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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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nimmt, kann eine leichte Erschütterung oder auch den Tod zur Folge haben.
    Irgendein Schaden entsteht immer. Der Schlag muß ziemlich wuchtig sein, und da die Menschen verschieden ausfallen, kann es passieren, daß er den einen umbringt, während ein anderer davon nur benebelt wird. Das Problem ist nur, daß man vorher nie weiß, was für eine Art von Schlag es sein wird. Ich war nicht in der Stimmung, halbe Arbeit zu leisten. Ich knallte ihm den Totschläger kräftig auf den Kopf. Seine Knie gaben nach, und er sackte zusammen. Ich konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er hinstürzte. Ich ließ ihn vorsichtig auf den Boden sinken und drehte ihn um, so daß er auf dem Rücken lag. Eine Zigarette hing ihm halb zerkaut aus dem Mundwinkel. Blut tröpfelte von ihr herab. Offensichtlich hatte er sich auf die Zunge gebissen. Er atmete noch.
    Ich tastete seine Taschen ab und zog eine automatische Pistole hervor– eine Smith & Wesson, eine Doublette der Waffe, die ich Lindholm weggenommen hatte. Ich prüfte das Magazin, um mich zu überzeugen, daß es noch voll war, und entsicherte dann.
    Selbst wenn der Haufen Unglück zu meinen Füßen zu Bewußtsein kommen sollte, konnte er nicht mehr viel taugen.
    Ich brauchte mir seinetwegen den Kopf nicht zu zerbrechen.
    Meine Hauptsorge galt dem Mann mit dem Gewehr. Ich kehrte an mein Guckloch zurück, um zu sehen, was er trieb.
    Er tat immer noch dasselbe - er beobachtete mit unerschütterlicher Geduld den Land-Rover. Ich stand auf und stieg zu der Mulde hinab, die Pistole in der Hand. Jetzt galt es, besonders schnell zu sein, Geräuschlosigkeit war nicht mehr so wichtig. Außerdem hätte es den Burschen wahrscheinlich eher alarmiert, wenn ich mich angeschlichen hätte, statt mich ihm auf normale Weise zu nähern. Er drehte noch nicht einmal den Kopf. Statt dessen fragte er in der schleppenden Tonart des amerikanischen Westens: »Was vergessen, Joe?«
    Ich klappte den Mund zu, bevor mir der Unterkiefer zu weit herabsank. Ich hatte einen Russen erwartet. Keinen Amerikaner. Aber es war nicht der richtige Zeitpunkt, über Nationalitätsprobleme nachzugrübeln. Ein Mann, der einen mit Gewehrkugeln bombardiert, ist ein Mistvieh, gleichgültig, ob ein russisches oder ein amerikanisches.
    »Umdrehen«, befahl ich kurz. »Das Gewehr bleibt da, wo es ist, sonst haben Sie ein Loch im Kopf.« Er verhielt sich sehr still und drehte nur den Kopf. Er hatte himmelblaue Augen in einem gebräunten, schmalen Gesicht und wäre die ideale Besetzung für Pa’s Ältesten in einem Fernsehwestern gewesen.
    Im übrigen sah er gefährlich aus. »Verdammte Scheiße«, fluchte er vor sich hin. »In der werden Sie mit Sicherheit landen, wenn Sie die Finger nicht von dem Gewehr lassen«, verkündete ich. »Arme ausstrecken.«
    Er warf einen Blick auf die Pistole in meiner Hand und breitete zögernd die Arme aus. So wie er jetzt auf dem Boden lag, würde er sich wenigstens nicht überraschend erheben können. »Wo ist Joe?« fragte er. »Der macht ein Nickerchen.«
    Ich ging zu ihm hin, drückte ihm den Pistolenlauf in den Nacken und spürte, wie er erschauerte. Das mußte nicht unbedingt heißen, daß er Angst hatte - mich überläuft auch immer ein angenehmer Schauer, wenn Elin mich auf den Nacken küßt. »Bleiben Sie ja ruhig«, riet ich und hob das Gewehr auf. Im Augenblick hatte ich keine Zeit, es näher zu untersuchen, aber später sollte es sich als eine beachtliche Waffe herausstellen. Genaugenommen war es eine geglückte Promenadenmischung. Ursprünglich hatte das Gewehr wahrscheinlich als Stutzen begonnen, aber ein guter Büchsenmacher mußte viel Zeit darauf verwendet haben, es umzumodeln und Verfeinerungen anzubringen, wie zum Beispiel einen geschnitzten Kolben mit einer Vertiefung drin und ähnliche Raffinessen. Das Endergebnis war ein komplettes Mordwerkzeug für große Entfernungen. Das Gewehr hatte keine Automatik, es war für einen Schützen bestimmt, dessen erster Schuß garantierte, daß er sich viel Zeit für den zweiten lassen kann. Die Kammer faßte eine 375er Magnum-Patrone, ein schweres Geschoß mit einer gewaltigen Ladung, hoher Geschwindigkeit und niedriger Flugbahn. In den richtigen Händen konnte dieses Gewehr auf achthundert Meter Entfernung einem Menschen das Lebenslicht ausblasen -
    vorausgesetzt, es war hell genug und völlig windstill.
    Außerdem verfügte das Ding über ein phantastisches Zielfernrohr, ein auf verschiedene Entfernungen einstellbares Monstrum mit bis zu

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