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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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daß wir bis Geysir reichen würden. Elin zauberte zwei Flaschen Carlsberg aus dem Kühlschrank, und dankbar füllte ich mein Glas. Ich schaute ihr zu, wie sie die Eier mit zerlassener Butter übergoß. Sie sah blaß und erschöpft aus. »Wie geht es deiner Schulter?« »Sie ist steif und tut weh«, klagte sie. Das war zu erwarten gewesen.
    »Nach dem Essen mache ich dir einen neuen Verband«, schlug ich vor. Ich trank einen Schluck aus meinem Glas, das kalte Bier prickelte mir angenehm auf der Zunge. »Ich wünschte, ich hätte dich aus der ganzen Angelegenheit raushalten können, Elin.«
    Sie wandte mir das Gesicht zu und lächelte flüchtig. »Aber es ist nun mal nicht so.« Mit einer geschickten Drehung des Fleischwenders beförderte sie ein Ei auf den Teller. »Obwohl ich nicht behaupten kann, daß ich es besonders genieße.«
    »Es soll auch keine Vergnügungsreise sein.« Sie stellte den Teller vor mich hin. »Warum hast du dich nach Kennikins Trinkgewohnheiten erkundigt? Das kommt mir ziemlich abwegig vor.« »Dazu gibt’s eine lange Vorgeschichte«, erklärte ich. »Als junger Mann kämpfte Kennikin in Spanien auf der republikanischen Seite. Danach lebte er eine Weile in Frankreich, wo er bei der Volksfront mitmischte - meiner Meinung nach war er schon damals Geheimagent. Auf alle Fälle bekam er zu der Zeit Geschmack an Calvados – dem Apfelschnaps aus der Normandie. Hast du Salz?« Elin reichte mir den Salzstreuer. »Ich nehme an, irgendwann wurde seine Sauferei zu einem Problem. Er muß aber beschlossen haben, damit aufzuhören, denn laut Department trinkt er nicht mehr.
    Du hast ja gehört, was Taggart darüber gesagt hat.« Elin begann, Brot aufzuschneiden. «Ich verstehe nicht, worauf das hinauslaufen soll.«
    »Das kommt noch. Wie viele Trinker schafft er es, monatelang die Finger von dem Zeug zu lassen, aber wenn es hart auf hart geht und er unter Druck steht, dann fängt er wieder an zu saufen. Weiß Gott, in unserer Branche mangelt es nie an Streß. Der springende Punkt ist - er trinkt nur heimlich.
    Das fand ich erst raus, als ich in Schweden nahe an ihn herankam. Als ich ihn einmal unangemeldet besuchte, traf ich ihn sternhagelblau an - voller Calvados -, was anderes rührte er nicht an. Er war so betrunken, daß er darüber redete. Wie dem auch sei, ich packte ihn ins Bett und verdrückte mich taktvoll.
    Mir gegenüber erwähnte er den Zwischenfall nie wieder.« Ich nahm ein Stück Brot und wischte das Eigelb auf. »Wenn ein Agent nach einem Auftrag wieder zur Zentrale zurückkehrt, wird er von Experten nach Strich und Faden verhört. Ich bildete keine Ausnahme, als ich von Schweden zurückkam, aber weil ich wegen der Sache mit Jimmy Birkby Stunk machte, fiel das Verhör vielleicht nicht ganz so gründlich aus, wie es erforderlich gewesen wäre. Die Tatsache, daß Kennikin trinkt, ist jedenfalls nicht in die Akten gelangt. Und wie sich eben herausgestellt hat, ist es bis zum heutigen Tag nicht registriert worden.«
    »Ich begreife immer noch nicht«, murmelte Elin hilflos. »Du wirst es gleich verstehen«, entgegnete ich. »Als Cooke mich in Schottland aufsuchte, erzählte er mir, an welcher Stelle ich Kennikin verletzt hätte. Dabei ließ er verlauten, daß Kennikin mich eher mit einem scharfen Messer traktieren als eine Flasche Calvados mit mir teilen würde. Woher zum Teufel weiß Cooke von der Calvadosgeschichte? Er ist nie nahe an Kennikin herangekommen, und von der Calvadosgeschichte steht nichts in seinen Akten. Dieser Widerspruch hat mich lange beschäftigt, aber der Groschen ist erst heute nachmittag gefallen.«
    Elin seufzte. »Das ist ein sehr kleiner Anhaltspunkt.« »Warst du schon mal bei einem Mordprozeß dabei? Das maßgebliche Indiz, das zur Verurteilung eines Menschen führt, ist oft eine ganze Kleinigkeit. Aber da ist noch etwas. Die Russen rissen sich ein Päckchen unter den Nagel, das sie vermutlich bereits als Fälschung identifiziert haben. Das Normalste wäre doch, daß sie jetzt hinter dem richtigen Päckchen herjagen. Aber der einzige, der wutschnaubend angerast kam, war kein anderer als unser Freund Cooke.«
    »Du willst doch nicht behaupten, daß Cooke ein russischer Agent ist?« fragte Elin. »Aber das haut nicht hin. Wer war denn für die Vernichtung von Kennikins Spionagenetz in Schweden verantwortlich?« »Das hat Cooke inszeniert«, bestätigte ich. »Er hat mir die Richtung gezeigt und auf den Abzug gedrückt.« Elin zuckte die Achseln. »Na und? Würde ein

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