Blindes Vertrauen
Raubüberfall arrangiert hat?«
»Raubüberfall? Daà ich nicht lache!« Gray winkte verächtlich ab. »Er ist vor seiner Wohnungstür von zwei Kerlen überfallen worden, denen FBI praktisch auf die Stirn tätowiert war. Spence war immer bewaffnet. AuÃer seinem Messer hatte er eine Pistole in einem Knöchelhalfter. Das haben die beiden Täter gewuÃt. Sie haben genau gewuÃt, wie sie ihn entwaffnen konnten.«
Nach allem, was sie in Mississippi erfahren hatte, zweifelte Barrie nicht mehr an Merritts Skrupellosigkeit. Er war seelenruhig bereit, seinen loyalsten Freund umlegen zu lassen. Ihre angstvoll zitternden Hände umfaÃten ihre Ellbogen. »Wir stehen auch auf seiner AbschuÃliste, stimmtâs?«
»Zweifellos.«
»Was hält er dann davon?«
Barrie zeigte auf die dritte groà aufgemachte Meldung auf der Titelseite, die von Gray und ihr handelte. Vanessa Merritt hatte öffentlich erklärt, sie habe ihre Freunde Barrie Travis und Gray Bondurant gebeten, sie aus Tabor House wegzubringen. Die beiden hätten heimlich vorgehen müssen, weil die Klinik Besuche strikt untersage. Das Durcheinander, das in der Beschuldigung gipfelte, Barrie und Gray hätten sie entführt, sei absurd, hatte sie von ihrem Krankenhausbett aus gesagt. Travis und Bondurant hätten sie zu ihrem Vater gebracht, der mit einem Hubschrauber in der Nähe gewartet habe. Klinge das etwa nach einer Entführung?
»Ich möchte wetten, daà Clete die Erklärung verfaÃt hat und David darüber nicht glücklich ist«, sagte Gray. »Für ihn wäre es praktischer gewesen, wenn wir auf der Flucht erschossen worden wären. Aber jetzt bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Geschichte seiner Frau zu bestätigen. Kein Mensch wird Vanessa und Clete nicht glauben.«
»Wäre ich die Frau auf der StraÃe, würde ich ihnen keine positive ÃuÃerung über uns abnehmen. Nicht nach dem Vorfall in Shinlin.«
Er zuckte mit den Schultern. »Wir haben uns eben alle wieder versöhnt.«
Das schien wirklich der Fall zu sein â erst recht, als der Justizminister hereinkam und eine Neuigkeit mitbrachte. »Senator Armbruster läÃt dich zu sich bitten.«
»Mich?« rief Barrie aus.
»Wozu?« fragte Gray miÃtrauisch.
»Er will ihr ein Exklusivinterview geben. Er sagt, er sei ihr eins schuldig.«
»Ein Exklusivinterview worüber?»fragte Barrie. »Was kann er erzählen wollen?«
»Reg dich nicht auf«, sagte Gray. »Du gehst nicht hin.«
»Du spinnst wohl? Exklusivinterviews darf man nicht verpassen.«
»Du hast schon eins.«
»Das heiÃt nicht, daà ich nicht noch eins führen kann.«
Gray wandte sich an Yancey. »Seit Barrie wieder hier ist, telefonieren Sie andauernd, während wir untätig auf dem Sofa rumhocken. Wann unternehmen wir endlich etwas? Mit dem, was Sie haben, können Sie den Fall sofort abschlieÃen. Marschieren Sie ins Oval Office, legen Sie dem Dreckskerl Handschellen an, belehren Sie ihn über seine Rechte und bringen Sie die verdammte Sache zu Ende.«
»So einfach ist das nicht. Wir reden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten.«
»Ich weiÃ, von wem wir reden!« rief Gray aufgebracht. »Und er ist ein Mörder!«
»Regen Sie sich nicht auf!« fuhr Yancey ihn an. Er sprach ruhiger weiter: »Wir alle verstehen Ihren Wunsch, Mrs. Merritt und ihr Baby zu rächen. Wenn der Präsident die ihm zugeschriebenen Verbrechen verübt hat â worauf alles Beweismaterial hindeutet«, fügte er hinzu, als er merkte, daà Gray ihn unterbrechen wollte, »müssen wir sehr vorsichtig taktieren. Ein einziger Fehler, und er geht straffrei aus. Ich sehe keinen Grund, warum Barrie Armbruster nicht interviewen sollte, während wir auf die Laborbefunde warten.«
»Ich will Ihnen einen Grund sagen«, antwortete Gray zornig. »Clete ist ein ebenso groÃer Verbrecher wie David. Sie haben doch gehört, was diese Walters ausgesagt hat. Die Liste seiner Straftaten ist so lang wie mein Arm. Er könnte vorhaben, Barrie in eine tödliche Falle zu locken.«
Der Justizminister schüttelte den Kopf. »Nach Armbrusters Auskunft wird Mrs. Merritt heute nachmittag aus dem Krankenhaus entlassen. Sie wird dabeisein, deshalb kann er nichts Gewalttätiges vorhaben.« Yancey wandte sich an Barrie.
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