Blindes Vertrauen
meiner seligen Frau war?«
»Ich ⦠ich habâ sie umgebracht.«
Cletes Lippen wurden so schlaff, daà die brennende Zigarre ihm beinahe in den Schoà gefallen wäre. Allmählich erholte er sich soweit, daà er aus dem Sessel aufstehen und einen weiteren Brandy einschenken konnte â diesmal für sich selbst. Er kippte ihn fast so hastig, wie David seinen getrunken hatte. Clete sah, wie sich seine Träume für den jungen Mann wie ein Stück Würfelzucker auflösten.
David Merritt hatte sich in Armbrusters Wahlkampf als freiwilliger Helfer so bewährt, daà ihm bald ein bezahlter Job angeboten worden war. Als Clete ihn damals kennengelernt hatte, war David erst vor kurzem aus der Marineinfanterie entlassen worden. Er war diszipliniert und besaà Intuition. Er brauchte wenig oder keine Aufsicht und führte jeden Auftrag rasch und geschickt aus. So dauerte es nicht lange, bis Clete ihm mehr Verantwortung übertrug.
Nachdem er in den Senat gewählt worden war, schlug er David vor, in Washington in seinem Stab mitzuarbeiten. In den vergangenen zwei Jahren hatte David sich als wertvoller Mitarbeiter erwiesen, der auf politischem Gebiet wiÃbegierig und lernfähig war. Clete hatte bereits GroÃes mit ihm vor, denn er wuÃte, daà David alle Voraussetzungen für einen hervorragenden Politiker mitbrachte.
In bezug auf wirtschaftliche Fragen besaà er viel praktischen Sachverstand, weil er sich in seiner Jugend mit geringen Mitteln hatte durchschlagen müssen. In seiner Freizeit studierte er Zivil- und Verwaltungsrecht. Beim Militär hatte er mit Auszeichnung gedient. Er sah gut aus, konnte gut reden und war â jedenfalls bis zu diesem Abend â mit keinerlei Skandalen belastet.
Clete muÃte seine gesamte Selbstbeherrschung aufbieten, um sich nicht auf David zu stürzen und ihn dafür zu ohrfeigen, daà er so unglaublich dämlich gewesen war. »Ich nehme an, daà du sie aus gutem Grund umgebracht hast«, sagte er barsch.
»Ich kann beschwören, daà es ein Unfall war.«
»Du sollst nichts beschwören!« brüllte Clete. »Dein Ehrenwort genügt mir.«
»Ich gebe dir mein Ehrenwort, Clete.«
Er studierte Davids Gesichtsausdruck sorgfältig, entdeckte aber in seiner Elendsmiene keinerlei Anzeichen für einen Täuschungsversuch. Er sah nur einen verängstigten jungen Mann. »Okay«, sagte Clete. »Was ist passiert?«
»Dazu muà ich ein biÃchen ausholen. Nach diesem ersten Mal habe ich mich immer mit ihr getroffen, wenn wir hier waren.«
Clete wälzte seine Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen. »Zu Weihnachten?«
»Ja.«
»Ostern?«
David nickte.
»Während du um Vanessa geworben hast?« brüllte Clete. »Du hast uns beide für dumm verkauft!«
»Das darfst du nicht sagen, Clete«, widersprach David mit gepreÃter Stimme. »Du weiÃt genau, wie ich zu Vanessa stehe. Ich liebe sie und will sie heiraten, aberâ¦Â«
»Aber du hast den Drang verspürt, irgendeine Schlampe zu vögeln, die sich betrinkt und sich an der Wand einer Fernfahrerkneipe bumsen läÃt. Ist das deine Vorstellung von einem Liebesleben?«
Sein Ausbruch brachte Clete wieder zur Vernunft. Er lieà sich in seinen Sessel fallen und paffte heftig an seiner Zigarre, während er sich allmählich beruhigte. David war klug genug, ihm Zeit zu lassen. »Also gut«, knurrte er schlieÃlich, »wie ist es weitergegangen?«
»Bei meinem letzten Urlaub hat sie mich angerufen, um mich in ihren Wohnwagen einzuladen. Als ich dann hingekommen binâ¦Â« Er machte eine Pause und rieb sich das Gesicht. »Ich habâs kaum glauben können. Sie hatte einen Bauch bis hierher.«
Clete starrte ihn einige Augenblicke an. »Her mit der Brandykaraffe!« verlangte er dann. David gehorchte, obwohl der Senator nicht übel Lust zu haben schien, ihm die Kristallkaraffe über den Schädel zu ziehen. Clete nahm zwei groÃe Schlucke daraus. »Soll das heiÃen, daà sie schwanger war?«
»Damals schon. Das Kind ist vor ein paar Wochen zur Welt gekommen. Ein Junge.«
»Deiner?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen?« rief David aus und erhob damit erstmals die Stimme. »Natürlich ist das möglich, aber als Vater kommen ebensogut ein Dutzend andere Männer in Frage. Sie hat behauptet, er wäre
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