Blindes Vertrauen
erdrosselt und versucht hat, sie umzubringen, garantiere ich Ihnen Straffreiheit.«
Spencer Martin schwieg weiterhin hartnäckig. Während der gesamten Befragung war er bewundernswert gelassen geblieben und hatte wie eine steinerne Statue starr geradeaus gesehen, als ginge ihn seine Lage nicht das geringste an.
Ãberall im Büro waren jetzt die Schachteln mehrerer Fertigmahlzeiten und leere Kaffeebecher gestapelt. Der Raum vibrierte fast von der Spannung der langen Nacht und des folgendenTages. Daily war trotz heftiger Proteste in ein Hotel gebracht worden. Zwei FBI-Agenten, die ihn begleiteten, hatten den Auftrag, bis auf weiteres bei ihm zu bleiben und für seine Bedürfnisse zu sorgen. William Yancey und Gray Bondurant hatten den ganzen Tag lang in diesem Büro ausgeharrt und sorgenvoll auf Nachricht von Barrie gewartet.
Als sie endlich aus dem Gefängnis in Mississippi angerufen und ihr Gespräch mit Charlene Walters wiedergegeben hatte, hatte Yancey festgestellt: »Ohne Unterstützung durch einen Insider kommen wir nicht weiter, und Spencer Martin wäre der richtige Mann dafür.« Er hatte angeordnet, Spencer zu einer Befragung zu holen. Spencer war freiwillig mitgekommen, hatte aber bisher keinerlei Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden gezeigt.
Gray, der dagegen war, Spencer Straffreiheit zu gewähren,
sah sich durch dessen hartnäckiges Schweigen bestätigt. Er hatte den Justizminister gewarnt, Spencer werde auf keinen Fall auspacken, und damit recht behalten.
»Ich habe Ihnen gesagt, daà wir uns diese Befragung sparen können«, sagte er jetzt. »Darum hat er Ihr Angebot abgelehnt, einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen. Er hat gewuÃt, daà er kein einziges gottverdammtes Wort sagen würde. Sie könnten ihn zu Tode foltern, bevor er David Merritt verraten würde.«
Aber Yancey wollte noch nicht aufgeben. »Mr. Martin, einige Ihrer früheren Mitarbeiter sind bereit, gegen Sie auszusagen, um selbst einer Strafverfolgung zu entgehen. Ihnen werden mehrere Verbrechen vorgeworfen, die Sie lebenslänglich hinter Gitter bringen könnten.«
Nichts.
»Howard Fripp? Kommt Ihnen der Name bekannt vor, Mr. Martin? Sie müÃten ihn kennen. Sie werden verdächtigt, Fripp ermordet zu haben.«
Spencer zuckte mit keiner Wimper.
»Aus dem kriegen Sie nichts heraus«, sagte Gray. »Er würde nicht mal zugeben, daà ich auf ihn geschossen und ihn in einen Rübenkeller gesperrt habe. Sonst müÃte er ja erklären, was er in Wyoming zu suchen hatte. Damit vergeuden Sie nur Ihre Zeit.«
Yancey fuhr sich mit einer Hand über seine Stirnglatze. »Also gut, Mr. Martin. Mein Angebot gilt nur noch dreiÃig Sekunden lang. Falls Sie ablehnen, drohen Ihnen Ermittlungen eines KongreÃausschusses, die in der amerikanischen Geschichte beispiellos sind.«
Spencer Martin stand auf. »Wenn Sie mir auch nur eine einzige Straftat nachweisen könnten, hätten Sie mich verhaften lassen. Versuchen Sie nicht noch einmal, mich unter Druck zu setzen, Bill. Damit beleidigen Sie uns beide.«
Yancey knurrte einen Fluch.
Spencer grinste sarkastisch und ging dann zur Tür.
»Yancey, haben Sie was dagegen, wenn ich kurz unter vier Augen mit ihm rede?«
Diese Idee gefiel Yancey nicht sonderlich gut, aber er nickte zustimmend. Gray folgte Spencer auf den Flur hinaus.
Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, fiel Spencers Gelassenheit schlagartig von ihm ab. Er packte Gray an der Kehle und knallte ihn gegen die Wand. Sein Gesicht war rot vor Zorn und zu einer wütenden Grimasse verzerrt. »Ich könnte dich umbringen dafür, daà du mich in diesen ScheiÃkeller gesperrt hast!«
Gray befreite sich aus seinem Griff und stieà Spencer zurück. »Aber du tust es nicht. Es wäre eine Dummheit, und daà du dumm bist, hat noch niemand behauptet, Spence. Jedenfalls bis heute nicht.«
In seinem Blick blitzte flüchtiges Interesse auf. Aber es wurde sofort wieder durch seinen charakteristischen Zynismus verdrängt. »Wer bist du â der gute Bulle?«
Gray zuckte mit den Schultern. »Du muÃt selbst wissen, was du tust. Aber du hättest Yanceys Angebot annehmen sollen.«
»Glaubst du wirklich, er oder sonst jemand könnte David stürzen?« Spencer lachte belustigt. »Dazu kommt es nie, Gray. Zuletzt steht ihr alle wie Idioten da, weil
Weitere Kostenlose Bücher