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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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zurückgewiesen.«
    Â»Ich zähle nicht«, sagte er und lachte keuchend. »Ich bin sowieso
zu alt und zu krank, um ihn hochzukriegen. Ich stelle keine Bedrohung dar. Womit wir bei einem anderen Thema wären: Du solltest deine Abende nicht mit Besuchen bei mir vergeuden. Wenn ich das Beste bin, was du an männlicher Gesellschaft auftreiben kannst, ist dein Leben ziemlich erbärmlich.«
    Â»Aber ich liebe dich, Daily.« Sie kam zu ihm und küßte ihn auf die Wange.
    Â»Unsinn!« Er schob sie von sich weg. »Und paß auf, daß die Steaks nicht verbruzzeln. Ich will meins blutig.«
    Barrie ließ sich durch seine schroffe Art nicht täuschen. Sie wußte, daß Daily ihre Zuneigung erwiderte. Ihre Freundschaft, die anfangs auf wackligen Füßen gestanden hatte, war jetzt unverbrüchlich. Sie hatten jene vertraute Ebene erreicht, wo herabsetzende Äußerungen fast gleichbedeutend mit Koseworten waren.
    Â»Ich würde zwanzig Jahre meines Lebens für eine Zigarette geben«, meinte er, als sie nach dem Essen beim Kaffee in seinem Wohnzimmer saßen.
    Â»Das hast du bereits.«
    Â»Oh. Genau.« Er saß in seinem abgewetzten Liegesessel und hatte sein Atemgerät neben sich auf dem Boden stehen. Kunststoffschläuche leiteten den Sauerstoff aus dem Tank direkt in seine Nasenlöcher.
    Ihm gegenüber lehnte Barrie sich auf dem Sofa zurück. Sie zog die Beine hoch und hielt ein Sofakissen an sich gedrückt. »Ich war neulich mit jemandem zusammen, der wegen Nikotinmangel akute Entzugserscheinungen hatte. Jemand, von dem man’s nie vermuten würde.«
    Â»Wer?«
    Â»Das ist vertraulich.«
    Â»Wem sollte ich’s erzählen? Außer dir kommt kein Mensch zu mir.«

    Â»Du könntest Besuch von anderen Freunden bekommen. Aber du lädst niemanden ein.«
    Â»Ich kann Mitleid nicht ertragen.«
    Â»Du könntest dich wenigstens einer Selbsthilfegruppe anschließen.«
    Â»Wer will seine Zeit schon mit einer Gruppe asthmatisch keuchender Kranker verbringen?«
    Â»Darüber haben wir schon diskutiert«, wehrte sie ab. »Fangen wir also nicht wieder davon an.«
    Â»Mir nur recht«, knurrte er. »Wer ist der geheimnisvolle Raucher?«
    Barrie zögerte. »Unsere First Lady.«
    Daily zog interessiert die Augenbrauen hoch. »Echt wahr? Lampenfieber vor dem Interview?«
    Â»Nein. Es war, als wir uns zum Kaffee getroffen haben.«
    Â»Hältst du sie nach deinem persönlichen Interview noch immer für geistig minderbemittelt?«
    Â»Dafür habe ich sie nie gehalten.«
    Er musterte sie spöttisch. »So hast du sie mindestens ein dutzendmal genannt – genau auf diesem Sofa. Mississippi Belle. Ist das nicht dein Spitzname für sie? Du hast sie als eine der Frauen geschildert, die nie einen selbständigen Gedanken haben oder jedenfalls diesen Eindruck erwecken wollen. Alle ihre Ansichten werden von Männern geprägt, die sie umschmeichelt  – vor allem ihr Vater und ihr Ehemann. Sie ist hohlköpfig und geistlos. Habe ich irgendwas ausgelassen?«
    Â»Nein, das dürfte alles sein«, gab Barrie seufzend zu. Sie fuhr geistesabwesend mit einem Finger über den Rand ihrer Kaffeetasse. »Dieser Meinung bin ich noch immer, aber ich habe auch Mitleid mit ihr. Ich meine, sie hat doch ihr Baby verloren. Gott …«
    Â»Also?«

    Sie merkte erst, daß sie in nachdenkliches Schweigen verfallen war, als Dailys Frage sie in die Gegenwart zurückholte. »Also was?«
    Â»Du kaust auf der Innenseite deiner Backe herum – ein untrügliches Zeichen dafür, daß dich etwas beschäftigt. Ich warte schon den ganzen Abend darauf, daß du es endlich los wirst.«
    Barrie konnte ihre Gefühle vor jedem verbergen, sogar vor sich selbst, aber niemals vor Daily. Wenn sie besorgt, ratlos oder sonstwie im Streß war, ortete er ihre Bedrücktheit mit jenem inneren Radar, der ihn zu einem ausgezeichneten Journalisten gemacht hatte.
    Â»Ich weiß selber nicht, was ich habe«, gab sie aufrichtig zu. »Es ist nur so ein…«
    Â»So ein Prickeln im Nacken?«
    Â»Irgendwas in dieser Art.«
    Â»Das bedeutet vermutlich, daß du einer Sache auf der Spur bist, aber noch nicht genau weißt, welcher.«
    Daily beugte sich in seinem Sessel nach vorn. Seine Augen glänzten wie die eines Feuerwehrhundes beim ersten Alarmsignal. Er hatte

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