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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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klingt es nach einer schwachen Ausrede.«
    Â»Nun, jedenfalls hat Dr. Allan es hinausgeschoben, einen Krankenwagen anzufordern, bis er das Gefühl hatte, unmöglich länger warten zu können. Gray und ich sind der Kolonne zufällig auf der Straße begegnet. Wir sind hinterhergefahren. Als wir die Leiche gesehen haben…« Sie seufzte.
    Â»Du hast einen voreiligen Schluß gezogen, der auf Annahmen, nicht auf Tatsachen basiert hat.«
    Â»Ja, ja, reib’s mir nur unter die Nase.«
    Â»Ich kann gar nicht glauben, daß du Armbruster wirklich nach Shinlin gelockt hast.«
    Â»Du darfst es mir glauben, Armbruster und einen WVUE-Kameramann,
dessen Timing ausgezeichnet war. Er ist in dem Augenblick aufgekreuzt, in dem sich mein schrecklicher Irrtum herausgestellt hat. Und er hat alles für die Nachwelt festgehalten: mein Erstaunen, Grays Verblüffung, Armbrusters Beinahezusammenbruch und die Ankunft von Ralph Gaston junior, dem Sohn der Verstorbenen, der nicht nur den Tod seiner Mutter verkraften mußte, sondern auch noch in die tumultartigen Auswirkungen meines tragischen Irrtums verstrickt wurde.
    Irgendein Sadist aus dem Krankenhauspersonal hat die Lokalpresse informiert, die ihrerseits … Nun, du weißt, was sich daraus entwickelt hat. Wir haben Schlagzeilen gemacht. Zum Glück ist die Geschichte gestorben, bevor weitere Kamerateams anrücken konnten. Ich bin mit dem einzig existierenden Videoband getürmt.«
    Sie machte eine Pause, um sich die Augen abzutupfen und die Nase zu putzen. Seit Senator Armbrusters Anpfiff war sie ständig den Tränen nahe. Ohne sich um die zahlreichen Zuhörer zu kümmern, hatte er sie angebrüllt, sie habe nicht nur sich selbst, sondern auch ihn zu einem gottverdammten Narren gemacht. Sie habe eine Tracht Prügel dafür verdient, daß sie ihm solche Angst eingejagt hatte, und er werde dafür sorgen, daß sie ihr unentschuldbares, unverzeihliches und unprofessionelles Verhalten teuer bezahlen werde. Barrie, die ihm jedes Wort glaubte, hatte sich seine Warnung sehr zu Herzen genommen.
    Seine Drohung hing wie das blitzende Fallbeil einer Guillotine über ihr. Sie war so gut wie erledigt; sie wußte nur noch nicht, wann und wie das Fallbeil herabsausen würde. Auf lange Sicht brauchte sie die Vergeltungsmaßnahmen des Senators vielleicht gar nicht zu fürchten. Schon die Ungewißheit, welche Form sie annehmen würden, konnte ihr den Rest geben.
    Â»Großer Gott, Daily«, ächzte sie und legte einen Arm über ihre Augen, »wie habe ich mich bloß so täuschen können? Alles
hat darauf hingewiesen, der Präsident der Vereinigten Staaten habe einen, vielleicht sogar zwei Morde verübt. Nüchterne Überlegung hätte erfordert, daß ich darüber noch mal gründlich nachdenke.«
    Â»Also, ich glaube eigentlich nicht, daß deine ›nüchterne Überlegung‹ den Wert hat, der ihr immer zugeschrieben wird«, meinte Daily mitfühlend. »Oder kannst du mir einen einzigen großen Denker zeigen, der ihr nicht ins Gesicht gespuckt hat?«
    Â»Gib dir keine Mühe, mich aufzurichten. Ich will mich weiter in meinem Elend suhlen. Das hab’ ich mir verdient.«
    Er massierte ihre Fußballen. »Du hast echt Scheiße gebaut, das stimmt. Diese Sache ist noch schlimmer als die mit Bundesrichter Green.«
    Â»Ich konnte es einfach nicht glauben!« sagte sie beinahe flüsternd. »Als Gray das Laken zurückgeschlagen hat, habe ich erwartet, Vanessas schönes kastanienbraunes Haar und ihren Porzellanteint zu sehen. Statt dessen hat da eine Unbekannte gelegen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Und dann ist Armbruster natürlich wie der Mount St. Helens hochgegangen. Und Gray …«
    Â»Gray?« hakte Daily nach.
    Â»Der hat’s wie David Copperfield gemacht und ist spurlos verschwunden.«
    Von all den ernsten Folgen, die ihr Leichtsinn haben würde, war Grays Verschwinden vielleicht am schwersten zu ertragen. Sie hatte sich damit abgefunden, die Zielscheibe von Senator Armbrusters Rachefeldzug zu sein. Der Senator würde es ihr heimzahlen, daß er einige Minuten lang hatte glauben müssen, seine Tochter sei tot. Und die Presse in Washington würde jahrelang über Barrie lachen. Das bißchen Glaubwürdigkeit, das sie nach dem Debakel mit Bundesrichter Green wieder zusammengekratzt hatte, war in alle Winde zerstoben.

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