußt, daß seine Frau ihn betrogen hatte. Sie ist von einem anderen schwanger geworden. Das hat er nicht verwinden können. Folglich hat er etwas dagegen unternommen.«
    Er hat es schon mal getan.
    Der Gedanke traf sie mit solcher Gewalt, daß sie zusammenzuckte. Sie hörte die Worte so deutlich, als hätte sie jemand laut ausgesprochen. »Wie bitte?«
    Yancey starrte sie an. »Ich habe nichts gesagt.«
    Â»Du hast davon gesprochen, daß…«, sagte Gray.
    Â»Augenblick!« Sie hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    Die plötzliche Erleuchtung war so schwerwiegend, daß sie fast biblische Ausmaße erreichte. Ihr Gewicht zwang Barrie in die Knie. Buchstäblich. Sie sank zu Boden.
    Â»Barrie!« Gray stieß Yancey beiseite und ging vor ihr in die Hocke. Er umfaßte ihre Schultern und starrte ihr besorgt ins Gesicht. »Barrie, was hast du?« Seine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen; sie war kaum zu hören, so laut toste es in ihrem Kopf.
    Er hat es schon mal getan.
    Wo hatte sie diese Worte gehört? Oder vielleicht auch gelesen? Warum waren sie ihr in diesem Augenblick eingefallen? Warum erschienen sie ihr so ungeheuer wichtig?
    Dann erinnerte sie sich in einem Augenblick gleißend heller Klarheit daran, wo sie diese Worte gelesen hatte. Damit waren die Fragen beantwortet, und sie fühlte ein Prickeln im Nacken.
    Â»Barrie, was fehlt dir?« Bill Yancey kniete sichtlich besorgt neben Gray.
    Â»Sag was, verdammt noch mal!« forderte Gray sie auf.
    Â»Was ist denn los?« Daily setzte sich auf und kratzte

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