Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
über die Matratze nach vorn zu rutschen und ihre Füße auf den Boden zu stellen.
    Ihre Beine trugen sie nicht. Sie brach neben dem Bett zusammen, blieb dort schluchzend liegen und rang keuchend nach Atem – zu schwach, um aufzustehen, sogar zu schwach, um Hilfe herbeizurufen. Sie wünschte sich, sie wäre tot.
    Nein! Der Teufel sollte sie holen, wenn sie es den anderen so einfach machte.
    Entschlossen rutschte sie wie eine primitive Lebensform über den Fußboden, setzte dabei eine Hand, einen Fuß, eine Schulter oder eine Ferse wie ein Pseudopodium ein, um sich in winzigen Etappen vorwärtszuschieben.
    Als sie endlich die Tür erreichte, war sie in Schweiß gebadet. Ihr Haar und ihr Nachthemd klebten an ihrer Haut. Sie rollte sich in fetaler Haltung zusammen, um frische Kräfte zu sammeln,
und begann zu zittern, als ihr schweißnasser Körper abkühlte.
    Schließlich hob sie den Kopf und sah zum Türknauf empor. Er schien so unerreichbar wie der Mond zu sein. Sie versuchte gegen die Tür zu hämmern, aber ihre Hände klatschten nur schwach dagegen. Also drückte sie ihre Handflächen ans kühle Holz, strengte die Arm- und Brustmuskeln an und arbeitete sich an der Tür hinauf, bis sie erst ein Bein und dann das zweite unter ihren Körper ziehen und sich kniend aufrichten konnte.
    Als nächstes umklammerte sie den Türknauf mit beiden Händen und schaffte es, ihn zu drehen, während sie zugleich gegen die Tür sank. Als die Zimmertür aufsprang, fiel sie über die Schwelle in den Korridor hinaus. Sie landete auf einer Schulter, so daß schmerzhafte kleine Blitze durch ihren Arm zuckten.
    Â»Mrs. Merritt! O Gott! Dr. Allan!«
    Laute Stimmen. Polternde Schritte. Hände, die unter ihre Arme griffen, um sie aufzuheben.
    Schlaff und erschöpft wankte sie zwischen den beiden Secret-Service-Agenten, die sie stützten, zu ihrem Bett zurück.
    George Allan schob die Agenten beiseite. »Danke, Gentlemen.«
    Â»Soll ich einen Krankenwagen rufen, Dr. Allan?« fragte einer von ihnen.
    Â»Danke, nicht nötig.« Er hörte ihr Herz mit seinem Stethoskop ab. »Mrs. Gaston, bereiten Sie bitte einen neuen Tropf vor.«
    Der andere Agent fragte, ob er den Präsidenten oder Mr. Martin anrufen solle. Der Arzt antwortete, er werde den Präsidenten selbst anrufen, sobald Mrs. Merritt stabilisiert sei. Die beiden Agenten zogen sich zurück.
    Â»Wir fixieren sie im Bett«, erklärte George der Krankenschwester. »An Armen und Beinen.«

    Â»Ist das nicht übertrieben?«
    Â»Wir dürfen nicht riskieren, daß sie noch einmal aufsteht und hinfällt, Mrs. Gaston.«
    Â»Ich wäre Mrs. Merritt gern behilflich, wenn sie aufstehen will, Dr. Allan. Wahrscheinlich täte es ihr gut, das Bett zu verlassen. Ich glaube, daß sie zu stark sediert wird.«
    Â»Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen«, sagte George in einem Tonfall, der vom Gegenteil kündete, »aber ich kann am besten beurteilen, was meine Patientin braucht. Bitte führen Sie meine Anweisungen aus, die auch die des Präsidenten der Vereinigten Staaten sind. Haben wir uns verstanden?«
    Â»Ja, Dr. Allan.«
    Vanessas Augen waren geschlossen, aber sie hatte den größten Teil dieses Gesprächs mitbekommen, obwohl es ihr schwerfiel, manchen Worten eine Bedeutung zuzuordnen. Warum sollte sie nicht mehr aufstehen dürfen?
    Wo war David?
    Wo war ihr Vater?
    Wo war sie ?
    Vielleicht in der Hölle.
    Nein, bestimmt in der Hölle.
    Â 
    Â»Wo? «
    Â»Wyoming.«
    Â»Scheiße!«
    Nachdem Spencer dem Präsidenten die Hiobsbotschaft überbracht hatte, joggte er schweigend weiter neben ihm her. Die nun folgende Schimpfkanonade hätte jeden Seemann erröten lassen können. Merritt gebrauchte Ausdrücke, die er von seinem Vater, einem Werftarbeiter in Biloxi, aufgeschnappt hatte.
    Merritts Herkunft war während seines ersten Wahlkampfs um einen Abgeordnetensitz bekanntgeworden. Als er später
Präsidentschaftskandidat war, wußte die amerikanische Wählerschaft genau, daß er nicht reich und privilegiert aufgewachsen war. Seine Mutter war Köchin in einer Schulkantine gewesen, aber trotz zweier Einkommen war die Familie selten flüssig gewesen. Sie hatte nie ein eigenes Haus besessen. David Merritt hatte seine Kindheit in einem gemieteten Mobile Home auf einem zweitklassigen Abstellplatz verbracht.
    Statt

Weitere Kostenlose Bücher