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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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russischer Agent so was den eigenen Leuten antun?«
    »Cooke ist zur Zeit ein großes Tier«, antwortete ich. »Auf einem sehr wichtigen Gebiet des britischen Geheimdienstes kommt er gleich nach Taggart. Inzwischen speist er sogar mit dem Premierminister - wie er mir erzählt hat. Was würden es sich die Russen wohl kosten lassen, einen Mann in eine solche Position zu manövrieren?«
    Elin starrte mich an, als sei ich übergeschnappt. »Wer das alles auch geplant haben mag«, fuhr ich ruhig fort, »hat Gehirnwindungen, die so verschlungen sind wie eine Brezel.
    Trotzdem, alles paßt zusammen! Cooke ist ein Spitzenmann im britischen Geheimdienst – aber wie hat er es so weit gebracht?
    Antwort - dadurch, daß er die russische Organisation in Schweden vernichtet hat. Was ist nun den Russen wichtiger -
    das schwedische Spionagenetz zu erhalten, das notfalls wieder ersetzt werden kann - oder Cooke in seine jetzige Stellung zu hieven?« Ich klopfte mit dem Messergriff auf den Tisch.
    »Überall kannst du dasselbe komplizierte Muster erkennen.
    Cooke brachte mich Kennikin näher, indem er Birkby opferte.
    Die Russen brachten Cooke an Taggart heran, indem sie Kennikin und seine Gruppe opferten.« »Aber das ist doch albern!« platzte Elin heraus. »Warum sollte sich Cooke die ganzen Scherereien mit Birkby und dir aufhalsen, wenn die Russen sowieso gemeinsame Sache mit ihm machen?«
    »Damit es glaubhaft wirkt«, sagte ich. »Das Unternehmen wurde hinterher von Leuten mit Röntgenaugen durchleuchtet, und da mußte mit echtem Blut aufgewartet werden, nicht mit Tomatenketchup. Das Blut lieferte der arme Birkby – und Kennikin steuerte auch noch ein bißchen was bei.« Mir kam plötzlich ein Gedanke. »Ich frage mich, ob Kennikin überhaupt wußte, was gespielt wurde? Ich wette, seine Organisation wurde einfach unter ihm weggepustet - der arme Bastard wußte nicht mal, daß seine Herrn und Meister ihn ans Messer lieferten, um Cooke eine Stufe höher steigen zu lassen.« Ich rieb mir das Kinn. »Ob er es wohl immer noch nicht weiß?«
    »Das ist alles nur Theorie«, protestierte Elin. »So etwas gibt es doch gar nicht.«
    »Nein? Du lieber Himmel, du brauchst nur mal die Berichte über ein paar Spionageprozesse zu lesen, die veröffentlicht wurden, um dir klarzuwerden, daß die sagenhaftesten Dinge passieren. Weißt du, warum Blake zu zweiundvierzig Jahren Gefängnis verurteilt wurde?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts darüber gelesen.«
    »Du wirst es auch nirgendwo abgedruckt finden, aber im Department ging das Gerücht um, die Zahl unserer Agenten, die ins Gras beißen mußten, weil er sie verraten hatte, sei zweiundvierzig gewesen. Ob es wahr ist, weiß ich nicht, weil er bei einer anderen Gruppe war - aber stell dir einmal vor, was Cooke anrichten könnte!« »Du kannst also niemandem trauen«, konstatierte Elin. »Was für ein Leben!«
    »So schlimm ist es auch wieder nicht. Taggart traue ich bis zu einem gewissen Punkt - und auch Jack Case - das ist der Mann, den ich in Geysir treffen soll. Aber mit Cooke ist es was anderes. Er ist unvorsichtig geworden und hat zwei Fehler gemacht - einen, als er den Calvados erwähnte, und den anderen, als er selbst hinter dem Päckchen herrannte.«
    Elin lachte spöttisch. »Und der einzige Grund, weshalb du Taggart und Case traust, ist der, daß sie keine Fehler gemacht haben, oder wie du das nennst.« »Sagen wir mal so. Ich habe Graham umgebracht – einen Agenten des britischen Geheimdienstes -, und jetzt sitze ich in der Klemme. Aus der kann ich mich nur herauswinden, wenn ich nachweise, daß Cooke ein russischer Agent ist. Wenn mir das gelingt, bin ich der Held des Tages und habe wieder eine reine Weste. Mein Glück, daß ich Cooke nicht ausstehen kann.« »Aber wenn du dich täuschst?«
    »Ich täusche mich nicht«, erwiderte ich mit Nachdruck -
    wobei ich hoffte, daß es stimmte. »Ein anstrengender Tag heute, Elin. Aber morgen können wir ausruhen. Komm, ich verbinde deine Schulter.« Als ich den letzten Streifen Leukoplast festdrückte, fragte sie: »Bist du eigentlich dahintergekommen, was Taggart gesagt hat, kurz bevor der Sturm losging?« Daran dachte ich nicht gern. »Ich glaube, er wollte mir mitteilen, daß Kennikin in Island ist«, murmelte ich.
     
    2
     
    Obwohl ich nach der langen Fahrt bleiern müde war, schlief ich schlecht. Der Wind heulte von Westen her über den Askja-Krater weg und rüttelte am Land-Rover, so daß er zu schwanken begann, während

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