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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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wieder Farbe bekommen und sah viel gesünder aus als in den letzten Wochen: Eine heiße Spur zu wittern machte ihn wieder jung.
    Angesichts so viel eifrigen Interesses bekam Barrie ein schlechtes Gewissen, weil sie dieses Thema angeschnitten hatte. Bestimmt würde es mit einer großen Enttäuschung für ihn enden. Wahrscheinlich gab es hier überhaupt keine Story. Andererseits, was konnte es schaden, über ein paar Gedanken zu diskutieren? Vielleicht wurde er daraus schlau. Oder er konnte ihr sagen, daß ihre verschwommenen Ideen völlig an den Haaren herbeigezogen waren.
    Â»Meine Serie über den plötzlichen Kindstod hat viel Aufsehen erregt«, begann sie. »Hab’ ich dir schon erzählt, daß sie
über Satellit ausgestrahlt worden ist?« So war die Serie überall in den Vereinigten Staaten zu sehen gewesen.
    Â»Für deine Karriere war sie wie ein Tritt in den Hintern«, sagte Daily. »Aber das wolltest du doch, oder? Wo liegt also das Problem?«
    Sie starrte in ihre Tasse und ließ den Kaffee kreisen, der jetzt kalt war und nicht mehr schmeckte. »Als sie bei unserer ersten Begegnung Schuldgefühle geäußert hat, was ja verständlich ist, habe ich sie daran erinnert, daß an einem Krippentod niemand schuld ist – daß er eben einfach passiert. Seltsamerweise hat sie daraufhin gefragt: ›Glauben Sie wirklich?‹
    Diese Frage und die Art, wie sie sie gestellt hat, haben mich dazu gebracht, mich mit dem plötzlichen Kindstod zu beschäftigen. Dann bin ich auf die bizarre Story einer Frau gestoßen, deren vier Säuglinge den Krippentod gestorben waren. Was sich später als unwahr herausgestellt hat.«
    Â»Sie hatte ein … dieses …«
    Â»Ein stellvertretendes Münchhausen-Syndrom«, ergänzte Barrie. »Mehrere Fälle von plötzlichem Kindstod werden jetzt erneut untersucht. Den Müttern wird vorgeworfen, die eigenen Säuglinge umgebracht zu haben, um Aufmerksamkeit zu erregen.
    Nun …« Sie holte tief Luft, hielt den Atem an, hob ihren Kopf und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    Daily erwiderte ihren Blick einige Sekunden lang. Schließlich sagte er: »Vielleicht sollte ich meine Sauerstoffzufuhr nachregeln. Ich bekomme entweder nicht genug, oder ich bekomme zuviel. Eine Sekunde lang habe ich tatsächlich geglaubt, du wolltest andeuten, die First Lady der Vereinigten Staaten habe ihr Baby umgebracht.«
    Barrie stellte ihre Kaffeetasse wieder auf den Couchtisch und stand auf. »Das habe ich überhaupt nicht gesagt.«

    Â»So hat’s aber geklungen.«
    Â»Das wollte ich aber damit nicht andeuten, Daily. Ehrenwort!«
    Â»Warum kaust du dann ständig auf deiner Backe herum?«
    Â»Keine Ahnung! Aber irgendwas stimmt hier nicht.« Sie ließ sich auf die Sofakante zurücksinken und stützte den Kopf in beide Hände. »In den letzten Wochen habe ich zweimal länger mit Vanessa Merritt gesprochen. Beim ersten Mal war sie zittrig wie ein Junkie am zweiten Tag einer Entziehungskur – sie stand echt kurz vor dem Nervenzusammenbruch, und am Tag des Interviews war sie wie ausgewechselt: überlegen. Cool. Selbstbeherrscht. Korrekt. Und ungefähr so… so menschlich wie dieser Couchtisch.«
    Â»Das Interview war gut.«
    Â»Es war leidenschaftslos, Daily, das weißt du genau«, stellte sie fest. Als er leicht zusammenzuckte, wußte sie, daß er ihrer Meinung war. »Das Interview mit Mrs. Merritt hätte der Höhepunkt meiner Serie sein sollen. Statt dessen war es der Tiefpunkt. Sie hat völlig künstlich gewirkt. Wäre sie auch beim ersten Treffen so aufgetreten, wäre mir wahrscheinlich nichts aufgefallen. Aber der Unterschied zwischen der ersten Vanessa Merritt und der zweiten war dramatisch.«
    Â»Okay, dann hat sie eben ein paar Valium eingeworfen, bevor sie vor die Kamera getreten ist«, meinte Daily schulterzuckend.
    Â»Schon möglich. Als ich sie auf dem Empfang wiedergesehen habe, hat sie garantiert unter Medikamenten gestanden – oder unter Alkohol. Schön wie immer, aber irgendwie vage. Fast… ich weiß nicht… ängstlich. Der Präsident ist für sie eingesprungen, aber …
    Und da ist noch eine Sache«, sagte sie und unterbrach sich gewissermaßen selbst, um ein anderes Thema anzuschneiden. »Er hat mich begrüßt, als wären wir alte Freunde. Seine

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