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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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hatte sämtliche Aspekte, über die sie mit Daily diskutiert hatte, unter die Lupe genommen, ohne irgendwo fündig zu werden. Tatsächlich steckte sie in einer Zwickmühle: Die Story erforderte gründliche Recherchen, die nicht möglich waren, ohne die ganze Sache preiszugeben.
    Noch schlimmer wurde alles dadurch, daß Howie wieder mal Schwierigkeiten mit seiner Prostata hatte – natürlich schilderte er ihr alle widerlichen Einzelheiten – und daher noch unausstehlicher als sonst war. Aus Eifersucht auf den Erfolg ihrer Serie teilte er ihr die Storys zu, die andere Reporter sich zu übernehmen weigerten und die in den Nachrichtensendungen an letzter Stelle kamen. Sie erledigte diese Aufträge klaglos und so schnell wie möglich, damit sie mehr Zeit für die Story hatte, von der sie förmlich besessen war.
    Allein die Idee, die First Lady könnte ihr Baby erstickt haben, grenzte an Hochverrat. Welche Strafe stand heutzutage auf Hochverrat? Öffentliches Erhängen? Tod durch Erschießen?
    Barrie fürchtete allmählich, nicht Vanessa Merritt, sondern sie selbst habe einen Nervenzusammenbruch erlitten. Sie hörte Modulationen, die gar nicht existierten, und las in harmlose Äußerungen versteckte Bedeutungen hinein. Es wäre besser gewesen, dieses verrückte Projekt aufzugeben und ihre ganze
Energie auf die Storys zu konzentrieren, die Howie ihr gnädigerweise zuteilte, anstatt ihre Zukunft an einen Stern zu hängen, der wahrscheinlich explodieren und ein Schwarzes Loch um sie und ihre Karriere hinterlassen würde.
    Aber sie konnte einfach nicht aufgeben. Was wäre gewesen, wenn Bernstein und Woodward die Watergate-Story nach den ersten Fehlschlägen aufgegeben hätten?
    Sie saß in ihrem winzigen Büro und studierte ihre Notizen auf der Suche nach einem ganz neuen Blickwinkel, als der Nachrichtenchef sie bei ihren Überlegungen störte. »Hi, Barrie. Die Einführung zu Ihrer Story für heute abend?«
    Â»Was ist damit?«
    Â»Ihr Mikro hat gebrummt. Howie sagt, daß Sie die Einführung live im Studio sprechen sollen.«
    Barrie sah auf die Uhr auf ihrem Schreibtisch. Acht Minuten bis Sendebeginn. »Falls Sie es nicht gemerkt haben sollten – ich bin heute nachmittag bei den Außenaufnahmen klitschnaß geworden. Mein Haar ist noch immer feucht.«
    Â»Und Ihr Make-up ist völlig…« Seine Handbewegungen vor seinem eigenen Gesicht waren entmutigend. »Aber wir müssen es durchziehen oder Ihre Story rausschmeißen. Howie sagt, daß das Ihre große Chance ist, ein Star zu werden.«
    Â»Das wohl kaum«, seufzte sie, »aber um des lieben Friedens willen muß ich’s wohl machen.« Sie griff nach ihrer Umhängetasche. »Falls jemand nach mir fragt, ich bin auf der Damentoilette.«
    Â»Ich warte hier draußen und bete um ein Wunder!« rief der Sendeleiter ihr nach.
    Nach der Sendung kehrte Barrie an ihren Schreibtisch zurück und hörte ihren Anrufbeantworter ab. Ein Anruf kam von dem Spinner, der sie seit Jahren anrief und behauptete, die Hersteller eines beliebten Abführmittels hätten ihn mit einem
Voodoozauber belegt, der chronische Verstopfung bewirkte. Ein weiterer kam von einer neuen Spinnerin, die sich als Charlene vorstellte und Barrie vorwarf, sie sei begriffsstutzig und einfach dämlich. Und einer kam von Anna Chen, ihrer Informantin im General Hospital.
    Â»Anna?«
    Â»Hi.«
    Anna Chens Stimme klang leise und vorsichtig, und Barrie fiel auf, daß ihre Informantin sie nicht mit ihrem Namen angesprochen hatte, obwohl sie ihre Stimme erkannt haben mußte. Barrie griff automatisch nach Notizblock und Bleistift.
    Â»Diese Sache, über die wir vor ein paar Tagen gesprochen haben«, begann die Krankenhausangestellte.
    Â»Ja.«
    Â»Davon gibt es keine Kopie.«
    Â»Ja, ich verstehe.« Barrie wartete, denn sie spürte, daß Anna noch mehr zu sagen hatte.
    Â»Das Verfahren wurde nie durchgeführt.«
    Barrie schluckte trocken. »Nie durchgeführt? Ist das… eine Ermessenssache? Wäre es unter den… äh… ungewöhnlichen Umständen nicht zwingend vorgeschrieben gewesen?«
    Â»Normalerweise schon. Aber in diesem Fall hat der behandelnde Arzt entschieden, es sei nicht notwendig. Er hat angeordnet, auf das Verfahren zu verzichten, und das ist dann auch geschehen.«
    Dr. George Allan, der Leibarzt des

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