Blindes Vertrauen
nicht gern«, gestand Clete ein. »Mein Leben im Dienst der Nation würde mit Schimpf und Schande enden. Es wäre mir weitaus lieber, dich dem Teufel zu überlassen und den Rest meiner Tage als verdienstvoller Politiker zu beschlieÃen, mit meiner Tochter an meiner Seite. Dieser peinliche Vorfall aus deiner Vergangenheit â¦Â«Â â er nickte zu den Farbfotos hinunter  â, »⦠könnte sich einfach so in Luft auflösen.« Clete schnalzte mit den Fingern. »Du brauchst Vanessa nur gehen zu lassen, ohne ihr Steine in den Weg zu legen oder überflüssige Erklärungen in den Medien abzugeben.«
»Wie soll ich das anfangen?«
Clete zuckte mit den Schultern. »Zwischen euch beiden bestehen unüberwindbare Differenzen, Punktum. Der Tod des Babys hat eure Ehe belastet. Millionen amerikanischer Ehepaare werden mit euch fühlen. Die Aufrichtigkeit, mit der du an die Scheidung herangehst, kann dir sogar ein paar Sympathiestimmen einbringen.«
Davids Miene hatte sich verhärtet. »Hältst du mich für einen Idioten? Eine Scheidung im Jahr vor der Wahl wäre politischer Selbstmord. Die Partei würde mich wahrscheinlich gar nicht erst als Kandidaten aufstellen.«
»Das kannst du nicht wissen. Eine Scheidung ist kein Verbrechen. Aber ein Doppelmord ist eins, das zudem nicht verjährt.« Er lieà seinem Schwiegersohn Zeit, über die grausigen
Konsequenzen nachzudenken, sollte sein Mord an Becky Sturgis und ihrem Baby aufgedeckt werden. Nach einiger Zeit sagte er: »Ich biete dir eine groÃzügige Ãbereinkunft an, David. Selbst wenn ich nicht persönlich daran interessiert wäre, würde ich dir raten, darauf einzugehen.«
»Die verdammten Fotos beweisen überhaupt nichts, und die Kassette ist genauso wertlos.«
»Ob sich etwas beweisen läÃt, ist unwichtig«, stellte Clete nüchtern fest. »Allein der Ruch eines Skandals dieser GröÃenordnung würde dich um jegliche Chance auf eine zweite Amtszeit bringen. Danach wärst du ein Paria. Du könntest tun, was du wolltest â diese Sache würde dich für den Rest deines Lebens verfolgen.«
David schien kurz vor einer Implosion zu sein, aber Clete wuÃte, daà er die erste Runde gewonnen hatte. Er würde noch viele weitere Runden gewinnen, bevor David auf der Matte lag und um Gnade bat. Dies war der gröÃte aller Skandale, aber es gab noch weitere, einen ganzen Sack voll. Clete würde sie nacheinander hervorholen und bekanntmachen. Sie würden jahrelang reichen â sogar über Clete Armbrusters Tod hinaus. Aber er würde glücklich und mit dem BewuÃtsein sterben, daà David Merritt sein Leben lang keine ruhige Minute mehr haben würde.
Vorerst gab Clete sich jedoch zufrieden. Für einen Morgen hatte er genug erreicht.
»Diese Abzüge kannst du behalten, David. Ich habe noch andere. Solltest du übrigens daran denken, mich von Spence oder einem seiner Schläger beseitigen zu lassen, hat auch mein Anwalt die Fotos und die Kassette. Ich habe ihn angewiesen, sie den Medien zu übergeben, falls ich aus anderen als natürlichen Ursachen sterben sollte.«
Der Chauffeur brachte die Limousine am Randstein vor dem
Haus des Senators zum Stehen. »Augenblick!« sagte David und hielt Clete am Arm fest, bevor er aussteigen konnte. »Du garantierst mir euer Schweigen, aber was ist mit Barrie Travis und Gray Bondurant? Bist du mit denen nicht verbündet?«
Clete sträubten sich bei diesem Gedanken die Nackenhaare. »Mit einer hohlköpfigen Journalistin und dem Mann, der meine Tochter verführt hat? Wohl kaum! Die beiden kannst du ruhig mir überlassen.« Er tätschelte Davids Knie. »Ãberleg dir alles, was ich gesagt habe, und meld dich wieder bei mir. Ich bin sicher, daà du mir letztlich zustimmen wirst.«
44. Kapitel
Der Justizminister stand am Fenster, drückte beide Fäuste in sein Kreuz und reckte sich. Barrie wünschte sich, sie wüÃte, was er dachte. Glaubte er ihr? Während ihres Berichts hatte er sie gelegentlich unterbrochen, um sich einzelne Punkte genauer erklären zu lassen, aber als sie ausgesprochen hatte, war er aufgestanden und hatte angefangen, im Büro auf und ab zu gehen, ohne sich anmerken zu lassen, ob er ihre Darstellung für wahr hielt.
Gray hatte sie allein miteinander reden lassen und unterdessen den Fernseher
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