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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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dreißigfacher Vergrößerung. Um es benutzen zu können, bedurfte es entweder eines Mannes mit gußeisernen Nerven, dessen Arme nicht zitterten, oder einer soliden Unterlage. Das Zielfernrohr war mit einem eigenen Entfernungsmesser ausgestattet, einer Anzahl von Markierungen auf dem Vertikalstrich des Fadenkreuzes. Es war auf fünfhundert Meter justiert. Ein ganz tolles Schießeisen.
    Ich stieß den Lauf in das Rückgrat meines Freundes. »Es ist Ihr eigenes Gewehr, was Sie da spüren«, erinnerte ich ihn. »Sie brauchen mir nicht zu erzählen, was passiert, wenn ich abdrücke.«
    Sein Kopf lag auf der Seite. Auf der Sonnenbräune machten sich Schweißperlen bemerkbar. Er brauchte seine Phantasie nicht sonderlich anzustrengen, denn mit Sicherheit war er ein Experte auf seinem Gebiet und wußte, daß er im Zweifelsfall kurzerhand in zwei Hälften zerrissen würde.
    »Wo ist Kennikin?« fragte ich. »Wer?«
    »Haben Sie nicht gehört«, fuhr ich ihn an. »Ich frage Sie noch mal – wo ist Kennikin?«
    »Ich kenne keinen Kennikin«, stammelte er undeutlich, was daher rührte, daß seine eine Gesichtsseite gegen den Boden gepreßt war. »Überlegen Sie sich’s noch mal.«
    »Ich sage Ihnen doch, daß ich ihn nicht kenne. Ich habe nur Befehle befolgt.«
    »Ja«, bestätigte ich. »Sie haben auf mich geschossen.«
    »Nein«, erwiderte er schnell. »Nicht auf Sie, auf Ihren Reifen.
    Sie leben ja noch, oder nicht? Ich hätte Sie jederzeit erschießen können.«
    Ich warf einen Blick auf den Land-Rover. Der Mann hatte recht. Es war nichts leichter als das – so als ob ein prämierter Meisterschütze in einer Schießbude auf Blechfiguren schießt.
    »Sie hatten den Befehl, mich aufzuhalten. Was dann?«
    »Nichts weiter.«
    Ich verstärkte den Druck auf sein Rückgrat um eine Spur.
    »Stellen Sie sich nicht dümmer, als sie sind.« »Ich sollte warten, bis jemand auftaucht, und dann abhauen.«
    »Und wer war dieser Jemand?« »Keine Ahnung. Man hat es mir nicht gesagt.« Das klang völlig verrückt; so unwahrscheinlich, daß es sogar wahr sein konnte. »Wie heißen Sie?« fragte ich. »John Smith.«
    Ich lächelte. »Na gut, Johnny. Nun kriechen Sie mal zurück, und zwar langsam. Und wenn ich zwischen Bauch und dem Boden mehr als einen Zentimeter Tageslicht sehe, ist der Bart ab.«
    Er robbte mühselig vom Rand der Mulde zurück in ihre Mitte. Dort hielt ich ihn an. So gern ich das Verhör fortgesetzt hätte, ich mußte es beenden, weil es reine Zeitverschwendung war.
    »So, Johnny«, warnte ich ihn. »Ich rate Ihnen, machen Sie keine plötzliche Bewegung, ich bin ein ausgesprochen nervöser Typ. Verhalten Sie sich ruhig.« Ich trat an die Seite, auf der er nichts sehen konnte, weil sein Gesicht mir abgewandt war, holte mit dem Gewehrkolben aus und ließ ihn auf seinen Hinterkopf sausen. So ging man normalerweise nicht mit einem solchen Gewehr um, aber ich hatte nichts anderes zur Hand. Der Kolben war wesentlich härter als der Totschläger, und bedauerlicherweise mußte ich damit rechnen, ihm einen Schädelbruch zugefügt zu haben. Aber wenigstens konnte er mir keinen Ärger mehr bereiten. Ich hob die Jacke auf, die er als Unterlage für das Gewehr benutzt hatte. Sie war ziemlich schwer, und ich.erwartete, eine Pistole in der Tasche zu finden.
    Jedoch rührte das Gewicht von einer unangebrochenen Schachtel Munition her. Neben der Jacke lag eine offene Schachtel. Beide waren ohne Etikett.
    Ich untersuchte die Waffe. Das Magazin war für fünf Schuß gedacht und enthielt noch vier. Eine steckte schußbereit in der Kammer. In der angebrochenen Schachtel befanden sich noch neunzehn Patronen. Mr. Smith war zweifellos ein Profi. Er hatte das Magazin gefüllt, eine Patrone in den Lauf befördert, dann das Magazin herausgenommen und es wieder mit einer Patrone nachgeladen, damit er insgesamt sechsmal schießen konnte. Nicht, daß das nötig gewesen wäre – er hatte auf vierhundert Meter Entfernung den Reifen eines fahrenden Autos mit einem einzigen Schuß zum Platzen gebracht.
    Ja, ein Profi war er, aber ganz bestimmt hieß er nicht Smith, denn in seinem amerikanischen Paß stand der Name Wendell George Fleet. Außerdem trug er einen Ausweis bei sich, der ihn ermächtigte, sich auch in den entfernteren Winkeln der amerikanischen Marinebasis in Keflavik aufzuhalten, in Gegenden, zu deren Besuch die Öffentlichkeit in keiner Weise ermuntert wird, im Gegenteil. Er trug keine Pistole bei sich.
    Ein Scharfschütze seines Kalibers

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