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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Jack Daniel’s ein. Er kippte den Bourbon, fest entschlossen,
diesen Anruf zu ignorieren, sich wieder hinzulegen und weiterzuschlafen.
    Aber dann zögerte er erneut. Was zum Teufel konnte diese Reporterin über Vanessa wissen, das nicht bis zum kommenden Morgen Zeit hatte?
    Armbruster starrte das Telefon vorwurfsvoll an, als wäre es ein Todfeind. Er wußte genau, daß er nicht wieder würde einschlafen können. Außerdem hatte die Dringlichkeit in ihrem Tonfall echt geklungen.
    Er stand auf und zog sich an. Zehn Minuten später saß er in seinem Wagen, um nach Shinlin zu fahren. Die kleine Stadt war ihm vertraut, weil er schon oft in Highpoint gewesen war. Er kannte die Strecke dorthin fast auswendig.
    Unterwegs erinnerte er sich an eine Nacht vor achtzehn Jahren, in der er ebenfalls zu nachtschlafender Zeit geweckt worden war. Damals hatte er ein paar Tage Urlaub auf seiner Farm in Mississippi gemacht. Dort konnte man sorgenlos und ohne Hetze leben. Außer in dieser einen Nacht.
    Clete war hochgeschreckt, als jemand an der Haustür Sturm geklingelt hatte. Seine Haushälterin kam aus ihrem Zimmer hinter der Küche und zog den Gürtel ihres Morgenrocks fester, aber er hatte die Haustür vor ihr erreicht.
    Auf der Schwelle stand David Merritt. Er war vom Regen durchnäßt wie eine halbertränkte Katze und sah auch genauso elend aus. Ein Blitzstrahl ließ lange blutige Kratzer auf seinem Gesicht erkennen.
    Â»Was zum Teufel ist mit dir passiert?« rief Clete aus.
    Â»Entschuldige, daß ich dich aus dem Bett geholt habe, aber ich muß dich sofort sprechen.«
    Â»Was ist los? Hattest du einen Unfall?«
    David sah besorgt zu der Haushälterin hinüber. Clete sagte, er brauche sie nicht mehr, und sie ging in ihr Zimmer zurück.

    Danach führte er David in sein Arbeitszimmer, knipste die Schreibtischlampe mit dem Seidenschirm an und goß dem jungen Mann einen Brandy ein. David saß auf der Polsterbank am Fenster, hielt den Schwenker zwischen beiden Händen und stürzte den Inhalt in einem Zug hinunter.
    Â»Sonst trinkst du langsamer«, stellte Clete fest, während er David ein Papiertaschentuch gab, damit er sich die blutenden Kratzer abtupfen konnte. »Anscheinend hast du was Schlimmes mitgemacht. Also, raus mit der Sprache!«
    Clete machte es sich mit einer Zigarre in seinem Ledersessel bequem. David stand auf und begann nervös auf und ab zu laufen.
    Â»Es geht um eine Frau.«
    Â»Hab’ ich mir gedacht«, sagte Clete und warf das Streichholz in den Aschenbecher.
    Â»Ich habe sie kennengelernt, als wir letzten Sommer hier waren.«
    Â»Ein einheimisches Mädchen? Wo hast du sie kennengelernt? Wie heißt sie? Wer sind ihre Eltern?«
    Â»Sie heißt Becky Sturgis, aber du kennst sie bestimmt nicht. Sie ist ein ganz einfaches Mädchen, ein Nichts. Ich habe sie in einer Fernfahrerkneipe am Highway aufgegabelt. Sie war schon angetrunken, als ich reingekommen bin. Wir haben ein bißchen geflirtet, miteinander getanzt und zu schmusen angefangen. Sie hat sich gleich mächtig ins Zeug gelegt. Wir mußten rausgehen, sonst wär’ es peinlich geworden. Wir waren kaum im Freien, als sie über mich hergefallen ist. Wir haben’s gleich dort gemacht – an der Außenwand des Gebäudes.«
    Es wäre heuchlerisch gewesen, seinem Schützling wegen dieser Eskapade Vorwürfe zu machen. In Davids Alter hatte Clete selbst einige ziemlich wilde Geschichten erlebt. Erst als er reifer geworden war, hatte er gelernt, wie wertvoll Diskretion und
nüchterne Überlegung waren. Trotzdem hatte er das Gefühl, ihn wenigstens ein bißchen zurechtweisen zu müssen.
    Â»Mehrere große Staatsmänner sind nicht ins Weiße Haus gekommen, weil sie Kopf und Schwanz verwechselt haben. Sie haben nicht mehr gewußt, womit sie vögeln und womit sie denken sollten.«
    Â»Ja, das weiß ich«, bestätigte David mit gepreßter Stimme. »Aber ich habe sie ehrlich für harmlos gehalten. Sie war hübsch, sexy und ungebunden. Sie lebt allein, arbeitet in einer Molkerei als Fahrdienstleiterin für die Lieferwagen und hat so gut wie keine Angehörigen.«
    Clete grunzte skeptisch. »Wenn die Kleine so harmlos ist, was führt dich dann mitten in der Nacht zu mir – mit blutigem Gesicht und so hundeelend, als wolltest du jeden Augenblick auf den Orientteppich kotzen, der der ganze Stolz

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