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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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ist Tag und Nacht bei Ihnen«, sagte George.
»Sie versorgt Sie ausgezeichnet, und Sie waren bisher eine ideale Patientin.«
    Vanessa war verwirrt und desorientiert. Dieses Zimmer kam ihr irgendwie bekannt vor, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, wo sie es schon einmal gesehen hatte. »Warum hänge ich am Tropf?«
    Â»Damit Sie genug Flüssigkeit bekommen«, erklärte der Arzt ihr. »Sie haben lange nichts trinken können.«
    Die Krankenschwester war dabei, ihren Blutdruck zu messen.
    Â»Bin ich krank?« fragte sie, von plötzlicher Panik erfaßt. Was verschwiegen sie ihr? Hatte sie einen Unfall gehabt und ein Bein verloren? Hatte sie Krebs im Endstadium? Hatte man auf sie geschossen?
    Diese beängstigenden Möglichkeiten wurden augenblicklich durch die schreckliche Wahrheit verdrängt: David hatte sie hier unterbringen lassen.
    Â»Wo ist David? Ich möchte mit ihm reden.«
    Â»Der Präsident ist an der Westküste«, erklärte George ihr mit unverändert freundlichem Lächeln. »Aber ich glaube, daß er heute abend zurückkommt. Vielleicht können Sie später mit ihm reden.«
    Â»Wozu brauche ich eine Pflegerin? Liege ich im Sterben?«
    Â»Natürlich nicht, Mrs. Merritt. Bleiben Sie bitte liegen«, sagte George und drückte sie sanft ins Kissen zurück, als sie sich aufsetzen wollte. Er sah zu Jayne Gaston hinüber. »Wir müssen sie noch etwas mehr sedieren.«
    Â»Aber, Dr. Allan …«
    Â»Bitte, Mrs. Gaston.«
    Â»Gewiß, Doktor.« Sie verließ den Raum.
    Â»Wo ist mein Vater?« fragte Vanessa. Ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren weit entfernt und schwach. »Ich
möchte Daddy sehen. Rufen Sie ihn an. Er soll kommen und mich holen.«
    Â»Tut mir leid, Vanessa, aber das geht nicht. Dazu müßte ich erst Davids Erlaubnis einholen.«
    Die Schwester kam mit einer Spritze zurück. Sie gab Vanessa eine Injektion in den Oberschenkel.
    Â»Sie erholen sich viel schneller, wenn Sie sich entspannen und uns für Sie sorgen lassen«, erklärte George seiner Patientin freundlich.
    Â»Was fehlt mir überhaupt? Ist das Baby schon da?«
    Jayne Gaston sah zu Dr. Allan hinüber. »Die Ärmste bildet sich ein, noch schwanger zu sein.«
    George nickte grimmig.
    Â»Mein Baby«, schluchzte Vanessa. »Habt ihr mein Baby?«
    Â»Gehen wir lieber, damit sie sich ausruhen kann.«
    Â»Bitte nicht«, sagte Vanessa heiser. »Verlaßt mich nicht. Ihr haßt mich alle! Das weiß ich genau. Was verschweigt ihr mir? Mein Baby ist tot, oder?«
    Dr. Allan machte der Schwester ein Zeichen, sie solle ihm folgen. Mrs. Gaston schloß leise die Tür hinter ihnen.
    Vanessa versuchte, sich an etwas zu erinnern. Es war wichtig, aber sie bekam es nicht zu fassen. Sie mußte konzentriert nachdenken, mußte sich erinnern. Es gab etwas, an das sie sich erinnern mußte. Aber was?
    Dann entrang sich ihr ein lautes Stöhnen. Sie sah wieder den leblosen kleinen Körper vor sich, den sie aus dem Kinderbett gehoben hatte. Sie hörte wieder das Echo ihrer eigenen Schreie, wie sie in dieser Nacht durch die Korridore des Weißen Hauses gehallt waren.
    Â»Mein Baby«, schluchzte sie. »Mein Baby. O Gott, es tut mir leid!«
    Ihr Schmerz lähmte sie jedoch nicht, sondern elektrisierte sie
geradezu. Obwohl sie kein bestimmtes Ziel hatte, wußte sie, daß sie nicht länger untätig im Bett liegen durfte. Ohne auf den Schmerz zu achten, riß sie das Pflaster ab, das die Nadel auf ihrem Handrücken fixierte. Sie unterdrückte die Übelkeit und zog den kleinen Katheter aus der Vene.
    Als sie sich aufzusetzen versuchte, hatte sie das Gefühl, ein Amboß laste auf ihrer Brust, der sie in die Kissen zurückdrücke. Indem sie sämtliche Kraftreserven mobilisierte, gelang es ihr endlich, sich doch aufzusetzen. Der Raum drehte sich vor ihren Augen. Die Bäume vor dem Fenster schienen mit fünfundvierzig Grad Schräglage zu wachsen. Sie würgte, ohne sich übergeben zu können.
    Ihr Gehirn schien außerstande zu sein, den Beinen Befehle zu senden. Sie mußte sich fünf Minuten lang ungeheuer anstrengen, um sie nur über die Bettkante zu schieben. Dann baumelten ihre Füße über dem Boden, während sie gegen Übelkeit und wiederkehrende Schwindelanfälle ankämpfte. Schließlich brachte sie den Mut und die Kraft auf,

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