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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Barrie Travis hereinkamen. Charlene Walters war eine winzige Frau mit knochiger, eingefallener Brust und spindeldürren Armen und Beinen. Ihr weißes, übermäßig dauergewelltes Haar bildete einen krausen Heiligenschein um ihren kleinen Kopf. Ihre glitzernden, schwarzen Augen und raschen, abrupten Bewegungen erinnerten Barrie an einen Sperling.
    Sie schnaubte verächtlich, während sie Barrie von oben bis unten musterte. »Na, Sie haben sich ja lang genug Zeit gelassen.«
    Barrie streckte ihr die rechte Hand hin. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Walters.«
    Crazy Charlene schüttelte ihr die Hand, danach wandte sie sich herablassend an den stellvertretenden Gefängnisdirektor. »Wir haben private Dinge zu besprechen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Foote Graham lächelte, obwohl sie seine Autorität in Frage gestellt hatte. »Natürlich nicht. Ich will nicht weiter stören.«

    Er ging zu der Aufseherin hinüber, die sich in diskreter Entfernung hielt. Barrie und Charlene setzten sich an einem kleinen Tisch gegenüber. »Ich habe gehört, daß ich Ihren Hofgang unterbreche. Das tut mir leid.«
    Â»Haben Sie Zigaretten dabei?«
    Barrie wühlte in ihrer Umhängetasche und brachte dieselbe Packung zum Vorschein, die sie vor einigen Wochen Vanessa Merritt angeboten hatte. Charlene schüttelte eine Zigarette heraus und steckte sie zwischen ihre schmalen Lippen. Barrie gab ihr Feuer. Dann fragte sie, ob es Charlene recht sei, wenn sie dieses Gespräch auf Tonband aufnehme.
    Â»Solange Sie die Zigaretten dalassen.«
    Barrie lächelte zustimmend. Nachdem sie ihren Kassettenrecorder überprüft hatte, begann sie: »Sie haben auf meinem Anrufbeantworter bei WVUE mehrere interessante Mitteilungen hinterlassen.«
    Â»Sie haben mich für ’ne Spinnerin gehalten.«
    Â»Nun, ich …«
    Â»Sonst hätten Sie zurückgerufen.«
    Charlene würde eine anspruchsvolle Tanzpartnerin sein, die keinen einzigen falschen Schritt duldete. Barrie wechselte die Methode. »Sie haben völlig recht, Mrs. Walters. Ich habe Sie für eine Spinnerin gehalten. Tatsächlich denke ich noch immer, Sie könnten eine sein.«
    Charlene beugte sich vor und blinzelte ihr spitzbübisch zu. »Ich hab’ sie dazu gebracht zu glauben, daß ich’s bin. Plemplem, meine ich. Gleich nach meiner Einweisung hier habe ich Jesus gefunden, aber Wunder sind erst passiert, als ich verrückt geworden bin. Verrückte können sich praktisch alles leisten. Sie würden staunen!«
    Charlene Walters war keineswegs verrückt; sie war schlau wie ein Fuchs.

    Â»Als Sie mich zum ersten Mal angerufen haben«, fuhr Barrie fort, »haben Sie mir als Mitteilung hinterlassen: ›Er hat es schon mal getan.‹ Wen haben Sie damit gemeint?«
    Â»Na, wen kann ich schon gemeint haben, Schwachkopf? Natürlich den Präsidenten. David Malcomb Merritt.« Mit einem gelben, abgebrochenen Fingernagel stach sie auf die Tischplatte ein. »Er hat den Säugling, den kleinen Robert Rushton, umgebracht, so wahr ich hier sitze.«
    Â»Wie kommen Sie darauf?«
    Â»Sind Sie schwer von Begriff oder was? Hören Sie nicht zu? Ich hab’ Ihnen doch gesagt, daß er’s schon mal getan hat. Er hat ein anderes Baby ermordet. Vor vielen Jahren.«
    Das war die Aussage, wegen der Barrie nach Mississippi gekommen war. »Tut mir leid, aber das müssen Sie mir schon genauer erklären.«
    Charlene stieß eine Rauchfahne aus. »David Merritt hat zu Senator Armbrusters Stab gehört. Ein gutaussehender Weiberheld war er. Hat dutzendweise Frauen gehabt. Eine davon ist schwanger geworden. Becky Sturgis hat sie geheißen. Sie hat ’nen Sohn gekriegt, als Merritt gerade in Washington war. Als er zurückgekommen ist, hat sie ihn mit dem Kleinen überrascht. Merritt hat keine Lust gehabt, auf einmal Daddy und Ehemann zu spielen. Aber Becky wollte ihn unbedingt heiraten und hat ihm ständig damit in den Ohren gelegen.
    Eines Abends – der Kleine war erst ein paar Wochen alt – hat er Becky in ihrem Wohnwagen besucht, um die Sache mit ihr zu klären. Die beiden haben sich laut angebrüllt. Der Kleine hat gequengelt. Merritt hat ihn erwürgt.
    Vielleicht hat er nicht vorgehabt, das Baby umzubringen. Vielleicht wollte er nur, daß es den Mund hält. Aber als er es erwürgt hatte, hat er es wohl für

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