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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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zu versuchen, seine einfache Herkunft zu vertuschen, hatten seine Wahlkampfmanager ihn als die Verkörperung des amerikanischen Traums hingestellt. Er war der Abraham Lincoln des 21. Jahrhunderts. Er hatte unglaubliche Nachteile überwunden, um das höchste Amt der Welt zu erringen. Senator Armbrusters Förderung war sehr hilfreich gewesen, aber Merritts angeborene Intelligenz und sein Durchsetzungsvermögen hatten Armbruster erst auf ihn aufmerksam gemacht.
    Unerwähnt blieb jedoch, wie jämmerlich die Armut des jungen Merritt gewesen war. Nur wenige wußten, daß seine Eltern beide Alkoholiker gewesen waren. Bevor sie sich praktischerweise zu Tode gesoffen hatten, hatte er schon lange für sich selbst sorgen müssen. Betrunken hatte er sich nur einmal in seinem Leben: am Tag der Beisetzung seines Vaters. Er hatte sich betrunken, um seine Befreiung von zwei Menschen zu feiern, die er schon immer gehaßt und verachtet hatte.
    Spencer sah wieder zu dem Präsidenten hinüber.
    Sein Ausbruch hatte wie üblich nicht lange gedauert. Jetzt schwieg er und konzentrierte sich auf seine Atemübungen. Spencer hatte sich dafür entschieden, ihm die Hiobsbotschaft bei dieser Gelegenheit zu überbringen, weil die Sache persönlich war und absolute Geheimhaltung erforderte. Beim Joggen war es unwahrscheinlich, daß auch nur die Secret-Service-Agenten, die ihnen in einigem Abstand folgten, etwas mitbekamen. Die Agenten wußten, daß sie Abstand halten mußten,
wenn der Präsident etwas mit Spencer zu besprechen hatte. Ihre Gespräche waren immer streng geheim.
    Â»Woher weißt du, daß Barrie Travis nach Wyoming gereist ist?« fragte Merritt zweifelnd.
    Â»Sie war zwei Tage nicht mehr in ihrem Haus. Ihr Köter ist in einer Hundepension.«
    Â»Ich hab’ nicht gefragt, ob sie verreist ist«, knurrte der Präsident. »Ich hab’ gefragt, woher du weißt, daß sie in Wyoming ist.«
    Spencer steckte den Anpfiff ungerührt weg. Er hielt Reizbarkeit für eine Schwäche, selbst bei Präsidenten – vor allem bei Präsidenten. »Während deiner Kalifornienreise habe ich mit ihrem Vorgesetzten geredet.« Er schilderte Merritt, wie er Howie Fripp in seiner Stammkneipe angesprochen hatte. »Der Kerl ist ein Schwachkopf. Aber ich glaube nicht, daß er weiß, wo Travis ist, denn er hat zwei FBI-Agenten gestern morgen am Arbeitsplatz die gleiche Geschichte erzählt. Dabei hat er sich vor Angst fast in die Hose gemacht. Hätte er was gewußt, hätte er garantiert ausgepackt.«
    Â»Ist ihr Haus durchsucht worden?«
    Â»Offiziell nicht«, antwortete Spencer. »Wir haben keinen Durchsuchungsbefehl und keinen triftigen Grund für einen.«
    Â»Und inoffiziell?«
    Â»Inoffiziell wurde es vom besten Mann der Branche durchsucht«, berichtete Spencer mit kaltem Grinsen. »Seinem Eindruck nach hat sie versucht, ihre Spur zu verwischen. Er hat nirgends den geringsten Hinweis auf die bevorstehende Reise oder ihr Reiseziel entdeckt. Gefunden hat er lediglich mehrere überfällige Bibliotheksbücher über Krippentod und psychische Störungen bei Frauen.«
    Merritt fuhr sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. »Sie macht also weiter.«
    Â»Das vermute ich auch. Wir haben ihr Auto auf einem Parkplatz
am Flughafen gefunden und angefangen, die Passagierlisten sämtlicher Flüge zu kontrollieren. Sie ist unter falschem Namen gereist und hat keine ihrer Kreditkarten benützt.«
    Der Präsident machte halt. Auch Spencer blieb stehen. Die Secret-Service-Agenten behielten ihren Abstand bei.
    Â»Sie verhält sich schrecklich paranoid«, sagte Merritt.
    Â»Genau. Als ihr Name nicht aufgetaucht ist, haben wir bei den Airlines nachgefragt, bis wir die Angestellte gefunden haben, die ihr das Ticket verkauft hat. Travis hat einen falschen Namen angegeben und den Flug nach Jackson Hole bar bezahlt. Die Angestellte hat sie auf einem Foto identifiziert.«
    Â»Sie ist zu Gray geflogen.«
    Â»Sie ist zu Gray geflogen.« Spencers Miene war ebenso düster wie die des Präsidenten. »Zumindest müssen wir das annehmen.«
    Merritt starrte nachdenklich in die Luft. »Er haßt Reporter. Ich glaube nicht, daß er mit ihr redet.«
    Â»Es wäre riskant, sich darauf zu verlassen.«
    Â»Verdammt!« Der Präsident schnippte einen Schweißtropfen von seiner

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