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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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besser gehalten, keine Augenzeugin am Leben zu lassen. Also hat er Becky Sturgis totgeprügelt.«

    Charlene schnaubte ihre Stirnhöhlen frei und schwenkte die Zigarette wie einen kleinen Taktstock. »Für die Art Gewalt gegen Frauen gibt’s keine Entschuldigung. Nicht die mindeste! Wäre ich keine verurteilte Verbrecherin, hätte ich ihn schon allein deswegen nicht gewählt.«
    Ihre Enthüllungen waren so unglaublich, daß Barrie sie gar nicht auf einmal verkraften konnte, daher lenkte sie sich ein bißchen ab, indem sie überlegte, wie interessant das Leben doch war. Es war durchaus denkbar, daß diese komische vogelartige Alte, die eine lebenslange Haftstrafe wegen bewaffneten Raubüberfalls und Mordes verbüßte, die Geschichte Amerikas maßgeblich veränderte.
    Aber wer würde ihr jemals glauben? Glaubte sie ihr? Charlenes Glaubwürdigkeit stand auf tönernen Füßen. Sie konnte sich diese Geschichte zum bloßen Zeitvertreib ausgedacht haben. Robert Rushton Merritts Tod hatte ihr Interesse geweckt. Barries Serie über den plötzlichen Kindstod hatte die Flammen ihrer Phantasie angefacht. Und jetzt hatte sie eine Dumme gefunden, die ihr zuhörte, die eigens nach Mississippi gekommen war, um mit ihr zu reden. Diese Geschichte zu erfinden, konnte die beste Unterhaltung sein, die Charlene seit Jahren genossen hatte.
    Oder es konnte alles wahr sein.
    Barrie beschloß, auf jeden Fall behutsam vorzugehen. Dies konnte die Story des Jahrhunderts sein. Wenn sie die Sache verpatzte, würde nicht nur ihre Zukunft, sondern auch die Zukunft Amerikas ein Opfer ihrer Unfähigkeit werden.
    Â»Das klingt alles sehr…«
    Â»Unglaublich«, sagte Charlene, als Barrie den Satz nicht zu Ende brachte. »Sie brauchen mir nicht zu glauben. Fragen Sie den ollen Cletus Armbruster.«
    Â»Den Senator?«

    Charlene verzog angewidert ihr runzliges Gesicht. »Er ist der korrupteste Politiker, den die Erde je gesehen hat – und das sagt viel.«
    Â»Er weiß von Becky Sturgis?«
    Â»Weiß? Zum Teufel, Mädchen, wer hat das Problem Ihrer Meinung nach aus der Welt geschafft?« rief Charlene aus. »Merritt ist gleich nachts zu ihm gelaufen. Der Senator hat sich darum gekümmert.«
    Â»Senator Armbruster ist ein mächtiger Mann, aber nicht mal er könnte zwei Leichen verschwinden lassen«, wandte Barrie ein. »Hat es denn keine polizeilichen Ermittlungen gegeben?«
    Â»Wenn Sie es so nennen wollen«, sagte Charlene und schnippte ihre Zigarettenasche verächtlich in Richtung Aschenbecher. »Armbruster hatte massenhaft städtische und staatliche Beamte in der Tasche. Er hat für ein paar Gefälligkeiten kassiert, das war alles. Becky und ihr kleines Baby waren den Jungs drunten im Gerichtsgebäude scheißegal.«
    Barrie schüttelte ungläubig den Kopf. »Armbruster kann unmöglich darin verwickelt gewesen sein. Er hätte Vanessa niemals David Merritt heiraten lassen, wenn er gewußt hätte, daß sein Schwiegersohn …«
    Â»Auf welchem Planeten haben Sie bisher gelebt? Natürlich hätte er sie Merritt heiraten lassen. Er wollte doch, daß seine Tochter die First Lady wird.« Sie räusperte sich und spuckte ungeniert auf den Fußboden. »Dreckskerle! Alle miteinander. Sie denken, sie können einfach tun, was sie wollen, und damit durchkommen. Leute wie mein Alter und ich, wir haben für unsere Verbrechen bezahlen müssen. Aber nicht Leute wie Armbruster und Merritt.«
    Â»Da haben Sie leider recht«, sagte Barrie. »Wenn alles, was Sie mir erzählt haben, richtig ist, muß es vor ungefähr zwanzig Jahren passiert sein, nicht wahr? Wenn es Armbruster gelungen
ist, einen Doppelmord zu vertuschen, hat er seine Spuren bestimmt ebensogut verwischt. Dann läßt sich nie mehr beweisen, was damals passiert ist.«
    Charlene schlug so heftig auf den Tisch, daß Barrie erschrocken zusammenfuhr. »Sie sind die dümmste Gans, die mir je untergekommen ist! Glauben Sie denn, ich würde mein Geld für Telefongespräche nach Washington verplempern und meinen mageren alten Hals riskieren, wenn ich keine Beweise hätte?«

45. Kapitel
    Â»Das wäre mehr, als Sie verdient haben.« Bill Yancey beugte sich vor und legte beide Hände flach auf die polierte Tischplatte. »Wenn Sie uns Beweise dafür liefern, daß der Präsident Vanessas Baby

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