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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Demütigung nicht ins Auge sehen, daß Details über ihr Sexualleben oder das ihres Mannes bekannt werden.«
    Â»Eine weitere sehr entfernte Möglichkeit«, meinte Daily. »Wäre einer von ihnen HIV-positiv, wäre das längst rausgekommen  – zum Beispiel während ihrer Schwangerschaft. Der Präsident wird regelmäßig untersucht. Ein Geheimnis dieser Art bliebe nicht lange geheim.«
    Â»Wahrscheinlich hast du recht.« Sie überlegte wieder einen Augenblick lang. »Vielleicht sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht. Was wäre, wenn ihr Motiv ganz normale, gewöhnliche Rachsucht gewesen wäre? Sie kommt mir vor wie eine Frau, die es gewohnt ist, ihren Kopf durchzusetzen, und die keine Zurückweisung dulden würde.«
    Â»Was willst du damit sagen?«

    Â»Sie hat ihren Sohn umgebracht, um den Präsidenten für seine Affären mit anderen Frauen zu bestrafen.«
    Â»Seine angeblichen Affären.«
    Â»Komm schon, Daily«, ächzte Barrie. »Jeder weiß, daß er ein Schürzenjäger ist. Er ist bloß noch mit keiner seiner Ladys im Bett erwischt worden – noch nicht.«
    Â»Und solange er nicht erwischt wird, solange das Reporterteam von 60 Minutes ihn nicht dabei filmt, solange Mike Wallace nicht sein Geständnis auf Band aufnimmt, bleiben die Eskapaden des Präsidenten ein Gerücht.«
    Â»Mrs. Merritt muß es doch wissen.«
    Â»Klar weiß sie es. Aber sie spielt lächelnd die Ahnungslose, wie es die Frauen sämtlicher geiler gewählter Amtsinhaber schon immer getan haben.«
    Â»Ich finde das Verschmähtenmotiv trotzdem verdammt stark.«
    Daily zupfte nachdenklich an seiner Unterlippe. »Barrie, die Serie hat die ganze Branche auf dich aufmerksam gemacht. Diesmal hast du positives Aufsehen erregt.«
    Â»Mein Augenblick im Rampenlicht hat nichts mit dieser Sache zu tun.«
    Â»Weißt du das bestimmt? Die Serie war so gut, daß sie das Debakel mit Bundesrichter Green überschattet und deine Kritiker widerlegt hat. Du hast Beifall verdient, aber paß auf, daß du nicht süchtig wirst. Kannst du beschwören, daß du nicht versuchst, noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen, indem du eine Story erfindest? Könnte es nicht sein, daß dir diese Sensationshascherei zur Flucht aus deinem beruflichen Fegefeuer verhelfen soll?«
    Barrie wollte seine Frage mit einem nachdrücklichen, unwiderlegbaren Nein beantworten, hielt dann aber inne, um ihre Motive noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Bog sie etwa die
Tatsachen zurecht, damit sie ihr in den Kram paßten? Ließ sie zu, daß Ehrgeiz ihre Objektivität beeinträchtigte? Oder noch schlimmer: Verfiel sie wieder in ihren alten Fehler, voreilig falsche Schlußfolgerungen zu ziehen, um eine Story dramatisch aufzupeppen?
    Â»Ehrlich nicht, Daily. Ich habe diese Sache objektiv und von allen Seiten betrachtet. Die Frau hat ihr Kind verloren. Das sichert ihr mein aufrichtiges Mitgefühl. Aber ist es nicht möglich, daß sie nicht das Opfer eines grausamen Schicksals, sondern eines rätselhaften verbrecherischen Drangs ist, der sie dazu getrieben hat, das Schlimmste aller Verbrechen zu verüben? Das ist die Frage, die mich einfach nicht mehr losläßt.
    Die Geschichte ist mir von Anfang an verdächtig vorgekommen. Warum hat sie mich angerufen und zum Kaffee eingeladen? Das hat sie noch nie getan – bei keinem Kollegen, bei keiner Kollegin, die ich kenne. Und während unseres Gesprächs hatte ich den Eindruck, sie versuche mir etwas mitzuteilen, ohne es offen auszusprechen. Was wäre, wenn das ein Geständnis gewesen wäre?
    Wenn sie nicht ausgerechnet die First Lady wäre, hätte ich nie so lange gezögert, der Sache nachzugehen. Ich denke, ich bin es mir schuldig, etwas tiefer zu schürfen. Und selbst auf die Gefahr hin, daß das unglaublich kitschig klingt, denke ich, daß ich das unserer Nation schuldig bin.«
    Â»Okay«, sagte Daily. »Dann habe ich nur noch eine einzige Frage.«
    Â»Schieß los.«
    Â»Warum zum Teufel lungerst du noch hier rum?«

6. Kapitel
    Nachdem Barrie eine Woche lang eifrig Spuren verfolgt hatte, die nirgendwohin führten, begann sich ihre Begeisterung abzukühlen. Die Zeit, die sie geopfert hatte, um die näheren Umstände von Robert Rushton Merritts Tod aufzuklären, hatte ihr lediglich Enttäuschungen eingebracht.
    Sie

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