Blindes Vertrauen
begeistert nickend. »Sie ist Methodistin.«
Einer der Agenten verdrehte die Augen. Der andere fragte: »Aber Sie würden sie wohl nicht als religiöse Fanatikerin bezeichnen?«
»Nein. Sie hat nichts gegen Kraftausdrücke und kann ganz schön fluchen.«
»Sympathisiert sie mit irgendwelchen Splittergruppen oder radikalen Organisationen?«
»Nicht, daà ich wüÃte. Aber sie hat schon an einigen Protestaktionen teilgenommen.«
»Gegen was?«
»Bücherverbote. Zerstörung des Regenwalds. Delphine statt Thunfisch in Konserven. Sachen dieser Art.«
»Nichts Subversives?«
»Nein.«
»Wie stehtâs mit ihrem Privatleben?«
»Darüber redet sie nicht viel.«
»Liebhaber?«
»Keinen ständigen.«
»Mitbewohner?«
»Sie lebt allein.«
»Enge Freunde?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie hat nie von welchen gesprochen. Wissen Sie, sie ist eine dieser Frauen, die mit ihrem Beruf verheiratet sind.«
»Was ist mit ihren Eltern?«
»Tot.«
»Kennen Sie ihre Namen? Wo sie gelebt haben?«
»Sorry. Sie sind gestorben, bevor sie hier angefangen hat.«
In seinem Bestreben, wichtig zu wirken und mitteilsam zu sein, hatte Howie fast vergessen, daà sie über Barrie, nicht über eine hartgesottene Kriminelle sprachen. Jetzt empfand er leichte Gewissensbisse. Barrie konnte verdammt lästig sein, aber irgendwie war es nicht richtig, mit der Bundespolizei so freimütig über sie zu diskutieren.
»Warum interessiert das FBI sich für sie? Hat sie was angestellt?«
»Nur eine Routineüberprüfung.« Der zweite Agent stand auf. »Sie hat mehrmals angerufen, um sich nach dem Gesundheitszustand der First Lady zu erkundigen. Dabei hat sie ungewöhnlich starkes Interesse an Mrs. Merritt und ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort an den Tag gelegt.«
Howie atmete auf. »Ach, sie hat doch bloà als Freundin angerufen. Die beiden haben sich angefreundet, als Barrie sie interviewt hat.«
»Das WeiÃe Haus wird miÃtrauisch«, sagte der erste Agent, »wenn jemand allzu neugierig nach dem Präsidenten oder Mitgliedern seiner Familie fragt.«
Die Agenten bedankten sich bei Jenkins und Howie für ihre Auskünfte und gingen.
Howie gelang es nicht, sich ebenso rasch abzusetzen. Jenkinsâ finsterer Blick schien ihm FuÃfesseln anzulegen. »Wissen Sie etwa mehr, als Sie zugegeben haben?« fragte er scharf.
»Nein, Sir.«
»Worum gehtâs bei dieser heiÃen Story?«
»Wie ich den beiden schon erklärt habe, Mr. Jenkins, ich weià es nicht, das schwöre ich Ihnen. Aber Barrie hat gesagt, Watergate sei nichts im Vergleich dazu.«
»Die Sache ist also politisch?«
»Das hat sie nicht gesagt. Nur, daà sie groà sein soll.«
Jenkins deutete gebieterisch mit dem Zeigefinger auf ihn. »Ich will nicht, daà bei meinem Sender irgendwelche radikalen Spinner arbeiten.«
»Dazu gehört Barrie bestimmt nicht, Sir. Sie ist eine gute Reporterin. Das haben Sie ihr neulich in Ihrem Memo selbst bestätigt.«
»Ich habâ ihr nie ein Memo geschickt. Wovon zum Teufel reden Sie überhaupt, Fripp?«
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»George?«
Vanessa wuÃte nicht, ob sie sich verständlich gemacht hatte, aber der Arzt blickte auf sie herab und lächelte. »Freut mich, daà Sie wach sind. Wie fühlen Sie sich?«
»Nicht gut.« Ihr war übel, und es war schwierig, sich auf seine verschwommene, mehrfach überlagerte Erscheinung zu konzentrieren. Sie erinnerte sich vage an eine häÃliche Szene. George hatte ihr eine Beruhigungsspritze gegeben. Das schien vor sehr langer Zeit gewesen zu sein. »Was ist los mit mir? Wo ist David?«
»Der Präsident und ich waren uns darüber einig, daà Sie absolute Bettruhe brauchen, deshalb haben wir Sie hierher verlegt.« Er tätschelte ihren Arm, aber sie hätte diese Berührung vermutlich gar nicht gespürt, wenn sie nicht zufällig ihren Handrücken betrachtet hätte, auf dem eine intravenöse Nadel eine farblose Lösung in ihre Vene tropfen lieÃ.
Dann lenkte eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit auf die andere Bettseite. Eine Krankenschwester lächelte auf sie herab. »Ich bin Jayne Gaston«, sagte sie dabei. Sie war eine Mittfünfzigerin mit breitem, freundlichem Gesicht, die ihr graumeliertes Haar ziemlich kurz trug.
»Mrs. Gaston
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